Hacker-Angriff Trojaner-Angriff auf Computer im Internet: Ehepaar aus Westerhausen verliert fast 60.000 Euro

Westerhausen - Diesen Tag hatten sich Eddy und Nadine A. aus Westerhausen sicher anders vorgestellt. Nichts Böses ahnend, warfen sie am Morgen über das Internet den üblichen Blick auf ihre Konten - und stellten fest, dass ihr ganzes Geld bei der Harzsparkasse weg war.
Drei Tage zuvor, als sie zuletzt nachgesehen hatten, war noch alles in Ordnung gewesen. „Wir haben sofort versucht, bei der Harzsparkasse anzurufen, und bei der Polizei Anzeige erstattet“, sagt Eddy A. Deren erste Ermittlungen legen nahe: Das Westerhäuser Ehepaar ist wohl Opfer von Cyberkriminellen geworden. Im Moment können sie nur von etwa 1.000 Euro leben, die auf dem Konto bei einer anderen Bank untergebracht ist.
Sämtliche Mietzahlungen sind von Konten verschwunden
57.809,30 Euro haben die Hacker erbeutet. Der 30-jährige Eddy A. vermietet gemeinsam mit seiner 33-jährigen Frau Nadine Wohnungen in Thale und Umgebung. „Sämtliche Mietzahlungen sind von den Konten der Harzsparkasse verschwunden“, berichtet er.
„Die Täter haben sogar Zahlungen, die wir bereits an Versorger geleistet hatten, zurückgebucht und abkassiert.“ Auch Zahlungen für Bausparverträge und die Anzahlung für den Familienurlaub holten die Täter zurück. Nur so war die große Beute möglich, befanden sich am Wochenende doch lediglich rund 35.000 Euro auf den vier Konten des jungen Ehepaars.
Kriminelle holten bereits getätigte Zahlungen zurück
„Wir gehen davon aus, dass ein Trojaner im Anhang einer E-Mail an die Geschädigten versandt wurde“, erklärt Bettina Moosbauer, Sprecherin des Polizeireviers Harz. Es handele sich wohl um eine Zip-Datei. „Was das genau war, etwa eine Bild-Datei oder eine Rechnung, muss noch geklärt werden. Aber es sieht so aus, als hätten die Geschädigten den Anhang geöffnet.“
Danach konnten die Hacker die Daten abgreifen, die sie brauchten, um sich beim Online-Banking als Eddy und Nadine A. auszugeben. Sie konnten offenbar auch das beim Online-Banking gängige TAN-Verfahren durchlaufen, ohne bei der Sparkasse Verdacht zu wecken.
Hacker meldeten SIM-Karte auf Namen ihrer Opfer an
Die Transaktionsnummern (TAN) ließen sie sich womöglich per SMS auf ein Handy senden, dessen Sim-Karte auf den Namen eines der Opfer bestellt worden war. Das Geld transferierten die Täter in einem ersten Schritt auf ein spanisches Konto, wo sich die Spur nach aktuellem Ermittlungsstand verliert. Momentan wertet die Polizei Computer und Handys von Eddy und Nadine A. aus und hofft auf weitere Erkenntnisse dazu, wie die Cyberkriminellen vorgegangen sind.
Eddy A. ist entrüstet darüber, wie die Harzsparkasse mit der Sache umgeht. „Man hat uns der groben Fahrlässigkeit beschuldigt“, legt er dar. Dabei habe das Paar beim Surfen im Netz stets die Firewall und eine Antivirensoftware aktiviert. „Die Programme haben nichts angezeigt“, erklärt der Westerhäuser.
Warum fielen Kontobewegungen der Sparkasse nicht auf?
Ihn wundert, dass dem Kreditinstitut die Vorgänge auf seinem Konto nicht verdächtig vorkamen. „Es ist anscheinend nichts Ungewöhnliches, sämtliche Zahlungen zurückzubuchen und sein ganzes Geld ins Ausland zu überweisen.“
Die Harzsparkasse hält sich bedeckt - wegen der laufenden Ermittlungen, wie Sprecher Sascha Neuhäuser betont. „Wir wollen dem Verfahren nicht vorgreifen, bis wir herausgefunden haben, was wirklich vorgefallen ist“, stellt er klar. „Wir wissen noch nicht, wie bestimmte Dinge abgelaufen sind.“
Ehepaar hat sich einen Fachanwalt für IT-Recht genommen
Eddy und Nadine A. haben eine Anwaltskanzlei eingeschaltet, die auf IT- und Finanzrecht spezialisiert ist. „Laut Ermittlungsbericht waren 14 ausländische IP-Adressen an der Aktion beteiligt“, weiß der Westerhäuser. Um Licht ins Dunkel zu bringen, sei ein Fachmann vonnöten.
Polizeisprecherin Bettina Moosbauer rät Nutzern von Online-Banking, die Firewalls und Antivirenprogramme auf ihren Geräten regelmäßig zu aktualisieren. „Außerdem sollte man beim Öffnen von E-Mails darauf achten, ob man den Absender kennt.“ (mz)