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Blumenstrauß der Woche 90-jährige Hermine Ermisch aus Braunschwende strickt Mützen für Frühchen

Von Ralf Kandel 15.11.2021, 14:30
Hermine Ermisch im Kreis ihrer Freundinnen. Sie treffen sie sich regelmäßig.
Hermine Ermisch im Kreis ihrer Freundinnen. Sie treffen sie sich regelmäßig. (Foto: Ralf Kandel)

Königerode/MZ - Am Freitag war ganz einfach ein guter Tag. So wie immer, wenn sich Hermine Ermisch mit ihren Freundinnen vom Kreativzirkel Wippra trifft. Der letzte Freitag war ein ganz besonders guter Tag. Dabei wurde diesmal im Kreis der Freundinnen nichts kreativ gestaltet, sondern es wurde gefeiert. „Minchen“, wie die sechs Mitstreiterinnen ihre Hermine nur nennen, hatte wenige Tage zuvor Geburtstag. Mittlerweile ist es der 90.

Gemeinsam sticken und häkeln

Die neun Jahrzehnte sieht man der rüstigen Seniorin aber nicht an. Nicht auf den ersten Blick, und auch nicht auf den zweiten. Sie macht einen munteren Eindruck, verfolgt alles ganz genau und weiß, wovon sie spricht. Zu erzählen hat Hermine Ermisch reichlich. Von ihrer Kindheit in Galizien, der Flucht nach Deutschland über Polen, vielen Arbeitsjahren als Krankenschwester. Und schließlich überhaupt von ihrem Leben, geprägt von vielen Höhen, aber auch Schattenseiten.

Das Erzählen ist die eine Seite des Treffens der Frauen vom Kreativzirkel. Die andere, weit wichtigere, ist das gemeinsame Wirken. Aller 14 Tage, immer am Freitag, kommen die sieben Frauen in Königerode zusammen. Es wird gestrickt, gehäkelt und gebastelt. Mindestens zwei Stunden lang. „Manchmal geht es auch länger, wenn wir uns besonders viel zu erzählen haben“, lacht Hermine Ermisch.

Warum sich die sieben rüstigen Damen ausgerechnet im „Schwarzen Adler“ in Königerode treffen? Schließlich kommen sie aus Wippra, Friesdorf oder Braunschwende. „Minchen“ hat die passende Antwort natürlich sofort parat. „Vor 15 Jahren haben wir uns das erste Mal in Wippra getroffen. Dann gab es da keine richtige Gaststätte, keinen Treffpunkt für uns mehr. So sind wir eben nun hier in Königerode gelandet. Hier gefällt es uns sehr gut.“

Jubilarin hat viel zu erzählen

Diesmal gibt es besonders viel zu erzählen. Schließlich hält die Jubilarin den wie stets von der Blumenboutique Meinhardt gestifteten und vom Reporter der Mitteldeutschen Zeitung überreichten Blumenstrauß der Woche in ihren Händen.

Und das aus einem ganz einfachen Grund. „Den Strauß hat sich Minchen nun wirklich verdient. Sie strickt schon seit Jahren Sachen für Frühchen in einer Leipziger Kinderklinik. Das macht ihr Spaß und die Klinik freut sich riesig darüber“, sagt Margret Elze.

Dann erzählt die Jubilarin selbst: „Ich war früher viele Jahre Kinderkrankenschwester in Leipzig, ich habe in der Uniklinik in Leipzig gelernt. Später habe ich im Krankenhaus in Wippra gearbeitet“, erzählt sie. Und lächelnd: „Ich habe jede Menge Babys gewickelt. Fast alle Wippraer hatte ich damals irgendwann mal in der Hand.“

Weiterhin Kontakt zur Leipziger Klinik

Die Verbindungen zu ihren alten Wirkungsstellen in Leipzig sind nie abgerissen. Irgendwann reifte dann der Entschluss, Babysachen für „Frühchen“ in der Kinderstation in Leipzig herzustellen. „Das macht mir so viel Freude, Strümpfchen, Mützchen oder Decken zu machen“, sagt sie. Und: „Es ist einfach schön, mir macht es unheimlich Spaß.“

Die Freude liegt nicht nur auf ihrer Seite. In der Leipziger Klinik ist sie ebenso groß, wenn wieder einmal ein Paket aus Braunschwende eintrifft. „Zweimal war ich schon selbst dort. Die Stationsschwester hat sich für mich Zeit genommen und mir alles gezeigt. Da habe ich auch gesehen, wie sehr sie sich über die Sachen freuen.“

Und einen ganz besonderen Brief hat Hermine Ermisch noch vor Augen. „Da waren Vierlinge geboren. Ich habe für jedes Kind eine Garnitur gemacht und sie dann hingeschickt. Nach ein paar Tagen ist ein ganz liebes Schreiben zurückgekommen. Da habe ich mich gefreut.“ Dann widmet sich Hermine Ermisch wieder ihren Freundinnen und der großen Geburtstagstorte mit sieben Sternen obendrauf. „Es ist so eine schöne Runde. Und ein so schöner Tag, wenn wir alle zusammen sind.“