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Stimmen zählen bei SPD SPD-Mitgliederentscheid zur GroKo: Kurt Neumann aus Ballenstedt half mit beim Auszählen im Willy-Brand-Haus

Von Julius Lukas 05.03.2018, 12:15
Kurt Neumann steht im Willy-Brand-Haus, der SPD-Parteizentrale in Berlin.
Kurt Neumann steht im Willy-Brand-Haus, der SPD-Parteizentrale in Berlin. SPD

Berlin - Die durchgemachte Nacht hört man Kurt Neumann noch an. Am Telefon spricht der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Landesverbandes Harz leise, seine Stimme ist rau und wenig vital.

„Geschlafen habe ich natürlich kaum“, sagt der 65-Jährige. Kein Wunder - immerhin gab es im Willy-Brandt-Haus, der Berliner SPD-Zentrale, auch genug zu tun. Fast 380.000 Briefe mussten aufgemacht, sortiert und gezählt werden. „Es war eine anstrengende Nacht“, meint Neumann.

Einer von zwei Sachsen-Anhaltern

Der Kommunalpolitiker war einer von zwei Sachsen-Anhaltern, die bei der Auszählung des SPD-Mitgliedervotums zur Großen Koalition mitgeholfen haben. 120 Freiwillige waren in der Nacht von Samstag auf Sonntag damit beschäftigt, die Entscheidung der Basis festzustellen. Am Ende fiel das Ergebnis unerwartet deutlich aus. 66 Prozent stimmten für die Bildung einer Großen Koalition mit CDU und CSU.

Für Kurt Neumann begann die lange Nacht mit einer überraschenden Begegnung. „Beim gemeinsamen Abendessen vor Beginn der Auszählung saß ich am Tisch mit dem Opa von Kevin Kühnert.“

Am Tisch mit dem Opa von Kevin Kühnert

Der über 80-jährige Großvater des Juso-Vorsitzenden und schärfsten GroKo-Gegners sei ziemlich aufgeregt gewesen. „Aber er erzählte richtig viel, etwa, das er früher Taxifahrer gewesen sei“, sagt Neumann.

Gegen 22 Uhr begann dann für den Ballenstedter die Arbeit. Er war in der letzten von drei Gruppen. Die erste Einheit betreute die Brieföffnung. „Dafür waren extra zwei Hochleistungsmaschinen von der Post ausgeliehen worden, die 20.000 Briefe pro Stunde aufmachen können.“

Die nächste Gruppe musste die Abstimmungskarten dann in Ja- und Nein-Stapel sortieren. Schließlich war Neumann mit seinem Team an der Reihe: „Wir haben die Stapel dann gezählt - selbstverständlich wurde jeder doppelt geprüft.“

Die Nacht sei straff und gut organisiert gewesen. „Es herrschte Arbeitsatmosphäre“, beschreibt es Neumann. Die Freiwilligen waren komplett von der Außenwelt abgeschirmt. „Handys und andere technische Geräte mussten in Spinde gepackt werden“, erzählt der Ballenstedter, für den die Stunden zwischen ein und drei Uhr die schwierigsten waren. „Da hatte ich ein absolutes Tief, dass ich dann mit Kaffee, Limonade und frischer Luft auf der Dachterrasse bekämpfen konnte.“

Bis kurz vor neun Uhr stand Neumann mit seiner Gruppe noch an den Zähltischen. Tausende Abstimmungskärtchen waren da bereits durch seine Hände gewandert. „Ich hatte schon im Gefühl, dass das Pro-GroKo-Lager gewonnen hat“, sagt Neumann. Er selber habe gegen eine Weiterführung der Koalition gestimmt. „Aber enttäuscht bin ich deswegen jetzt nicht“, meint der Kommunalpolitiker. Immerhin hätten die GroKo-Diskussion die SPD ja deutlich belebt. (mz)