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Arbeitsmarkt in Mansfeld-Südharz Arbeitsmarkt in Mansfeld-Südharz: Jugendliche haben beste Chancen auf eine Lehrstelle

Von Helga Koch 03.11.2016, 09:00
Daniel Kindler aus Morungen ist im ersten Lehrjahr als Schornsteinfeger, sein Vater Bernd Kindler bildet ihn praktisch aus.
Daniel Kindler aus Morungen ist im ersten Lehrjahr als Schornsteinfeger, sein Vater Bernd Kindler bildet ihn praktisch aus. Ralf Kandel

Sangerhausen - Schornsteinfeger - für den 19-jährigen Daniel Kindler stand der Berufswunsch von kleinauf fest. Er hat Abitur gemacht und kürzlich seine Ausbildung begonnen: „Es macht Riesenspaß, ist interessant und abwechslungsreich, man hat flexible Arbeitszeiten.“ Beruflich tritt er in die Fußstapfen seines Vaters. „Ich habe ihm die Entscheidung freigestellt“, sagt Schornsteinfegermeister Bernd Kindler aus Morungen.

Jedem Bewerber konnte ein Ausbildungsangebot gemacht werden

Insgesamt haben sich im vorigen Jahr 812 Jugendliche als Bewerber bei der Agentur für Arbeit gemeldet. Das sind im Vergleich zum Vorjahr über 50 weniger. Doch angesichts von 732 Ausbildungsplätzen bedeutet das für die jungen Leute bessere Chancen denn je. „Alle Bewerber haben von uns ein Angebot erhalten“, freut sich Martina Scherer, die Chefin der Sangerhäuser Agentur für Arbeit. „Es sind keine Bewerber unversorgt geblieben, nun schon das sechste Jahr.“

Gleichzeitig standen den jungen Leuten fast 50 Stellen mehr zur Wahl. Aus Scherers Sicht ist das ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen zunehmend Fachkräfte brauchen. „Es gibt gute berufliche Perspektiven in Mansfeld-Südharz. Die Unternehmen haben gute Angebote in ganz vielen Branchen.“

Nur knapp 70 Prozent der Bewerber beginnt tatsächlich die Ausbildung

Von den 812 Bewerbern haben nur 564 (knapp 70 Prozent) tatsächlich eine Ausbildung oder Erwerbstätigkeit begonnen. 95 junge Leute werden dabei durch die Agentur für Arbeit besonders gefördert, etwa durch ausbildungsbegleitende Hilfen oder eine assistierte Ausbildung. Weil die Lage auf dem Ausbildungsmarkt besser geworden sei, habe es außerdem weniger Bewerber aus vergangenen Jahren ohne Lehrstelle gegeben. Zum Ende des Berufsausbildungsjahres sind 76 Ausbildungsplätze im Landkreis unbesetzt geblieben. „So viel wie nie in den zurückliegenden Jahren“, stellt die Agenturchefin fest. „Gerade bei technischen und handwerklichen Berufen gibt es seit Jahren Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen.“ Dort passten Stelle und Bewerber oft nicht zusammen.

Neun und damit die meisten Lehrstellen sind für Konstruktionsmechaniker offen geblieben. Außerdem fehlen Azubis als Fachkraft für Lebensmitteltechnik (sieben), Koch (sechs), für Kaufleute im Einzelhandel (fünf), Mechatroniker (vier) sowie Restaurantfachleute und Kaufleute im Büromanagement (je drei).

Anteil der vorzeitig abgebrochenen Ausbildungen ist landesweit sehr hoch

Wie Scherer hervorhebt, stimmen die Berufswünsche der jungen Leute und die angebotenen Ausbildungsstellen oft nicht überein. Zum Beispiel stehen 21 Bewerbern für Berufe in Metallbau und Schweißtechnik immerhin 52 Stellen gegenüber. 73 junge Leute haben sich als Kfz-Techniker beworben, bei insgesamt 55 Stellen.

Beim Verkauf kommen 96 Bewerber auf 86 Stellen, bei Verwaltungsberufen sind es 46 Bewerber auf elf Stellen. „Die Jugendlichen sind oft sehr klassisch orientiert“, begründet Scherer. Und die Statistik zeige, dass klassische Berufe wie Kfz-Techniker und Verkäufer bei den Jugendlichen immer noch an erster Stelle stehen.

Bedenklich sei nach wie vor, dass landesweit ein Drittel und auch im Landkreis fast ebenso viele Ausbildungsverhältnisse vorfristig gelöst werden. „Entweder treten junge Leute gar nicht erst die Lehre an oder es kommt in der Probezeit zur Kündigung“, sagt Scherer. In keinem Bundesland liege dieser Anteil so hoch. Dafür gebe es sicher sehr unterschiedliche Gründe. Am häufigsten würden ein schlechtes Betriebsklima, Konflikte zwischen Azubi und Ausbilder sowie gesundheitliche Probleme genannt.

Betriebe, Eltern, Schule, Lehrlinge und auch die Mitarbeiter müssten sich gemeinsam bemühen, dass weniger Ausbildungen abgebrochen werden. „Unsere Verantwortung ist es, mit den Jugendlichen eine Strategie zu entwickeln, wofür sie sich bewerben wollen.“ (mz)