1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Und täglich kommt ein Ei

Rassegeflügelausstellung in Ermsleben Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Und täglich kommt ein Ei

Von Rita Kunze 20.01.2020, 10:56
Ortsbürgermeisterin Kristin Eichmann-Rank (r.) sieht sich während des Rundgangs eine Ente an.
Ortsbürgermeisterin Kristin Eichmann-Rank (r.) sieht sich während des Rundgangs eine Ente an. Tobis

Ermsleben - Die Hähne, die im Depot der Ermslebener Feuerwehr in ihren Käfigen stehen, können sich nicht sehen. Aber sie können sich hören und treten in einen lautstarken Wettstreit. Doch ihr Krähen lässt alle anderen unbeeindruckt: Die Hühner scharren, die Tauben schütteln ihr Gefieder. Die Puten sehen imposant aus.

Zum 20. Mal haben die Ermslebener Rassegeflügelzüchter ihre Ostharzschau ausgerichtet - und in diesem Jahr um einen Tag verlängert. Die Preisrichter haben sich die Tiere schon am vergangenen Freitag angesehen. Damit, so Vereinsvorsitzender Manfred Schubert, habe man mehr Ruhe in die Ausstellung bringen wollen. Bislang hatten sich Experten und Besucher stets samstags im Ausstellungsraum gedrängt, nun war die Situation für alle etwas entspannter.

Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Mehr beste Bewertungen

470 Tiere waren zu sehen, von denen 16 mit einem „vorzüglich“ und 30 mit „hervorragend“ bewertet wurden. „Das hat es in all den Jahren noch nicht gegeben“, sagt Schubert. Was unter anderem auch daran gelegen habe, dass sonst 420 bis 430 Tiere zu sehen waren, weniger also als 2020.

Eine weitere Rolle spielt der Zeitfaktor: „Die Schausaison fängt im Oktober an und endet im Januar in Ermsleben“, so der Vereinsvorsitzende. Das bedeute, dass die Züchter dort natürlich ihre besten Tiere präsentieren.

Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Nur einmal im Jahr die Chance auf die besten Tiere

Einfach ist Rassegeflügelzucht nicht: Als Hühnerzüchter habe man nur einmal im Jahr die Chance auf die besten Tiere, sagt Albrecht Grude.

„Im April musst du die Küken haben, die müssen im November fertig sein“, erklärt der Stangeröder. Und er weiß: „Wenn die Sonne scheint, ist der Hahn freundlicher.“ Soll heißen: Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Eier, die die Hühner legen, auch befruchtet sind.

Und: Sobald Hühner Eier legten, ändere sich ihr Gefieder. Was zu beachten ist, wenn die Tiere in einer Geflügelschau präsentiert werden sollen.

Nicht nur schön aussehen, sondern auch hübsch Eier legen sollen die Hühner, die nach der Erfahrung von Manfred Schubert wieder verstärkt gezüchtet werden: „Das Wirtschaftshuhn, das Eierleistung bringt, wird mehr gezüchtet.“ Und so ein Rassehuhn legt jeden zweiten Tag ein Ei.

In Legebatterien wird den Hühner etwa vorgegaukelt

Anders seine Artgenossinnen in den „Legebatterien“: Dort werde gezielt mit Licht gearbeitet und den Tieren etwas vorgegaukelt, so dass sie weit öfter ein Ei legen würden, sagt Manfred Schubert. Das hat seinen Preis: Auf die Frage, wie alt die Hühner bei dieser Belastung werden, antwortet sein Züchterfreund Albrecht Grude: „Maximal zwei Jahre.“ Rassehühner leben dagegen durchschnittlich fünf bis sechs Jahre.

Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: Flauschige Bälle sind japainische Legewachteln

Ganz frisch sind derweil noch die winzigen Küken, die wie kleine flauschige Bälle in einem Kasten im Ausstellungsraum herumlaufen.

Der Nachwuchs der Japanischen Legewachteln von Michael und Domenik Buschhorn ist in der Nacht zum Samstag geschlüpft. „Die sind wie Hummeln“, sagt Schubert beim Anblick des Gewusels. Bei ausgewachsenen Tieren sei das nicht viel anders: „Die laufen rum und legen dabei die Eier.“

260 Eier - allerdings die deutlich größeren Exemplare von Hühnern - spendiere der Verein alljährlich der örtlichen Kindertagesstätte zu Ostern, blickt Manfred Schubert aufs Jahr, in dem im März die Vereinsmitglieder zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammenkommen.

Die 20. Ostharzschau am vergangenen Wochenende in Ermsleben bot dem Rassegeflügelzuchtverein Ermsleben die Gelegenheit, besondere Leistungen ihrer Mitglieder zu würdigen. So gibt es nicht nur einen Kreismeister, sondern ebenso zwei Deutsche Meister, die dem Verein angehören.
 
Ehrenmitglied im Verein ist seit Samstag offiziell Erich Büttner. Der 87-Jährige ist seit 67 Jahren Rassegeflügelzüchter.

Eigentlich hätte die 20. Ostharzschau  schon vor zwei Jahren stattfinden sollen, sagte Vereinsvorsitzender Manfred Schubert am Samstag. Allerdings hätten die Ausstellungen durch die Vogelgrippe nicht stattfinden können, so dass erst in diesem Jahr die Jubiläumsschau durchgeführt werden konnte.

Den Verein der Ermslebener Rassegeflügelzüchter gibt es schon seit 91 Jahren. Darauf verwies Ortsbürgermeisterin Kristin Eichmann-Rank während der offiziellen Eröffnung der Geflügelschau. Der Verein sei sehr aktiv, darauf könne die Stadt Falkenstein/Harz stolz sein. Mit Bezug auf die Ostharzschau sagte sie:  „Wir hoffen, es bleibt weiter die größte Schau neben Blankenburg und Thale.“

Im April stehe das Ostereiersammeln auf dem Programm, und im Juni wollen sich die Rassegeflügelzüchter wieder am Heimat- und Vereinsfest beteiligen. Dieses Jahr soll dann auch das fünfte Ostharzer Hähnekrähen stattfinden.

Rassegeflügelausstellung in Ermsleben: „Junges Blut reingekriegt“

Über Mitgliederschwund könne der Verein nicht klagen, sagt Schubert. 38 Züchter gehörten dazu, nicht nur aus Ermsleben, sondern beispielsweise auch aus Frose und Radisleben. „Dadurch haben wir in den vergangenen zwei Jahren ein bisschen junges Blut reingekriegt.“

Auch das Interesse der Besucher an der Ostharzschau lasse nicht nach: „Wir nennen es das erste Volksfest im Jahr in Ermsleben.“ Das sei auch der kulinarischen Versorgung durch die Züchterfrauen zu verdanken, ebenso der Tombola mit 600 Preisen. (mz)