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1. FC Romonta Amsdorf 1. FC Romonta Amsdorf: Robert Wagner vermittelt Nachwuchskicker an US-Unis

Von Tobias Grosse 23.02.2018, 12:12
Robert Wagner - hier noch im Merseburg 99-Trikot - vermittelt Spieler in die USA.
Robert Wagner - hier noch im Merseburg 99-Trikot - vermittelt Spieler in die USA. Archiv/Peter Wölk

Amsdorf - Ob es schon unterbewusst einfach so drin ist?  Gut vorstellbar wäre es. Robert Wagner jedenfalls baut am Donnerstagmittag in das fast halbstündige Gespräch über seinen Werdegang ziemlich häufig Anglizismen ein. Wörter, die er gut und gerne in der deutschen Sprache aussprechen könnte, jedoch englische Begriffe verwendet. Wagner sagt  beispielsweise Promotion statt Werbung oder Education statt Bildung.

Es wird überdeutlich: Wer sich mit dem 27 Jahre alten Winterneuzugang des 1. FC Romonta Amsdorf beschäftigt, der geht weit über die Grenzen der Region hinaus und muss international denken. Denn er ist mehr als nur  ein Verbandsliga-Fußballer.

Fußballer hat eine eigene Agentur gegründet

Wagner, knapp 1,80 Meter groß, athletisch gebaut und schwarze mittellange Haare, hat eine große Geschichte abseits des Platzes zu erzählen. Vor gut anderthalb Jahren hat sich der heute 27-Jährige selbstständig gemacht. Wagner hat mit einem Australier die Agentur namens „Wagner & Woolf “ gegründet, die es hoch talentierten Nachwuchsspielern aus Europa, Australien und Neuseeland ermöglicht, ein Studium in den USA und den nahezu professionellen Fußball an den Universitäten des Landes miteinander zu verbinden.

Robert Wagner ist für viele junge Kicker auf dieser Welt der Träumeverwirklicher. Im Sommer 2015 hat der Mittelfeldspieler, der die Fußballschule des Halleschen FC durchlaufen hat, selber den Sprung in die USA gewagt. Als sogenannter Soccer-Student verbrachte Wagner ein Jahr an der California State University in San Bernardino, eine Autostunde von der US-Metropole Los Angeles entfernt.

Robert Wagner lernte Geschäftspartner in den USA kennen

Während dieser Zeit lernte er seinen Geschäftspartner aus Australien  kennen. Und beide hatten irgendwann die  Idee, eine eigene Vermittlungsagentur zu gründen. „Viele andere Agenturen“, erzählt Wagner, „scheren alle Spieler aus Deutschland über einen Kamm.“ Heißt: „Sobald das erste Angebot kommt, schicken sie einen an die Uni.“ Egal, ob der Spieler vom Niveau her zu gut oder zu schlecht dafür ist. „Es ist gar nicht gezielt“, sagt Robert Wagner.

Der Amsdorf-Neuzugang geht mit seiner Agentur einen anderen Weg. „Wir suchen die besten Unis für die besten Spieler“, erzählt er. Robert Wagner und seine Partner  suchen gezielt Nachwuchsfußballer mit einer Top-Ausbildung und vermitteln diese über Stipendien an Elite-Unis in den USA. „Damit heben wir uns sehr stark ab und haben eine Nische gefunden“, erzählt der 27-Jährige.

Ein weiterer Vorteil in der Betreuung sei natürlich, dass  er und sein Partner den Prozess durch ihre Erfahrungen selber sehr gut kennen. Das amerikanische Bildungssystem versteht es wie kaum ein anderes, Studium und Leistungssport in Einklang zu bringen. Wer auf eine Zukunft im professionellen Sport hofft, sich aber dennoch beruflich absichern möchte, geht in die USA. Durch dieses Angebot ziehen die Universitäten Studenten aus der ganzen Welt an.

Lebenserfahrung in den USA sammeln und Sport treiben

Für die vielen  jungen Leute sind neben der Lebenserfahrung die dort angebotenen Sportmöglichkeiten das entscheidende Argument, die Heimat zu verlassen. „Das Budget der Elite-Unis“, sagt Wagner, „übersteigt das der meisten Bundesligisten. Das ist eine verrückte Welt.“ Er hat es zu seiner Zeit in den Staaten erlebt, als zu Auswärtsspielen mit dem Flieger gereist wurde.

Die Agentur habe sich mittlerweile sehr gut entwickelt. Zum letzten Wintersemester haben Wagner und Co. gut 20 junge Leute in die Staaten vermittelt, für den bevorstehenden Sommer sind es 40 bis 50. Mittlerweile rentiert sich das Ganze für den BWL-Master-Studenten auch finanziell. Zumal es „nicht gerade kostenintensiv ist“, wie Wagner verrät. Die meiste Arbeit läuft über das Internet.

Seit Robert Wagner im Juli 2016 wieder zurück nach Deutschland kam, war er noch nicht wieder in den USA. In Zukunft soll das anders werden, dann will er zwei bis drei Monate im Jahr in den Vereinigten Staaten verbringen. Sein Geschäftspartner aus Australien lebt mittlerweile in Santa Barbara - direkt am Meer. „Bis auf das Wetter“, lacht Wagner, „gefällt es mir aber auch in Deutschland.“

Am Samstagnachmittag steigt im Amsdorf um 14 Uhr das Derby gegen den VfB Sangerhausen. (mz)