Schnitter Schnittermeisterschaft in Meisdorf bei Falkenstein: Wenn der Müller zur Sense greift

Meisdorf - Reinhard Bischof verbringt sein Tagwerk als Müller von Meisdorf. Doch wenn im Ort die Schnittermeisterschaften stattfinden, greift er zur Sense. „Zehnmal habe ich teilgenommen, nur einmal gefehlt“, berichtet er.
4.000 Quadratmeter Fläche mit der Sense
Genau umgedreht verhält es sich mit Felix Krauß aus Stangerode. „Ich bin das erste Mal dabei und mähe seit drei Jahren. So 4.000 Quadratmeter Fläche haben wir.“ Warum er zur Sense greift?
„Aus Tradition, weil es Spaß macht, kein Lärm damit verbunden ist.“ Jeder geht bei der Schnittermeisterschaft mit seiner Sense an den Start. Das Modell von Felix Krauß ist schon eine Besonderheit: Der Sensenbaum stammt vom Österreichischen Sensenverein, das Blatt aus dem heimischen Stangerode.
Der Konkurrent aus Gatersleben war schneller
Als jüngste Starter strotzt er vor Dynamik, auch wenn er gegen seinen direkten Konkurrenten aus Gatersleben in puncto Geschwindigkeit unterliegt. „Der hat aber den Jugendförderpreis verdient“, scherzen die Damen vom Meisdorfer Singekreis.
Hans Heinrich Becker, der bekannte Rinderzüchter aus Molmerswende, zollt ebenso Hochachtung. „Da kann man den Schuhabsatz sehen, lobt er den kurzen Schnitt von Krauß. Da kriegt er Qualitätspunkte.“
Darüber entscheiden aber die Wertungsrichter, die sich vor jeder der Wettkampfparzellen aufgebaut haben. Reinhard Wiese aus Badeborn und Eckhardt Nebe aus Opperode haben ihre Wertungsbögen und die Stoppuhr in der Hand, um im Einzelwettbewerb den Primus küren zu können und danach die beste der drei Mannschaften zu ermitteln.
Jürgen Ritter organisiert Schnittermeisterschaften
Von Anfang an organisiert der heute 73-jährige Jürgen Ritter die Schnittermeisterschaften. In der Bekleidung der Harzbauern tritt er ans Mikrofon und begrüßt die direkten Teilnehmer und die Hunderten von Besuchern, die sich dieses Spektakel, das tief in der bäuerischen Tradition verwurzelt ist, nicht entgehen lassen wollen.
„Vor elf Jahren haben wir vom Heimatverein um den Vorsitzenden Dirk Reichel den Wettkampf ins Leben gerufen. Immer als Unterstützer im Boot sind die Dorfcombo und der Spielmannszug.“
Unterdessen singt der Männerchor Opperode sein „Grüßt mir vielmals mein Selketal“ und haben die Oldtimer- und Schlepperfreunde aus Badeborn und der Stadt Arnstein ihre Technik aufgefahren. Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk (CDU) freut sich, was in Meisdorf am Sonntag wieder auf die Beine gestellt wird und woher die Gäste kommen.
Mit dem Ackerwagen aus Molmerswende
„Wie liegen hier im Dreiländereck, die Landkreise Harz, Mansfeld-Südharz und der Salzlandkreis stoßen hier aufeinander. Da reisen die Besucher und Teilnehmer aus allen Richtungen an.
Und wenn es um das Mähen von Hand geht, kommt uns zu gute, dass die Gegend schon immer landwirtschaftlich geprägt war.“
Da hakt Landwirt Hans Heinrich Becker ein. Er kommt mit einem besonderen Ackerwagen aus Molmerswende. Darauf hat er seine Sensenschau aufgebaut und erklärt gern die Besonderheiten von Baum und Blatt. „Die harztypische Sense hat einen Knebelgriff.
An der Getreidesense hängen Spieße, die der Bauer Haferzeug nennt. Und diese österreichische Sense schaut wieder ganz anders aus.“ Er weist den Betrachter darauf hin, dass eine Kornsense ohne zweiten Knebel beim Aufnehmen der Garben einen besonderen Bogen hat.
Neben ihm sitzt in einer Filzweste mit Naturmotiven Armin Tegeler, der mit seiner Frau in der Leinemühle wohnt. „Sie ist Pilzberaterin und wir färben noch heute mit Pflanzen und Pilzen.“ Ein umtriebiger Mann, der die Natur liebt und gerade auf der Konradsburg eine Ausstellung zeigt.
Sein Slogan ist: „Dengeln, Sense wetzen, Wiese mähen - ohne Motorenlärm.“ Er hält die derzeitige Übertechnisierung für einen der Gründe, dass die Insektenpopulation immer stärker zurück geht. Fast liebevoll bearbeitet er die Sensenblätter. „Ich bin auf dem Dorf groß geworden. Wenn das Dengeln der Sense quer durch die Orte zu hören war, klang das wie ein ganz besonderes Glockengeläut.“ (mz)
