Tanzsport Tanzsport: Die Geisterjäger von Thale
Thale/MZ. - Am Rand schaut Heike Stolle, die Übungsleiterin des SV Stahl Thale, mit kritischem Blick zu. Auch wenn manches nicht klappt, an diesem Tag kommt nur Lob aus ihrem Mund. Schließlich ist ein Tag vor Weihnachten und da soll es etwas lockerer zugehen. Außerdem hat sich schließlich auch noch der Weihnachtsmann angesagt, um die jüngsten Mitglieder der Abteilung Tanz des SV Stahl zu überraschen.
"Happy Engel" nennt sich die Kindersport- und Tanzgruppe, die seit 2005 im Verein besteht. "Wir haben 22 Kinder, wenn alle da sind", erklärt Heike Stolle. Die 43-Jährige hatte damals mit drei Kindern angefangen. Ihre da gerade fünfjährige Tochter Julia hatte immer auf dem Hof mit den Nachbarstöchtern Saskia und Michelle getanzt. Und die Mutter, die selbst mit 13 angefangen hatte zu tanzen, wollte ihr Hobby gern an die Kinder weitervermitteln.
Stolle war nach Ballett-, Bühnen-, Revue-, Show-, Jazz- und Gardetanz 1997 zum orientalischen Tanz gekommen und von den Bewegungen derart fasziniert, dass sie dies vertiefte, Trainerlizenzen erwarb und die Tanzgruppe "Happy Orient" gründete. Die "Happy Engel" entstanden in der Folge. "Ich bin Haltungs- und Bewegungstrainerin und das sind alles versteckte Rückenübungen", erklärt sie. Einige der Kinder treten durchaus auch schon mit der Erwachsenen-Gruppe auf, doch in der Kindersportgruppe werden keine orientalischen Tänze einstudiert. Erst wenn sie Interesse am orientalischen Tanz zeigen, werden sie in die Tanzgruppe "Happy Orient" aufgenommen. "Tanzen ist Lebensfreude und das gebe ich an meine kleinen und großen Sportler gern weiter", erklärte die Trainerin, die geprüfte Sekretärin ist.
Heike Stolle bezieht Bewegungsgeschichten ein. Beim Weihnachtstanzen, das in normaler Trainingskleidung unter den Augen der Eltern durchgeführt wird, damit diese einmal sehen können, was ihre Kinder so alles in den letzten Wochen gelernt haben, wird neben dem "Ghostbusters"-Tanz auch eine Bewegungsgeschichte verlesen, nach der Tannenbäume auf einem Bein auf dem Parkett stehen, die Kinder laut lachend über Decken rollen und immer wieder Sprints zu einer Matte einlegen. Auch lustige Staffelspiele sorgen für größtes Vergnügen.
"Meine Kinder sind seit drei Jahren immer dabei. Das ist ein gutes Angebot", lobt Beate Zedschak. Ihr Sohn Maximilian ist der einzige Junge an diesem Tag und dem Neunjährigen gefällt es genauso wie seiner Schwester Natalie (7). Vor allem die Ferienfreizeiten hebt die Mutter als tollste Erlebnisse im Verein hervor. Dafür sind die Thalenser übrigens mit dem Harzer Schwimmverein Wernigerode unterwegs, der sich als kinder- und jugendfreundlicher Sportverein bereits einen guten Namen erarbeitet hat. "Vor zwei Wochen waren wir beim Schwarzlicht-Theater bei der Sportjugend-Gala dabei", berichtet Heike Stolle über das Ergebnis einer solchen Freizeit in Wernigerode. Im nächsten Jahr wollen die Wernigeröder zu einer Wochenendfreizeit nach Thale kommen, freut sich die Trainerin.
Die Tochter von Cathleen Ulrich ist erst das dritte Mal dabei. "Ich finde das gut, dann schläft sie wenigstens abends", nennt die Mutter ein Ergebnis des Trainings. "Wer meint, wir hüpfen nur durch die Halle oder wackeln mit dem Po, der sollte sich eine Stunde Kindersport- und -tanz oder orientalischen Tanz gönnen", erklärt Stolle, die beklagt, dass Tanzgruppen in manchen Vereinen wie ein fünftes Rad am Wagen laufen. "Ich denke, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe und freue mich immer wieder auf die nächsten Trainingsstunden. Wenn ich dann kleine Briefe und Bilder der Kinder bekomme, wo drauf steht, du bist die beste Tanzlehrerin der Welt, dann schießen mir Tränen vor Freude in die Augen." Klar ist sie dann "happy", wie das kleine behinderte Mädchen, Lara-Sophie, dem ihre Gruppen 500 Euro für die Teilnahme an einer Delfintherapie spendete, und wie die Kinder nach der Bescherung durch Weihnachtsmann Leo Hagen. Und natürlich wie der Name der Tanzgruppe: "Der stammt von einer jungen Dame, die meinte, mit euch macht es so viel Spaß zu tanzen, da bin ich immer happy", schildert Heike Stolle. Vielleicht übernimmt sogar ihre Tochter später mal eine Gruppe. Bei Weiterbildungsveranstaltungen ist die Zehnjährige schon dabei.