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Talsperren-Eröffnung vor 50 Jahren Talsperren-Eröffnung vor 50 Jahren: Besucher erkunden Staumauer in Wendefurth

Von Sigrid Dillge 25.09.2017, 10:05
Viele haben die Möglichkeit genutzt, das Innere der Staumauer zu erkunden.
Viele haben die Möglichkeit genutzt, das Innere der Staumauer zu erkunden. Frank Drechsler

Wendefurth - Am Ende des Flures staut sich der Besucherstrom. Kein Wunder, denn hier im toten Gang bietet sich der wohl schönste Blick: Hier kommen die von Menschen geschaffene Betonmauer und der natürlich gewachsene Berg zueinander. Auch für Staumeister Hans-Dieter Metzing ist dieser Anblick faszinierend, obwohl er ihn schon lange kennt und oft bei Führungen wieder genießt.

Hans-Dieter Metzing führt die Besucher

Metzings Arbeitsplatz ist die Talsperre Wendefurth. Vor 50 Jahren wurde sie in Betrieb genommen. Der runde Geburtstag ist Anlass, einmal alle Türen zu öffnen und Gäste in die Geheimnisse der Stauanlage einzuweihen. Auf Krone und Sohle der Staumauer herrscht am Samstag viel Betrieb. Staunend gehen die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes durch die Mauer und lernen hier eine Vielzahl von fast unscheinbar wirkenden Instrumenten kennen.

Die Fugenmesseinrichtung beispielsweise oder das Pendellot, mit dem die Neigung der leicht gekrümmten Mauer gemessen wird. An anderer Stelle sind große Aggregate zu sehen, mit denen die Talsperre ihre Aufgaben als Wasserregulierer und Stromerzeuger erfüllen kann.

„Das ist schon sehr interessant“, sagt Melanie Sack aus Wernigerode, die zu den Gästen am Tag der offenen Tür gehört. Sie wusste zuvor zwar, dass es diese Talsperre gibt, hatte aber noch nie einen Blick in das Innere einer solchen Anlage geworfen. Jetzt holt sie dies nach und ist einfach beeindruckt.

Ihr Rundgang fällt allerdings etwas kürzer aus, denn ihrem fünfjähriger Sohn Nils steht der Sinn eher nach Mitmachaktion als nach Ansehen. Auch für ihn, alle anderen Kinder und alle Altersklassen hat der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt (TSB), der Eigentümer der Anlage ist, mit Unterstützung vieler Partner etliche Programmpunkte vom Informationsstand über das Theaterstück bis hin zum Wallrunnig an der Staumauer vorbereitet. Bis in die späten Abendstunden hinein wird gefeiert. „Ich bin vor allem auf die Feuershow gespannt“, sagt Staumeister Metzing am Nachmittag.

Sechs Talsperren gehören zum Bodestauwerk

Er arbeitet seit 40 Jahren beim Talsperrenbetrieb, ist seit 2004 in Wendefurth und seit 2012 Staumeister. Klar, dass er seinen Arbeitsplatz in- und auswendig kennt. Sein Wissen vermittelt er gerne an Besucher. Beispielsweise bei Führungen, die es regelmäßig in der Talsperre Wendefurth gibt. Im Februar gibt es außerdem stets eine Winterferienaktion, bei der ebenfalls die Anlage, die zu den sechs Talsperren des so genannten Bodestauwerkes gehört, zu besichtigen ist.

Lohnenswert ist immer auch ein Rundgang durch den kleinen Park am Fuße der Staumauer. Hier kann bestaunt werden, was einst in Talsperren eingebaut war. „Das älteste ist ein Flachschieber, der von 1937 bis 1997 in der Zillierbachtalsperre war“, weiß Metzing. Eine Drosselkappe aus der Rappbodetalsperre, die der Trinkwasseraufbereitung diente, und ein Ringkolbenventil sind ebenfalls hier ausgestellt.

Die Talsperre Wendefurth, die eine Höhe von 43,5 Metern und eine Kronenlänge von 230 Metern hat, verfügt übrigens mit über die größten Regelorgane einer deutschen Talsperre. 43 Tonnen wiegt ein solches Ringkolbenventil. Eines der beiden Wendefurther musste vor kurzem ausgebaut und saniert werden. Jetzt hat es wieder seinen angestammten Platz. „Am Dienstag machen wir den großen Test“, kündigt Staumeister Metzing einem Besucher an.

30.000 Liter Wasser fließen in sechs Sekunden

30 Kubikmeter Wasser - 30.000 Liter - können innerhalb einer Sekunde durch das Ventil fließen. Dienstag werden die Mengen reduziert. Trotzdem wird sich der Pegelstand der Bode bei der mehrstündigen Funktionsprobe erhöhen. Von acht Uhr morgens an, so Metzing, muss dann das Ventil zeigen, ob es wieder in Ordnung ist. (mz)

In der Schieberkammer befinden sich wichtige technische Anlagenteile.
In der Schieberkammer befinden sich wichtige technische Anlagenteile.
Frank Drechsler