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Sebastian Grosser aus Ballenstedt Sebastian Grosser aus Ballenstedt: Häkeln bis zum Weltrekord

Von Rita Kunze 08.12.2016, 14:39
Seinen ersten, zwei Meter langen Schal hat Sebastian Grosser bereits gestrickt.
Seinen ersten, zwei Meter langen Schal hat Sebastian Grosser bereits gestrickt. Urheber: Chris Wohlfeld

Ballenstedt - Mit einem alten Hocker hat es angefangen: Was damit machen?, fragte sich die Familie von Sebastian Grosser. Der junge Mann hatte die Lösung: „Ich umhäkel’ ihn.“ Das ist jetzt zwei Jahre her. Der neue Sitzbezug ist längst fertig, aber Sebastian Grosser häkelt immer noch. Es hat ihn gepackt.

Im Moment nimmt er in seinem Elternhaus in Ballenstedt Wolle und Nadel für eine besondere Aktion in die Hand: Er ist Teil einer Gruppe von Menschen, die sich im Internet über das soziale Netzwerk Facebook zusammengefunden hat und nun daran arbeitet, den längsten Schal der Welt zu häkeln. „Derzeit sind wir 470 Leute, aber persönlich kenne ich keinen von ihnen“, sagt Grosser.

Sie alle haben ein Ziel: ein drei Kilometer langer Schal, zusammengesetzt aus etwa 1.500 Schals von je zwei Metern Länge. Die Teilnehmer sind aufgefordert, jeweils 15 Zentimeter breite und zwei Meter lange Halswärmer für Erwachsene beizusteuern, bei Kinderschals reicht ein Meter Länge aus.

Der Weltrekordversuch ist angemeldet und soll am 8. September 2017 in Berlin präsentiert werden. Mit der Aktion beteiligt sich die Facebook-Gruppe zugleich am Tag der guten Tat, der alljährlich am 8. September stattfindet: Die einzelnen Schals sollen nach dem Weltrekordversuch einer guten Sache zur Verfügung gestellt werden.

Zwei weiche Schals, zwei Meter lang und mit einfachem Muster, hat Grosser schon fertig. Einer ist grün, der andere erdfarben. Für die Schals kramt er Wollreste aus dem eigenen Bestand zusammen. Er habe auch schon Firmen um Spenden gebeten, aber bislang ohne Erfolg.

Sebastian Grosser will trotzdem weitermachen und 10 bis 15 Schals häkeln. „Weil es darum geht, nicht nur an sich zu denken, sondern etwas gemeinsam zu tun. Die Aktion heißt ja auch ‚Wir = gemeinsam‘. Und wenn es kein Weltrekord wird, dann habe ich wenigstens etwas für einen guten Zweck getan.“

Häkeln gelernt hat der 32-Jährige durch Zugucken: Seine Mutter häkelt Topflappen, sagt er, und seine Schwester kleine Tierfiguren. „Es macht mir einfach Spaß, das ist Entspannung“, sagt Grosser, der als Koch in einem Hotel auf der Nordsee-Insel Wangerooge arbeitet. Das bedeutet, zehn Monate im Jahr durchzuarbeiten.

Zum Ausgleich häkelt Grosser, und seine Kollegen „finden das gar nicht mal so schlecht“, sagt er. „Im Pausenraum wird gehäkelt.“ Auf Wangerooge betreut der Ballenstedter auch eine Schal-Sammelstelle für den Weltrekord-Versuch. Er nimmt die flauschigen Produkte entgegen und näht sie zusammen. „Rund 100 Meter haben wir schon.“

Für sein Hobby hat er sich Spezial-Häkelnadeln mit handgedrechselten Griffen aus Holz besorgt, denn die liegen besser in der Hand. „Die meisten Häkelnadeln sind ja für Frauen gemacht, die haben nicht so große Hände“, erklärt er. Spezialliteratur hat Sebastian Grosser dagegen nicht: „Ich habe ein Häkelbuch, das reicht.“ (mz)