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Landratswahl im Juli Talkshow mit Landrats-Kandidaten Maik Berger und Thomas Balcerowski: Wirtschaft, Kultur und Gesundheit waren Themen

Von Frank Drechsler 11.06.2020, 09:56
Maik Berger (links) und Thomas Balcerowski (rechts), zwei von vier Kandidaten für das Amt des Landrates, wurden von Tom Koch befragt.
Maik Berger (links) und Thomas Balcerowski (rechts), zwei von vier Kandidaten für das Amt des Landrates, wurden von Tom Koch befragt. Frank Drechsler

Wernigerode - Bereits zum fünften Mal hat am Montag der Unternehmerabend unter der Federführung des Wirtschaftsclubs Wernigerode, der Wirtschaftsjunioren Harzkreis sowie der IHK Magdeburg in der Geschäftsstelle der IHK in Wernigerode stattgefunden - und war dieses Mal doch etwas Besonderes.

Auf Moderator Tom Koch, zwei Kandidaten und IHK-Vizepräsident Nils Appelt beschränkt, wurde das Forum aus Sicherheitsgründen ausschließlich via Live-Stream übertragen und musste erstmals ohne weitere Teilnehmer aus der Wirtschaft und der Landesregierung auskommen.

Diskussion ohne Publikum wurde live ins Internet übertragen

Coronas Arm reicht eben auch bis in die Schaltzentrale der Harzer Wirtschaft. Zum Zeitpunkt der Einladung hatten nur die beiden Kandidaten Maik Berger und Thomas Balcerowski ihre Bewerbungen um das Amt des Landrates eingereicht. Die mittlerweile zwei weiteren Kandidaturen konnten daher nicht berücksichtigt werden.

Maik Berger ist der gemeinsame Kandidat von SPD, Linken und Bündnis 90/Die Grünen. Berger, SPD-Mitglied, wurde 1973 geboren, bekleidet seit 2014 das Amt des Ortsbürgermeisters in Aderstedt, einer kleinen Gemeinde zwischen Huy und dem Bruch. Das 347 Einwohner zählende Örtchen ist eines von elf Ortsteilen der Einheitsgemeinde Huy.

Thomas Balcerowski, Jahrgang 1972, ist der Kandidat der CDU und seit 2002 hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Thale. Seit 2004 war er Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion im Kreis Quedlinburg und ist seit 2007 auch der CDU-Fraktionschef im Harzkreis.

Kandidaten beantworteten 90 Minuten Fragen

Eineinhalb Stunden beantworteten beide Fragen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landkreises, äußerten sich zu Schulen, Banken und Gesundheitsversorgung oder zum Naturschutz.

Aber auch zu kulturellen Einrichtungen und warum sie am 5. Juli überhaupt gewählt werden sollten, nahmen beide Stellung. Es gab viele Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen, aber natürlich auch Unterschiede. Wichtig ist beiden, den Harzkreis in seiner Gesamtheit zu stärken.

Vor dem Hintergrund des von der Schließung bedrohten Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums in Thale betonte Berger, dass alle Schulstandorte wichtig seien. „Schulen sind Lebensadern und müssen unbedingt erhalten bleiben.“

Balcerowski pflichtete ihm bei: „Das Gymnasium ist wichtig für die Region und die Nachwuchsgewinnung. Thale steht mit der drohenden Schließung exemplarisch für alle anderen Standorte. Ursächlich für diese Entscheidung ist aber der Lehrermangel.“

Zur Lage der Wirtschaft im Landkreis Harz äußerten sich beide Kandidaten ähnlich. Balcerowski sieht, wie Berger auch, die Lage bisher positiv. Da der Landkreis aber sehr stark als Zulieferer von der Autoindustrie abhänge, sehe er schon dunkle Wolken aufziehen.

Berger befürchtet angesichts der Corona-Krise weitere negative Auswirkungen auf das öffentliche Leben und den Arbeitsmarkt. Sollte er Landrat werden, wolle er Tourismuswirtschaft und Hochschulbereich mehr unterstützen.

„Wie stehen Sie zu Schlössern, Museen, Kreismusikschule“, fragte der Moderator 

„Die Kontakte zur Hochschule müssen ausgebaut werden, um gute Absolventen zu bekommen.“ Balcerowski sieht bei der Hochschule ebenfalls Potenziale, die genutzt werden müssten. „Wir müssen junge Unternehmensgründer an die Hand nehmen und ihnen die ersten Schritte in die Selbstständigkeit erleichtern“, betonte er.

Auch mit Blick auf die weichen Standortfaktoren befragte der Moderator die Kandidaten. „Wie stehen Sie zu Schlössern, Museen, Kreismusikschule und Co.? Was ist Ihre Kulturbotschaft?“, wollte Koch wissen. Berger wolle an der Kultur keinen Rotstift ansetzen.

„Mit mir als Landrat wird sich da nichts ändern. Wir werden weiter in die Kultur investieren.“ Sein Gegenüber sah das etwas anders. Angesichts eines 8 Millionen Euro großen Defizits im Kreishaushalt sieht Balcerowski einen mächtigen Rucksack, der geschultert werden musste.

„Die Einbrüche durch Corona sind hier noch gar nicht mit eingerechnet. Man kann natürlich nicht einfach die Säge ansetzen. Man kann aber auch nicht pauschal sagen, es wird nirgends gekürzt.“

Kandidaten betonten die Bedeutung der regionalen Banken

Zu den beiden regionalen Finanzinstituten, der Harzsparkasse und der Harzer Volksbank, bezogen beide Kandidaten eindeutig Stellung. Berger sei es wichtig, dass beide Unternehmen flächendeckend Verantwortung trügen. Mit Filialen und mobilen Lösungen gleichermaßen.

Balcerowski fügte hinzu, dass die Bargeldversorgung auch auf dem Land gewährleistet sein müsse. Beide Unternehmen seien zudem ein wichtiger Partner der Wirtschaft vor Ort. „Bei der Kreditvergabe für wichtige Investitionen spielen fast ausschließlich Sparkasse und Harzer Volksbank eine entscheidende Rolle. Beide Institutionen sind und bleiben daher wichtig für den Landkreis.“

Ein nicht minder brisantes Thema fasste Koch mit der Frage zur Zukunft des Harzklinikums, dessen Sprecher er ist, an, die beide Kandidaten eindeutig beantworteten. Für Balcerowski ist und bleibt das Harzklinikum ein wichtiger Faktor in der Gesundheitsversorgung innerhalb des Landkreises.

„Dort wird eine hervorragende Arbeit geleistet. Wichtig ist, das Harzklinikum auch weiter finanziell gesund zu halten.“ Berger pflichtete ihm bei: „Es gibt keinen Grund, an der Struktur des Harzklinikums etwas zu ändern.“

Zum Abschlussplädoyer, warum er am 5. Juli gewählt werden sollte, erklärte Balcerowski, dass er seine Erfahrungen als Bürgermeister in das Amt einbringen wolle. „Ich möchte, dass der Landkreis Harz so erfolgreich wird wie die Stadt Thale.“

Berger antwortete auf diese Frage, er wolle den Harz „neu denken“, seine über 25 Jahre in der Wirtschaft gesammelten Erfahrungen einbringen und die Verwaltung bürgernaher machen. (mz)