Rund 21 Tage pro Jahr Statistik der Barmer Krankenkasse: Menschen im Landkreis Harz sind länger krank

Quedlinburg - Etwas mehr als vier Arbeitswochen (21,1 Tage) war jeder Erwerbstätige aus dem Harzkreis im zurückliegenden Jahr arbeitsunfähig. Das entspricht zwar in etwa dem Landesdurchschnitt (21,4); der bundesdeutsche Schnitt liegt aber bei nur 17,6 Tagen. Das hat der Gesundheitsreport der Krankenkasse Barmer ergeben.
Vor allem Rückenleiden und psychische Erkrankungen sorgen für viele Krankheitstage. „Stress wirkt sich aufs Wohlbefinden aus und kann Rückenschmerzen verursachen.“ Steffen Kurth, Barmer-Regionalgeschäftsführer, verdeutlicht beim Gespräch mit der MZ: Im Landkreis Harz gebe es viel Produktions- und Baugewerbe, viele Pflegeeinrichtungen und auch einen großen Bereich an Kindererziehung und -betreuung. „Kinder können schon schwer sein.“
Hoher Anteil von Krankheiten der Muskeln und Knochen
Was sind die Ursachen für Arbeitsunfähigkeit? Mehr als jeder vierte Ausfalltag (27,5 Prozent) der Arbeiter aus dem Harzkreis kommt durch Krankheiten der Muskeln und Knochen zustande. Bei Erkrankungen des Atmungssystems, zum Beispiel Erkältungen, sind es 26,2 Prozent.
Keine 10 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage entstehen durch äußere Umstände wie Verletzungen und Vergiftungen. „Auffällig ist: Schon bei den 18- bis 25-Jährigen kommen Depressionen immer häufiger vor“, sagt Kurth zum vierten Hauptgrund für Fehltage: Im Vergleich zum bundesweiten Schnitt leiden die Menschen im Harz etwas häufiger an Verhaltens- und psychischen Störungen. Doch auch bei älteren Arbeitnehmer nehmen Erkrankungen dieser Art zu.
Mehr Depressionen bei jungen Menschen
Inwieweit spielt das Alter eine Rolle? „Die Bevölkerung wird immer älter“ - gerade im Landkreis Harz. Das wirke sich auch auf die Fehltage am Arbeitsplatz durch Krankheiten aus, sagt Kurth. Das Alter spielt eine große Rolle. Doch gesundheitliche Probleme, so der Gesundheitsreport, treten bei Menschen mit geringeren Ausbildungsabschlüssen und niedrigerem Einkommen häufiger auf.
Niedrige Einkommen und schlechte Ausbildung sind Risikofaktoren
Auf der anderen Seite führen Einschränkungen in der Gesundheit oft erst ab einer bestimmten Stärke dazu, dass die Berufstätigen zum Arzt gehen. Kurth verdeutlicht: „Ein Arbeitnehmer kann beispielsweise schon lange unter leichten Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschwerden krankschreiben lässt.“
Und das Arbeitsklima - welchen Einfluss hat das? „Hohe Krankheitsstände können auch die Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastung am Arbeitsplatz sein“, so der Regionalgeschäftsführer. „Gesundheit sollte Chefsache sein. Wir wünschen uns, dass Unternehmer die Gesundheit als Wirtschaftsfaktor begreifen.“
Hoher Krankenstand kann Indiz für schlechtes Betriebsklima sein
Krankenkassen unterstützen vorbeugende Angebote wie beispielsweise Aquajogging und Rauchentwöhnung sowie Gesundheitskurse zur Entspannung, Bewegung und Ernährung. Diese werden etwa an Volkshochschulen und in Vereinen angeboten.
Kurth berichtet beim Gespräch in Quedlinburg von Gesundheitsmanagern, die in Betriebe kommen und zum Beispiel die Arbeitsplätze untersuchen. Und er empfiehlt Smartphone-Apps, mit denen Übungen für den Rücken auch unterwegs auf Montage gemacht werden können.
Daten von 11.000 Beschäftigten flossen in Gesundheitsreport
Welche Daten liegen dem Gesundheitsreport zugrunde? Der Gesundheitsreport der Barmer Ersatzkasse ist übrigens repräsentativ. Allein für den Landkreis Harz sind die Daten von mehr als 11.000 Beschäftigten - die bei verschiedenen Krankenkassen versichert sind - ausgewertet worden.
Wo leben die gesundesten Arbeitnehmer, wo die kränksten? Am besten schnitt der Altmarkkreis Salzwedel (17,5 Tage) ab, am schlechtesten der Saalekreis und der Landkreis Mansfeld-Südharz (je 21,8 Tage). Im Nachbarland Niedersachsen sind die Werte besser: Im Kreis Wolfenbüttel waren die Menschen 18 Tage arbeitsunfähig, im Landkreis Goslar 19,4 Tage. Im Landkreis Nordhausen (Thüringen) kamen 23,1 Tage zusammen. (mz)