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Wegen zehn Metern Wanderweg Wanderweg-Sanierung in Alexisbad: Landesforstbetrieb drohte Harzklub-Zweigverein Harzgerode mit Strafanzeige

Von Benjamin Richter 01.08.2018, 08:22
Horst Schöne vom Harzklub steht am Wanderweg an der Julienbrücke in Alexisbad.
Horst Schöne vom Harzklub steht am Wanderweg an der Julienbrücke in Alexisbad. Benjamin Richter

Alexisbad - Rund zehn Meter lang ist das Wegstück, an dem sich in Harzgerode derzeit die Geister scheiden. Der Zweigverein des Harzklubs hat es gebaut, der Landesforstbetrieb hätte deswegen beinahe Anzeige erstattet. Der Grund: Der kurze Pfad in Alexisbad befindet sich auf dem Boden des Landes Sachsen-Anhalt und wurde ohne Genehmigung angelegt.

Stahlträger verstärkt neuerdings die Böschung

Nahe dem nördlichen Ortsausgang von Alexisbad, hinter der Julienbrücke, verstärkt neuerdings ein Stahlträger die Böschung und verbreitert den Streifen neben den Eisenbahnschienen. Vier Wanderwege führen hier entlang.

Damit Wanderer sicher vorbeigehen können und nicht durch einen vorbeifahrenden Zug gefährdet werden, muss zwischen dem Weg und der Mitte der Schienen laut Gesetz ein Abstand von drei Metern gegeben sein. Doch seit der Landesforstbetrieb hier eine neue Brücke über die Selke gebaut hat, kann der Abstand nicht mehr eingehalten werden.

Drei-Meter-Abstand zum Gleis schmilzt nach Brücken-Neubau

„Es kommt immer wieder vor, dass die Leute hier einfach kreuz und quer über die Gleise laufen“, berichtet Horst Schöne, der den örtlichen Zweigverein des Harzklubs leitet und beim Bau des neuen Wegstücks mit angepackt hat. „Die meisten gehen aber hier auf der falschen Seite der Gleise entlang.“

Direkt neben der Felswand könnten sie dann nicht mehr ausweichen, wenn ein Zug angefahren käme. Schöne erklärt, warum der Harzklub sich für die Lösung mit dem Stahlträger entschied: „Als die Brücke hierhin gebaut wurde, wurde zugleich auch die Böschung entlang der Selke verändert.

Harzklub-Mitglieder besserten das Stück aus und machten es wieder sicher

Früher konnten die Wanderer hier gehen und waren weit genug von den Gleisen weg. Nun war der Abstand aber nicht mehr ausreichend.“

Also machten sich Schöne und die anderen Mitglieder des Harzklubs daran, das Stück auszubessern und wieder sicher zu machen. Tatkräftige Unterstützung bekamen sie dabei von der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), die ein rot-weißes Leitgeländer beisteuern wollen, um die Wanderer gefahrlos an den Gleisen entlangzuleiten.

Forstbetriebsleiter kritisiert Lösung des Harzklubs als unsicher

Der Landesforstbetrieb hingegen fühlte sich auf den Schlips getreten. „Es hat uns gestört, dass dort angefangen wurde zu bauen, bevor wir hier überhaupt eine Entscheidung über die Genehmigung getroffen hatten“, erklärt Forstbetriebsleiter Hans Schattenberg in Harzgerode. Die jetzige Lösung des Harzklubs komme ihm alles andere als sicher vor.

„Der Stahlträger wurde an einer unübersichtlichen Stelle angebracht.“ Zudem gebe es genügend andere Möglichkeiten, die vorübergehend getrennten Teile der vier Wanderwege miteinander zu verbinden.

Forstbetrieb drohte am 3. Juli mit einer Anzeige

Horst Schöne kann die Haltung des Forstbetriebs nicht verstehen. „Ich war mit Herrn Schattenberg in ständigem Austausch und habe ihn über alle Schritte des Baus informiert“, berichtet er. Mit der Behörde habe der Zweigverein des Harzklubs, dem Schöne seit 28 Jahren vorsitzt, stets reibungslos zusammengearbeitet.

Bis zum 24. April dieses Jahres: Seit diesem Tage hatte der Forstbetrieb verhindert, dass die HSB ihr Geländer anbringen kann. „Ich kann mir einfach nicht erklären, warum uns der Forstbetrieb so torpediert“, sagt Schöne. Am 3. Juli erreichte ihn dann ein Schreiben von Schattenberg, das ihm für den Fall, dass der Weg nicht bis Monatsende zurückgebaut werde, eine Anzeige in Aussicht stellte.

„Hier steht das Werk vieler Ehrenamtlicher auf dem Spiel“, betont Schöne. „Viel Schweiß und viele Stunden Arbeit sich schon in diesen Wegabschnitt geflossen.“

Am Dienstag folgt dann die Kehrtwende: Nach Rücksprache mit dem sachsen-anhaltischen Umweltministerium teilt der Landesforstbetrieb Horst Schöne mit, dass man keine Anzeige gegen den Harzklub erstatten werde.

Für eine Stellungnahme war die Behörde an diesem Tag nicht zu erreichen. Für den Harzklub dürfte es eine gute Nachricht sein: Wahrscheinlich kann er das Wegstück bei Alexisbad nun bald fertigbauen und eröffnen. (mz)