Betrug mit Schockanrufen Rentner aus Blankenburg Harz verliert mehrere zehntausend Euro: Betrüger braucht angeblich Geld für Kaution nach Unfall
Blankenburg - Ein Rentner aus Blankenburg ist Ende Mai Opfer von Betrügern geworden und hat dabei sehr viel Geld verloren. Der Fall des Seniors ist besonders krass, weil der 82-Jährige innerhalb weniger Tage zweimal „mehrere zehntausend Euro“ einem ihm unbekannten Mann gegeben habe, wie das Polizeirevier Harz am Freitag mitteilte.
Der Betrug begann mit einem Anruf am 21. Mai. Der Mann am Telefon habe sich mit „Christian“ gemeldet und erklärte, nach einem Autounfall in Not zu sein. Er brauche nun eine größere Summe Bargeld als Kaution, um sich mit dem anderen Unfallbeteiligten zu einigen.
Weil der Senior tatsächlich einen Mann namens Christian kennt, habe er das Geld besorgt und es einem Boten, der sich als „Herr Weiß“ vorstellte, am selben Tag gegen 16 Uhr an seiner Haustür gegeben. Vier Tage später wurde der Rentner erneut angerufen: Das Geld reiche nicht aus als Kaution.
Nach der ersten Geldübergabe meldete sich der Betrüger erneut: Er brauche mehr
Der Rentner habe daraufhin „bei seinem Kreditinstitut“ einen hohen Bargeld-Betrag abgehoben, so die Polizei.
Auch dieses Mal holte der Anrufer das Geld nicht selbst ab, der Rentner übergab es erneut an den Kriminellen, der auch beim ersten Mal den Boten spielte - am Bahnhof in Goslar (Niedersachsen).
Die rund 40 Kilometer nach Goslar fuhr der Senior mit dem eigenen Auto. Der Betrug sei aufgeflogen, als der Rentner drei Tage später den ihm gut bekannten echten Christian besuchte und sich nach dem Unfall und der Kaution erkundigte: Christian wusste nämlich von nichts.
Der Betrug wurde nach Auskunft von Polizeisprecher Uwe Becker erst jetzt vom Senior selbst angezeigt, der zur Sache noch nicht weiter vernommen wurde. Hinweise, gar eine Anzeige der vom Polizeirevier nicht genannten Bank oder Sparkasse habe es nicht gegeben, so Becker: „Das scheint hier ausgeblieben zu sein.“
Landeskriminalamt registriert immer mehr so genannte Schockanrufe
Den Boten beschrieb der Senior als etwa 1,70 Meter groß mit kurzem dunklen Haar und Mund-Nasen-Schutz. Nähere Erkenntnisse, etwa zur Nationalität, gibt es laut Polizeisprecher Becker noch nicht. Senioren sind seit Jahren bevorzugte Opfer solcher und ähnlicher Betrugsmaschen.
Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen-Anhalt ist die Zahl der sogenannten Schockanrufe im Jahr 2019 deutlich gestiegen. Wurden 2018 insgesamt 341 Betrugsanrufe erfasst, waren es 2019 bereits 514 Anrufe.
Die Polizei rät dringend zu Misstrauen, wenn jemand anruft und viel Geld braucht. Statt zu zahlen, sollten die Senioren andere Verwandte kontaktieren und sofort die Polizei anrufen.
Dass auch Betrugsversuche scheitern, zeigt der Fall eines 65-Jährigen aus Halberstadt, der Mitte Dezember 2019 Anzeige bei der Polizei erstattete, nachdem ihm ein Anrufer mitgeteilt hatte, dass er 90.000 Euro gewonnen habe, er jedoch 2.500 Euro überweisen solle, um den Gewinn ausgezahlt zu bekommen. (mz)