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Sattlerei in Thale  Sattlerei in Thale : Der Kuttenschneider

Von Uwe Kraus 06.02.2018, 06:55
Sven Lüdtke fertigt maßgeschneiderte Westen für Motorradfahrer an.
Sven Lüdtke fertigt maßgeschneiderte Westen für Motorradfahrer an. Uwe Kraus

Thale - Ein Mann an der Nähmaschine? Nicht das erste Bild, das einem einfällt, wenn es um Motorradfreunde geht. Doch Sven Lüdtke liebt neben den Maschinen auf der Straße seine Nähmaschine, und Motorrad-Fans aus allen Himmelsrichtungen mögen, was er macht.

Angefangen hat er mit einer Nähmaschine, die mit einem typischen Airbrush besprüht ist, derzeit nutzt er eine Mittelklasse-Maschine. „Ich spare aber auf eine S-Klasse“, sagt der 34-Jährige, der seinen Laden in der Thalenser Friedrich-Wolf-Straße hat.

Sattlerei in Thale: Anfang Februar eröffnet

„Wild style Sattlerei“ nennt „Der Kuttenschneider Sven“ sein Unternehmen. Am 20. Januar hat er begonnen, zur Eröffnung am 1. Februar wirkt alles, als wenn er schon immer hier seinem Handwerk nachgeht.

„Dass es so schnell lief, verdanke ich den ‚Rededge‘, das sind Motorradfreunde aus Wernigerode, einem österreichischen Sattlerfreund und meinen alten Kumpels aus Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, die mit angepackt haben“, weist er auf Werkstatt und Showroom.

Sattlerei in Thale: Hier wächst keine Rocker-Bar

Die Männer und Frauen von „Rededge“ gehörten einst zu seinen ersten Kunden und wurden Freunde. Sven Lüdtke weiß, seine Kunden kommen mit ihren Maschinen zum „Kuttenschneider“.

Doch keiner der Nachbarn brauche sich sorgen: „Hier wächst keine Rocker-Bar.“ Er hat nicht umsonst in seinen Kundenraum mit Sofa und TV investiert.

Hier berät er, zeigt Videos seiner Kutten und von Biker-Treffs. An den Wänden hängen Plakate mit seinen Modellen. Die sind echte Handarbeit und haben ihren fairen Preis.

Sattlerei in Thale: Näher an den Kunden dran

Warum er sein Geschäft nach Thale verlegte? „Es ist näher zu den Kunden als Demmin. Wir waren als Kinder hier oft im Urlaub. Mein Traumladen stand in Wernigerode. Der Vermieter hat sich bis heute nicht bei mir gemeldet. Dann fand ich die Räume hier und hörte auf zu suchen.“

Der Mann, der in Demmin geboren wurde, in Berlin aufwuchs und jetzt aus dem Norden in den Harz zog, hat Autosattler gelernt.

Die Motorradsattlerei hat er sich selbst beigebracht und seine eigene Kutte und Bänke geschaffen.

Als sein Engagement als angestellter Sattler schief ging, machte er sich 2014 selbständig und unterdessen einen Namen. Biker-Zeitschriften berichten über ihn, selbst aus dem Ausland erreichen ihn Bestellungen für Kutten und Sitzbänke.

Sattlerei in Thale: Freie Hand bei der Anfertigung der Kutten

Er findet es gut, dass die Biker sich ihre Kutte aussuchen und ihm in der Fertigung freie Hand lassen. Schließlich geht es um Farbe des Leders, der Fäden und Umrandungen, aber auch um die Innentaschen.

„Weil ich selbst fahre, weiß ich, worauf es ankommt.“

Sein Firmen-Logo findet sich auf vielen Kutten in irgendeiner Form wieder.

Sven Lüdtke wirkt zufrieden. „Ich habe meinen Lifestyle zum Beruf gemacht. Die Pforten sind geöffnet. Nun muss ich was draus machen.“ (mz)