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"Unser Dorf hat Zukunft" Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft im Landkreis Harz: Bewertungskommission besucht Neuplatendorf bei Stadt Falkenstein Harz

Von Rita Kunze 23.09.2020, 07:56
Ortsbürgermeister Marcus Fleischer (vorn) führt die Bewertungskommission und Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk (l.) durch Neuplatendorf.
Ortsbürgermeister Marcus Fleischer (vorn) führt die Bewertungskommission und Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk (l.) durch Neuplatendorf. Kunze

Neuplatendorf - Das Wetter passt. Bei strahlendem Sonnenschein präsentiert sich Neuplatendorf am Montagvormittag der Bewertungskommission des Landkreises Harz im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.

Ortsbürgermeister Marcus Fleischer will den Umbau des Dorfgemeinschaftshauses in den Fokus rücken: „Das ist ein Zeichen von Aktivität. Und es ist ja die Frage, wie man Zukunft definiert - Aktivität heißt Zukunft.“

Und damit scheint der flächenmäßig kleinste Ort in der Stadt Falkenstein/Harz gut aufgestellt: 2013 bekam das Dorf eine komplett neue Durchgangsstraße, sagt Klaus Wycisk, Bürgermeister der Stadt Falkenstein/Harz.

Entlang der neuen Straße entstanden auch Gehwege. „Die hatten wir vorher nicht“, sagt Fleischer. Damit einhergehend wurden neue Versorgungsleitungen gelegt. Zu 90 Prozent ist die Ortsbeleuchtung auf energiesparende LED-Lampen umgestellt. „Das sind gute Voraussetzungen für so ein Dorf“, ist sich Wycisk sicher.

Die Ortsdurchfahrt ist saniert, es gibt Gehwege und LED-Straßenlampen

Bis Mitte kommenden Jahres, erklärt Marcus Fleischer der Kommission, soll der Umbau des Dorfgemeinschaftshauses abgeschlossen sein. Der Ort hat dafür Fördergeld aus dem Leader-Programm bekommen; die Europäische Union unterstützt damit den ländlichen Raum. Fleischer hebt die Initiative der Einwohner hervor, die mit anpacken und erst am vergangenen Wochenende gerade wieder aktiv waren.

Etwa 210.000 Euro soll der Umbau kosten und mehr als ein Drittel davon über das EU-Förderprogramm finanziert werden. Der Ortsbürgermeister prophezeit dem Dorfgemeinschaftshaus eine sehr gute Auslastung: „Wir wollen keinen Leerstand, sondern Aktivität und Attraktivität.“

Ziel ist es, in dem Gebäude sowohl das Frauenkommunikationszentrum als auch die Ortsfeuerwehr sowie den Dorfklub unterzubringen. „Alle sollen ein Gebäude gemeinsam nutzen.“ Immerhin: Der Dorfklub hat 35 Mitglieder, damit ist fast jeder fünfte der 165 Einwohner von Neuplatendorf dort vertreten.

„In Neuplatendorf ist es gelungen, effektiv zu arbeiten“, sagt Bürgermeister Wycisk

„Es ist eine komplizierte Zeit, da braucht es Zeichen. Das kann auch so ein Wettbewerb sein“, sagt der Falkensteiner Bürgermeister über die Teilnahme am Dorfwettbewerb. „Gerade in Neuplatendorf ist es gelungen, effektiv zu arbeiten“, so Wycisk und verweist auf die gebündelte Erneuerung der Versorgungsleitungen und den sich daran anschließenden Straßenbau.

Er lobt die „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem Amt für Flurneuordnung und Forsten. Neuplatendorf sei zudem der erste Ort in der Stadt Falkenstein/Harz, der „zu 95 Prozent fertig“ ist: „Innerhalb des Stadtgebietes gibt es keinen Ort, der infrastrukturell vergleichbar weit entwickelt ist.“

In Pansfelde seien Straßenbauarbeiten in Vorbereitung, sagt Wycisk, und „in Reinstedt haben wir Aufgaben ohne Ende“. Der Ort zehrt noch immer an den Folgen des Hochwassers von 1994.

Je kleiner der Ort, umso schöner die Feste, verweisen die Bürgermeister auf einen weiteren Punkt, mit dem Neuplatendorf die Bewertungskommission überzeugen will. Der Dorfklub richtet alljährlich das Lindenfest aus, das drei Tage lang gefeiert wird.

Ebenso das Adlerschießen, mit dem eine Jahrhunderte alte Tradition fortgeführt wird, ebenso wie beim Maienlauf, von dem schon Fotos vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeugen, wie Fleischer der Kommission erklärt. Etwas frischer ist das Knutfest, das man in Neuplatendorf seit vier Jahren feiert und sich gesellig von ausgedienten Weihnachtsbäumen verabschiedet.

„Wir müssen uns nicht verstecken“, sagt Marcus Fleischer. Der Ort sei an den Busverkehr angeschlossen und habe eine schnelle Anbindung an die A36. Glasfaserkabel für eine schnelle Internetverbindung gebe es in jedem Haushalt.

„Theoretisch kann Neuplatendorf damit ein attraktiver Standort für kleinere Unternehmen sein.“ Bislang gebe es im Ort eine Mosterei, einen Imker, einen Motorradhandel, einen Pflanzenhandel und einen Betrieb für Handwerkstechnik.

Statt Neubaugebiete auszuweisen, sollen Lücken in Neuplatendorf geschlossen werden

Der Ortsbürgermeister führt die Kommission zur Fachwerkkirche. In der Nähe wird eine alte Scheune zum Wohnhaus umgebaut. Marcus Fleischer hebt das hervor: Der dörfliche Charakter des Ortes bleibe so erhalten. Baugebiete sind nicht ausgewiesen, sagt er auf eine Nachfrage aus der Bewertungskommission, erst einmal solle die Lückenbebauung abgeschlossen werden.

Hat Neuplatendorf einen Dorferneuerungsplan?, will ein Mitglied der Kommission wissen. Es gebe einen Plan, mit der Fortschreibung werde begonnen, sagt Klaus Wycisk. Bisher sei das schwierig gewesen, weil die Stadt Falkenstein/Harz in der Haushaltskonsolidierung gewesen sei. „Seit zwei Jahren ist es etwas besser geworden.“

Der Landkreis Harz ist nach den Worten der Kommission in diesem Jahr der einzige im Land, der einen Dorfwettbewerb ausrichtet. Landes- und Bundeswettbewerb seien auf das kommende Jahr verschoben worden. Das Land stelle in diesem Jahr jedem der teilnehmenden Orte rund 700 Euro zur Verfügung. (mz)

Jurymitglied Diana Borchert sieht sich eine Bank aus Europaletten an, die am Ortsrand von Neuplatendorf als Aussichtspunkt dient.
Jurymitglied Diana Borchert sieht sich eine Bank aus Europaletten an, die am Ortsrand von Neuplatendorf als Aussichtspunkt dient.
Kunze