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Unterschiedliche Ansichten Unterschiedliche Ansichten: Sind Wölfe ein Fluch oder Segen?

Von Andreas Bürkner 21.04.2018, 07:55
Der Wolf - Fluch oder Segen?
Der Wolf - Fluch oder Segen? dpa

Hedersleben - Eigentlich hatte Bürgermeisterin nur zu einem Vortrag über die Wölfe in Sachsen-Anhalt eingeladen.

Doch nachdem Julia Kamp vom Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) östlich von Osterburg (Altmark) im Hederslebener Hof viele interessante Informationen über die vieldiskutierten Raubtiere vermittelt hatte, prallten Meinungen schnell aufeinander.

Jagd auf Tier sollte erlaubt werden

„Der Harz braucht keine Wölfe“, sagt Karl-Friedrich Kaufmann aus Ballenstedt. Deshalb sollte erlaubt werden, das Tier zu jagen. „Doch das verbieten die Gesetze.“

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Sachsen-Anhalt fürchtet, dass der Bestand an Weidetieren und Muffelwild im Harz gefährdet werde, „es gibt ja jetzt schon zu wenig Wild“.

Zahl der Wölfe im Harz noch gering

Die Zahl der Wölfe, die bisher überhaupt im Harz gesichtet worden seien, sei gering, machte Kamp deutlich. Meist seien es sogenannte Jährlinge, also junge Wölfe, die auf der Suche nach einem eigenen Revier in Fotofallen tappten oder zufällig abgelichtet würden.

„Bis zu 70 Kilometer können sie in einer Nacht laufen“, so Kamp. „Richtig angesiedelt hat sich noch keiner.“ Im Osten und Norden von Sachsen-Anhalt haben sich inzwischen 13 nachgewiesene Rudel mit durchschnittlich sieben bis acht Tieren gebildet. Kamp: „Ein solches beherrscht ein Territorium von rund 200 Quadratkilometern.“

Die Aufgabe des WZI ist die fachliche Begleitung bei der natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes und dessen Nachweis. „Das Problem ist, dass nicht alle Informationen bei uns landen“, bat Kamp um Unterstützung, vor allem durch die Jäger.

Der Nachweis, der neben Fotos auf Spuren, Hinterlassenschaften oder genetischen Untersuchungen basiere, sei bei den scheuen Tieren schwierig, und Verwechslungen seien nicht ausgeschlossen.

Selbst den erfahrenen Jägern im Raum fiel es schwer, auf solchen Schnappschüssen wolfsähnliche Hunde von echten Wölfen zu unterscheiden.

Nicht immer ganz klar, ob es ein Wolf ist

Ähnlich sieht es auch aus, wenn Haus- und Nutztieren gerissen oder verletzt werden und die die WZI-Mitarbeiter zu begutachten haben: Nicht immer sei sofort klar, ob es tatsächlich ein Wolf gewesen sei, der zugebissen habe.

Die Untersuchungen dauerten einige Zeit. Oft seien getötete oder verletzte Tiere aber nicht Opfer von Wölfen geworden als viel mehr von streunenden Hunden oder Kolkraben.

„Auch wenn Nutztiere nur zwei Prozent des Futters von Wölfen ausmachen, ist die Zahl zu hoch“, sagt Kamp und bietet Beratung zum Schutz von Herden an, um Schäden zu vermeiden oder zu minimieren. Für Schäden durch Wölfe gibt es eine Ausgleichszahlung.

In einem waren sich Besucher als auch Julia Kamp einig: „Es muss eine schnellere Schadensklärung und Ausgleichszahlung geben, zu lange dürfen die Herdenbesitzer nicht darauf warten.“ (mz)