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Seltenes am Südhang vom Königstein Seltenes am Südhang vom Königstein: Mit dem Samen aus dem Kühlschrank

Von Tim Fuhse 08.07.2018, 08:57
Wegewart Peter Langner kümmert sich nicht nur um Reparaturarbeiten, sondern auch um die Flora im Teufelsmauergarten.
Wegewart Peter Langner kümmert sich nicht nur um Reparaturarbeiten, sondern auch um die Flora im Teufelsmauergarten. Jürgen Meusel

Weddersleben - Mal ragen die Holzbretter dicht aneinander aus dem Hang, mal sind zwischen ihnen zwei Schritte notwendig.

74 Stufen führen an der Südseite der Teufelsmauer zu einem kleinen Gartenareal hinauf. Dort kniet Peter Langner und zimmert an einem Trittholz.

„Ich führe hier immer mal wieder kleine Reparaturen durch“, sagt er.

Seit April ist Langner Wegewart von Weddersleben und als solcher für die Trittfestigkeit am Königstein verantwortlich. Vorgeschlagen hat ihn der Teufelsmauerverein. Im Thalenser Stadtrat wurde die Personalie dann offiziell gemacht.

Seltenes am Südhang vom Königstein: Mit dem Zustand zufrieden

Seitdem dreht Langner regelmäßig seine Runde über den Wanderweg an der markanten Felsformation. „Anderthalb Stunden, jeden zweiten oder dritten Tag“, schildert der pensionierte Gärtnermeister.

Mit dem Zustand des Wanderwegs sei er insgesamt zufrieden, nur hier und da bessere er gelegentlich etwas aus. „Es wird schon mal ein Schild beklebt oder eine Hinweistafel gestohlen“, erläutert Langner.

Größere Schäden melde er an die Gemeindearbeiter. „Einen Mauersturz hatten wir aber ewig nicht mehr“, sagt der gebürtige Quedlinburger, den es vor rund 20 Jahren nach Weddersleben zog.

Immer wieder habe der Teufelsmauerverein seitdem bei ihm vorgefühlt, mit der Rente sei er dann eingetreten.

Seltenes am Südhang vom Königstein: Garten ist 1.200 Quadratmeter groß

Nun hat Langner seine Arbeit an der Treppe unterbrochen und steht im Teufelsmauergarten. Dieses rund 1.200 Quadratmeter große Areal am Südhang ist ein besonderes Schmuckstück des Vereins.

Egal ob Märzveilchen oder Witwenblume, Berg-Sandglöckchen oder die meterhohen Königskerzen - hier kann allerhand regionale Vegetation bestaunt werden.

Besucher sollen die Möglichkeit bekommen, die Pflanzen aus nächster Nähe zu betrachten, ohne die geschützten Gebiete an der Felsformation zu betreten.

Seltenes am Südhang vom Königstein: Seltene Sand- und Silberscharte

„Im Garten zeigen wir die typische Flora der Teufelsmauer“, bestätigt Langner. Er schlendert zwischen den Beeten hindurch, blickt hier und da zu den Pflanzen hinunter.

„Den kleinen Eberwurz habe ich selbst ausgesamt“, berichtet der einstige Gärtnermeister. Genau hinzusehen lohne sich: „Vieles ist einzigartig.“ Besonders selten sei die Sand-Silberscharte.

„Die steht auf der roten Liste und ist vom Aussterben bedroht“, erläutert der Wegewart.

Seltenes am Südhang vom Königstein: Wasser den Berg hochwuchten

Kürzlich habe er im Garten ein Beet angelegt. Wegen der extremen Trockenheit erfordere dies momentan vollen Körpereinsatz. „Zehn Liter Wasser wuchte ich hier jeden zweiten Tag hoch“, so Langner.

Bei Exemplaren wie der Silberscharte müsse auch ein Mann vom Fach sich Tipps anlesen. „Die Samen habe ich zwei Wochen im Kühlschrank liegen gehabt, danach haben die gekeimt wie Mücken und Maden“, sagt der einstige Gärtnermeister.

Eine Rarität aus der Region, die erhalten bleiben soll - auch darum kümmert er sich. Um den trittfesten Zugang zur Anlage sowieso. Denn an wackeligen Treppenstufen soll ein Besuch im Teufelsmauergarten nicht scheitern. (mz)