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Zeichen der Erinnerung Zeichen der Erinnerung: Aufnahme in den Herzoglich Anhaltischen Hausorden

Von Petra Korn 11.01.2021, 12:56
Der Gedenkstein für Joachim Ernst von Anhalt auf dem Ballenstedter Schloss.
Der Gedenkstein für Joachim Ernst von Anhalt auf dem Ballenstedter Schloss. Jürgen Meusel

Ballenstedt - Er war der letzte Herzog von Anhalt, der sein Land aber - weil minderjährig - selbst nie regiert hat: Herzog Joachim Ernst von Anhalt. Der Geburtstag des Fürsten, an den ein Gedenkstein auf dem Schloss Ballenstedt erinnert, jährt sich am heutigen Montag, 11. Januar, zum 120. Mal.

Anlässlich dieses Jahrestages wird dessen Sohn, Herzog Eduard von Anhalt, zum Andenken an seinen Vater ein „Herzog Joachim Ernst-Erinnerungszeichen“ stiften. Das ovale 16 Millimeter messende Zeichen der Erinnerungsnadel zeigt auf der Vorderseite, umgeben von einem gewundenen Lorbeerkranz, die verbundenen Buchstaben J und E, auf der Rückseite die Daten 1901, 11. Januar und 2021.

„Erinnerungszeichen wie dieses stehen in einer langen - auch internationalen - Tradition“

„Erinnerungszeichen wie dieses stehen in einer langen - auch internationalen - Tradition“, sagt Karl-Heinz Meyer. Der Ballenstedter ist Geschichtslehrer und mit Leib und Seele Anhalter: Von seiner Jugend an hat er sich mit der Geschichte des Hauses Anhalt befasst. Solche Erinnerungszeichen, erklärt Karl-Heinz Meyer, waren und sind Regierungs- und Hochzeitsjubiläen ebenso wie besonderen Treueverhältnissen gewidmet und nicht zuletzt Geburtstagen.

„Hier sind sie nicht nur sichtbares Symbol des Gedenkens, sondern auch ein aktiver Beitrag zur Geschichte des Landes Anhalt und seines früheren Herrscherhauses. Kein anderer Bundesfürst hatte so massiv an den Wirrnissen, Erniedrigungen und Verfolgungen des 20. Jahrhunderts zu tragen wie Herzog Joachim Ernst von Anhalt“, so Meyer. „Das nun gestiftete Erinnerungszeichen erinnert an den Menschen, Vater, Ehemann und Beschützer seines Landes.“

Das Ende der siebenhundertjährige Askanierherrschaft in Mitteldeutschland

Joachim Ernst von Anhalt wurde am 11. Januar 1901 in Dessau geboren. Er war gerade 17 Jahre alt, als sein Vater 1918 starb und er - unter der Vormundschaft seines Onkels Prinz Aribert von Anhalt - regierender Herzog von Anhalt wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution 1918 in Deutschland erklärte Aribert für ihn und seine Familie den Thronverzicht. Damit endete eine siebenhundertjährige Askanierherrschaft in Mitteldeutschland.

Joachim Ernst von Anhalt studierte Land- und Forstwirtschaft, führte sein Unternehmen in Ballenstedt, wo die Familie im Schloss lebte, erfolgreich, sagt Karl-Heinz Meyer. Und sozial: Er habe sich um seine Angestellten gekümmert. Aus seiner Verachtung für die Nazis habe der Herzog keinen Hehl gemacht. Er wurde von den Nazis zur Zwangsarbeit verurteilt, ins KZ Dachau verschleppt und nach der Entlassung erneut zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Gesamter Besitz wurde beschlagnahmt

Nach der Befreiung vom Faschismus blieb Joachim Ernst von Anhalt mit seiner Familie in Ballenstedt. Für ihn völlig überraschend, wurde er am 31. August 1945 durch die Einsatzgruppe Eisleben des NKWD, des russischen „Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten“, verhaftet. Sein gesamter Besitz wurde beschlagnahmt. Der Herzog wurde verhört, ins Gefängnis nach Halle gebracht und in die NKWD-Sonderlager Torgau und Buchenwald verschleppt.

Dort, im ehemaligen Konzentrationslager, starb der Herzog am 18. Februar 1947 an Hungertyphus; er wurde in einem Massengrab verscharrt. Durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation wurde Joachim Ernst von Anhalt am 10. Dezember 1992 rehabilitiert. In Ballenstedt erinnert ein Gedenkstein auf dem Schloss an ihn; Ausstellungen geben unter anderem einen Einblick in die Geschichte der mit Ballenstedt eng verbundenen Familie von Anhalt und in den Lebensweg von Joachim Ernst von Anhalt.

Die anlässlich des 120. Geburtstages des Fürsten gestiftete Erinnerungsnadel kann an Personen verliehen werden, die sich dem Erhalt des Andenkens an den Herzog Joachim Ernst verpflichtet sehen, sagt Karl-Heinz Meyer. Diese erhalten von Herzog Eduard von Anhalt oder dessen Beauftragten eine Besitzurkunde und das Erinnerungszeichen, so Meyer, der auch dem Herzoglich Anhaltischen Hausorden Albrechts des Bären angehört. Aufgabe des Ordens ist es, Werte des christlichen Abendlandes zu vermitteln, karitativ tätig zu sein und kulturelle und politische Arbeit für Anhalt zu leisten. (mz)