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Tierhaltung auf Wohngrundstück Tierhaltung auf Wohngrundstück in Thale: Fallen Schüsse auf die Wildschweine Willi und Berta?

Von Benjamin Richter 05.06.2019, 05:56
Jens Rennecke füttert Willi, Berta und ihren Nachwuchs.
Jens Rennecke füttert Willi, Berta und ihren Nachwuchs. Julius Rennecke

Thale - Willi und Berta sollen umziehen - das steht schon seit Längerem fest. In ihrem Freigehege auf einem Wohngrundstück in Thale sollen die Wildschweine nicht bleiben. Für den heutigen Mittwoch haben sich Mitarbeiter des Landkreises angekündigt, um die Tiere in ein neues Gehege zu bringen.

Tierfreund Jens Rennecke, der den Keiler und die Bache im Frühjahr 2015 mit der Flasche aufgepäppelt hat und sich seit vier Jahren um sie kümmert, rechnet mit dem Schlimmsten: „Ich gehe davon aus, dass sie sie erschießen werden.“

Wildschweine, erklärt er, könne man nicht eben mal auf den Arm nehmen und auf einen Anhänger laden. „Willi wiegt 150 Kilogramm, Berta nicht viel weniger“, beziffert Rennecke, der in Thale eine Auffangstation für verletzte Tiere betreibt.

Zudem sei er der Einzige, der sich den beiden im Gehege gefahrlos nähern kann.

Tierhaltung auf Wohngrundstück in Thale: Narkose schlug schon einmal fehl

Eine Narkose schlug schon einmal fehl: Nachdem Berta überraschend Junge bekommen hatte, wollte Rennecke Willi im Sommer 2017 kastrieren lassen. Doch obwohl vier Betäubungspfeile auf ihn geschossen wurden, fiel der Keiler nicht um. Der Versuch wurde abgebrochen.

Warum das Mittel versagte, können sich Rennecke und die Tierärzte bis heute nicht erklären.

Um die beiden rund vier Jahre alten Wildschweine wuseln derzeit noch fünf Frischlinge durch das Gehege. Sie kamen im Februar zur Welt und finden bald eine neue Heimat in einem großen Wildpark in Stangerode (Mansfeld-Südharz), wohin eines der ursprünglich sechs Schweinchen bereits umgezogen ist.

„Die Jungen bleiben nie hier“, erklärt Jens Rennecke. Sobald sie alt genug seien, würden sie stets zum Park von Familie Nordmann gebracht.

Tierhaltung auf Wohngrundstück in Thale: Landkreis äußert sich nicht zu Einzelheiten

Der Landkreis Harz bestätigt auf MZ-Anfrage, dass Willi und Berta umgesiedelt werden sollen. „Mit Blick auf das noch laufende Verfahren werden wir uns nicht zu Einzelheiten äußern“, stellt Pressesprecher Manuel Slawig klar.

Es gelte jedoch weiterhin, dass Rennecke dadurch, dass er sich als Schweinehalter registriert habe, noch keine uneingeschränkte Haltungserlaubnis für sich beanspruchen könne. „Es besteht eine Anzeigepflicht derartiger Tiere beim Veterinäramt.“

Mit dem Umzug ist Jens Rennecke einverstanden - auch wenn er weiter nicht verstehen kann, warum der Landkreis ihm 2016 eine Betriebsnummer ausstellte und dann 2017 forderte, die Tiere umzusetzen.

„Es wäre kein Problem, wenn das Grundstück auf der anderen Straßenseite wäre“, fügt der Thalenser hinzu. Dort sei Tierhaltung erlaubt - im Gegensatz zu dem Wohngebiet, das in der Mitte dieser Straße endet.

Jens Rennecke: „Für mich bedeutet das, dass der Landkreis mit dem Tod der Tiere rechnet.

Weil Rennecke es „versäumte“, die Wildschweine auf ein anderes Gelände zu bringen, habe der Landkreis Bußgelder verhängt. „Zusammen mit den Kosten für die Umsiedlung hat man mir angekündigt, 3.000 Euro zahlen zu müssen“, sagt der Halter. Auch von „Tierkörperbeseitigung“ sei die Rede gewesen.

„Für mich bedeutet das, dass der Landkreis mit dem Tod der Tiere rechnet. Eine Ausnahmegenehmigung für das Erschießen kann sich die Behörde ja selbst ausstellen.“

Tierhaltung auf Wohngrundstück: Rennecke will sich schützend vor die Tiere stellen

Jens Rennecke will dabei aber nicht tatenlos zusehen, sondern sich selbst schützend vor seine Tiere stellen. Über die sozialen Medien hat der Thalenser zudem um Unterstützung geworben.

Mit Erfolg: Rund 300 Menschen wollen sich Rennecke zufolge um 9 Uhr an der Tankstelle in der Neinstedter Straße treffen und dann zu dem Freigehege laufen, um sich seinem „friedlichen Widerstand“ anzuschließen. (mz)