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Nach Sturm mit Hagel Sturm mit Hagel zerstörte viele Pflanzen: Kummer bei Hobbygärtnern in Neudorf im Unterharz

Von Kjell Sonnemann 15.06.2019, 12:55
Ingrid Eimler betrachtet den Rhabarber, der von Hagelkörnern regelrecht zerfetzt wurde.
Ingrid Eimler betrachtet den Rhabarber, der von Hagelkörnern regelrecht zerfetzt wurde. Kjell Sonnemann

Neudorf - Was nach dem Unwetter zutage kam, trieb Ingrid Eimler beinahe die Tränen in die Augen: Hagelkörner mit einem Durchmesser wie eine Zwei-Euro-Münze, die in der Nacht zum Donnerstag vom Himmel über Neudorf fielen, hatten ungezählte Pflanzen in ihren Obst- und Gemüsegarten hinter dem Wohnhaus beschädigt, zum Teil zerfetzt.

Zum Beispiel ist der grüne, über der Erde wachsende Lauch von den Zwiebeln abgeschlagen – „die werden nichts mehr“, sagt die Selbstversorgerin aus Neudorf geknickt. Auch ihre Gurken- und Kohlrabi-Pflanzen in den Beeten hätten, schätzt sie, kaum eine Chance zum Überleben.

Gurken, Kohlrabi, Rhabarber, Topinambur – alles wurde durch den Hagel ruiniert

Ein paar Meter entfernt steht eine große Rhabarber-Staude. Hagelkörner haben ihre sonst großen grünen Blätter und einige dicke rote Stangen abgebrochen. Wie abgeschnitten wirken auch die Stängel der Topinambur-Pflanzen. „Es ist eine Art Süßkartoffel. Ich habe zum ersten Mal ausprobiert, sie anzupflanzen“, sagt Ingrid Eimler. „Das ist sehr schade.“

Junge, noch grüne Früchte hat das Unwetter ebenfalls von Pflänzchen wie Erdbeeren und von starken Bäumen abgerissen: Unter einem Obstbaum liegen ganz viele kleinen Kügelchen, die eigentlich zu Kirschen heranreifen sollten.

Auf die Frage, wie es für die Selbstversorgerin nun weitergehen soll, sagt sie: „Die Gemüsepflänzchen habe ich erst einmal weiter gegossen. Vielleicht erholen sie sich.“ Ansonsten setzt sie auf eine Himbeer-Sorte, die erst Ende August reife Früchte trägt, und auf Tomaten, die in einem Gewächshaus stehen. Von diesem ist in der Unwetter-Nacht nur eine Scheibe kaputtgegangen.

Im Kunststoffdach des Wintergartens von Ingrid Eimler in Neudorf klaffen fast tischtennisballgroße Löcher 

Anders sieht es in ihrem Wintergarten aus: Der Hagel hat Löcher fast so groß wie Tischtennisbälle in die Kunststoff-Dächer geschlagen. Die Versicherung sei bereits informiert, sagt Ingrid Eimler, Jahrgang 1951.

Sie kam mit ihrem Mann nach der Wende zurück in den Ostharz, lebt seit einigen Jahren in Neudorf. „Bisher sind wir von solchen Unwettern verschont geblieben“, sagt sie und erklärt: „Der Große Auerberg teilt das Wetter. Ein Teil zieht dann nach Sangerhausen, der andere ins Selketal und nach Quedlinburg.“

Überrascht hat das Unwetter mit lauten Donnerschlägen auch Matthias Beyer: „Um halb zwölf haben wir im Bett gestanden“, sagt das Mitglied der Kleingartenanlage „Hoymersrod“ im wenige Kilometer entfernten Harzgerode.

„Bei uns war es ganz genau so wie in Neudorf“ – das zeigt die Bilanz an beschädigten Pflanzen. „Gefrierbeutel, um die Ernte einzufrieren, können wir im Laden lassen.“ Allerdings: „Wir Kleingärtner sind optimistisch, wir machen das auch nur der Freude wegen.“ Landwirte, die mit Feldfrüchten Geld verdienen oder Selbstversorger wie Ingrid Eimler seien hingegen stark betroffen, so Beyer.

Auch in der Kleingartenanlage „Hoymersrod“ in Harzgerode gab es viele Schäden durch den Hagel

Er rät Hobbygärtnern, sich die Gewächse im Garten genau anzugucken: „Man sieht es Pflanzen an, ob sie noch etwas werden.“ Im Zweifel sollte man das Beet etwas auflockern und bei Bedarf gießen. Bei Erdbeerpflanzen zum Beispiel entferne er kaputte Blätter – „neue schieben sich dann nach, und im nächsten Jahr kann wieder geerntet werden“.

Sind die jungen Pflänzchen tatsächlich nicht mehr zu retten, kann beispielsweise Salat jetzt noch gut nachgepflanzt werden. „Oder man bringt eine Folgefrucht wie Grünkohl in die Erde“, schlägt Beyer vor.

Besonders weit gewachsen dürften viele Sorten noch gar nicht sein, schließlich lägen die „Eisheiligen“ erst ein paar Wochen zurück. „Wir im Harz säen nicht zu früh aus“, sagt er, „und hoffen jetzt, dass der Winter nicht zu früh kommt.“ Kleingärtner Matthias Beyer sagt: „Man soll den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken.“ (mz)

In das Kunststoff-Dach des Wintergartens hat der Hagel Löcher fast so groß wie Tischtennisbälle geschlagen.
In das Kunststoff-Dach des Wintergartens hat der Hagel Löcher fast so groß wie Tischtennisbälle geschlagen.
Sonnemann