Amtsinhaber gegen Stellvertreter Wer wird Feuerwehrchef in Harzgerode?
Thomas Banse und Nico Hartung kandidieren für das Amt des Stadtwehrleiters von Harzgerode.

Harzgerode/MZ - Der Eine ist es, der Andere will’s werden: Stadtwehrleiter von Harzgerode. Bei der Wahl, die die Leiter der acht Harzgeröder Ortswehren in knapp zwei Wochen haben, heißt es Amtsinhaber gegen Stellvertreter. Zwei Kandidaten hätten sich auf die von der Stadt ausgeschriebene ehrenamtliche Funktion (die MZ berichtete) beworben, teilt Bürgermeister Marcus Weise (CDU) auf MZ-Nachfrage mit. Der Straßberger Thomas Banse, seit sechs Jahren Stadtwehrleiter, strebt eine zweite Amtszeit an. Nico Hartung aus Siptenfelde, einer von drei stellvertretenden Stadtwehrleitern, wirft zum ersten Mal seinen Hut in den Ring.
Wahlmodus hat sich geändert
Im Gegensatz zu 2015 hat sich der Wahlmodus wieder geändert. Damals standen drei Kandidaten zur Wahl. Es wurde direkt gewählt. Jeder Kamerad konnte seine Stimme abgeben. Es gab Wahllokale und die Möglichkeit der Briefwahl. Es kam sogar zu einer Stichwahl. Diesmal nun die Delegiertenwahl. Brandschutzgesetz und die Feuerwehrsatzung der Stadt sehen das mittlerweile so vor. In Letzterer heißt es: „Der Stadtwehrleiter und dessen Stellvertreter werden der Stadt Harzgerode von den Ortswehrleitern zur Berufung vorgeschlagen. Die Ortswehrleiter haben ihre Einsatzabteilungen vorher anzuhören.“
Die Ortswehrleiter sind nun bis zum Tag der Abstimmung angehalten, ihre Kameraden einzubeziehen. In welcher Form sie das machen, steht ihnen frei. Bei der Freiwilligen Feuerwehr Siptenfelde beispielsweise, wo Nico Hartungs Bruder Tom Ortswehrleiter ist, solle es zum nächsten Dienstabend eine geheime Vorwahl geben, erklärt der. An die Entscheidung ihrer Kameraden seien er und die anderen Ortswehrleiter zwar nicht gebunden, „es wäre aber ungeschickt, sich gegen die Meinung der Kameradschaft zu stellen“, sagt Tom Hartung.
Die MZ hat mit den beiden Kandidaten gesprochen - über ihre Motivation, sich zur Wahl zu stellen, die Feuerwehrarbeit in den zurückliegenden Jahren und ihre Pläne für den Fall des Wahlsieges.
Thomas Banse, 42 Jahre, Straßberg
Er würde einfach nur an das bisher Erreichte anknüpfen wollen, wenn er die Chance auf eine zweite Amtszeit als Stadtwehrleiter bekäme, sagt Thomas Banse, der vom Dienstgrad Brandinspektor ist. 2016 wurde er ins Amt berufen. Zuvor hatte er sich gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Der 42-Jährige, der mit Lebensgefährtin und Kind in Straßberg lebt, ist seit 1993 bei der Feuerwehr. Er schätzt die Kameradschaft. Die Zusammenarbeit mache Spaß, auch wenn hier und da mal die Meinungen auseinandergingen, sagt er, aber am Ende „geht es ja darum, dass wir für die Bevölkerung da sind“.
Das Feuerwehrdasein und auch die Stadtwehrleitung sind für ihn keine One-Man-Show. Das Team und die Teamleistung, als die er Erfolge verbucht, sind im Gespräch immer wieder Thema. Ihm ist daran gelegen, „die Verantwortung auf breite Schultern zu verteilten, den Einzelnen zu entlasten. Das war auch schon immer mein Bestreben, ob im Einsatzdienst oder im Administrativen“, erklärt er. Man dürfe nicht vergessen: „Die Feuerwehr ist ein Ehrenamt. Sie soll helfen und keine Familien zerstören“, so Banse, der recht zufrieden auf seine Amtszeit zurückblickt. „Es wurde doch einiges erreicht in den letzten Jahren“, sagt er, spricht unter anderem von Anschaffungen im Bereich Technik, die vorangetrieben wurden. „Wir haben eine starke Verwaltung im Hintergrund, die fast einzigartig mitmacht“, sagt er, „es ist ja auch immer eine Gratwanderung“, gerade mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Finanzen. Auch wenn die Brandschutzbedarfsplanung die Reihenfolge vorgebe, in der die Dinge angeschafft beziehungsweise erneuert werden sollen, „muss man schon etwas Fingerspitzengefühl mitbringen“ und mitunter auch mal die Vermittlerrolle einnehmen: Denn „man kann nicht alle auf einmal zufriedenstellen“.
Als Feuerwehr in der Corona-Pandemie zu bestehen, empfand Banse als größte Herausforderung in der jüngeren Vergangenheit. „Wir haben aber einen guten Weg gefunden, uns durchzumanövrieren“, und Handlungsanweisungen herausgegeben, sagt er, „so dass keiner auf der Strecke geblieben ist.“ Banse arbeitet bei der Rheinmetall Waffe Munition GmbH in Silberhütte, war viele Jahre Leiter der betrieblichen Löschgruppe und ist inzwischen Brandschutzbeauftragter im Betrieb.
Nico Hartung, 45 Jahre, Siptenfelde
„Die Sicherheit der Bürger und die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren stehen für mich im Fokus“, sagt Nico Hartung. Der 45 Jahre alte Siptenfelder ist auch ein Feuerwehr-Urgestein und seit fast 30 Jahren Mitglied. Seit fünf Jahren ist er stellvertretender Stadtwehrleiter. Sein Fachbereich: der vorbeugende Brandschutz und die Einsatzplanung. Heißt: Wenn Brandsicherheitsschauen anstehen, ist er mit dabei, und auch die Einsatzpläne, die Einfluss auf die Alarm- und Ausrückeordnung haben, landen auf seinem Schreibtisch.

Auch wenn Hartung, der Hauptbrandmeister ist, gegen Banse antritt: Als Gegenkandidat sieht er sich nicht. Weil es – Wahl hin oder her – kein Gegeneinander gibt. „Ich habe große Achtung vor Thomas. Er hat ein enormes Fachwissen“, sagt Hartung, aber auch er selbst habe Vorstellungen, die er umsetzen wolle. Die Kommunikationswege könnten intern noch verbessert werden - auch innerhalb der Stadtwehrleitung -, jeder müsste jederzeit über alles im Bilde sein, Informationen dürften nicht hängenbleiben, sagt er. Auch die Kooperation mit den Wehren im Umkreis der Stadt könnte, wenn es nach ihm geht, noch ausgebaut werden.
Hartung ist im Landkreis Harz gut vernetzt. Das zeigte sich auch nach dem Unfall der Neudorfer Kameraden im Sturmeinsatz. Zwei Stadtwehrleiter hätten danach direkt bei ihm angerufen und Unterstützung zugesichert, sagt er. Von Berufs wegen - er ist leitender Einsatzbeamter im Polizeirevier Harz in Halberstadt - hat er enge Kontakte zur Gefahrenabwehrbehörde. „Da geht dann auch manches über den kurzen Dienstweg“, sagt er. Darüber hinaus sitzt er im Stadtrat und hat dadurch Einblick in die Arbeit der Verwaltung. Was die für die Sicherheit der Bürger leiste, sei bemerkenswert, so Hartung.
Was er als Stadtwehrleiter noch mitbringen würde, seien Ausdauer und ein gewisses Maß an Durchsetzungsvermögen, wie er sagt; Transparenz sei ihm ebenfalls wichtig. Den Weg, den die Stadtwehren eingeschlagen haben, Verantwortung zu teilen, heißt auch er gut: „Das kann nicht alles einer allein machen.“
Bei den Hartungs ist Feuerwehr übrigens so ein Familiending. Sein Vater, seine Mutter, sein Bruder, sie alle sind bei der Feuerwehr. Auch seine Frau - Hartung ist verheiratet und dreifacher Vater. Sie kümmert sich mit um die Kinderfeuerwehr.