Quedlinburg Quedlinburg: Stadt schließt ohne Vorwarnung die Turnhalle

Quedlinburg/MZ - Ein Zettel mit Turnhallen-Schließzeiten zu den Sommerferien, wie sie alljährlicher Standard in Quedlinburg sind, war die erste Information. Ganz unten stand die Turnhalle Erlenstraße. Mit drei Ausrufezeichen: sie wird nicht wie die Bodelandhalle am 11. August oder andere am 28. für den Vereinssport wieder geöffnet, sondern bleibt bis 30. September 2014 geschlossen.
„Wir sind obdachlos“, stellte Peter Görner, Tischtennis-Nachwuchstrainer bei Eintracht Quedlinburg, fassungslos fest. Acht Mannschaften hat der Verein im Trainings- und Spielbetrieb, dazu eine Freizeittruppe und Arbeitsgemeinschaften mit der Schule. Mittwochs und freitags hat der Verein die Halle von 16 bis 22 Uhr genutzt, dienstags von 18.30 bis 22 Uhr. Dann gibt es die Punktspiele. Erst nachdem die Gerüchte von der Turnhallenschließung Vereinschef Thorsten Kaczor erreicht hatten, telefonierte der mit dem zuständigen Mitarbeiter der Stadt und erhielt daraufhin die Bestätigung. „Die Eltern der Grundschüler hat man schon vor einem halben Jahr vom Umzug der Schule informiert. Dass die Turnhalle geschlossen wird, daran habe ich bis zur letzten Minute nicht geglaubt“, meint Peter Görner. Er hatte gemeint, dass nur die Schul-Arbeitsgemeinschaften dadurch entfielen.
Kaczor erfuhr bei seiner Nachfrage, dass die Schule als Möbellager während der Bauzeit genutzt wird. „Es gibt so viele alte Gebäude, wo man mit den Möbeln mal ein Jahr rein könnte“, glaubt Kaczor. Als erstes fiel ihm die alte Kleers-Turnhalle ein. „Man hätte ja im Frühjahr mal eine Versammlung machen können“, ärgerte sich Kaczor über das Informationsdefizit und Probleme, Hallenzeiten zu bekommen. „Wir hatten ja auch vor eineinhalb Jahren mal einen runden Tisch des Sports“, erinnerte er sich an eine wohl nur sporadische Aktion.
Kaczor selbst hat zumindest für die Spiele an den Wochenenden bereits eine Lösung gefunden. Der zweite Tischtennis-Verein der Stadt, der TTC Quedlinburg, stellt Eintracht dafür in der Turnhalle Weststraße Tische und Zeiten zur Verfügung. Auch für die Trainingszeiten gebe es erste Angebote der Stadt, berichtete Kaczor. Doch die seien mitunter so knapp bemessen, dass sich der Aufbau kaum lohne. Er nannte Zeiten in der Bosseschule von 20.30 bis 22 Uhr.
„Die Kleers-Grundschule wird umfangreich saniert, es gibt hier keinen Unterricht“, informierte Sabine Bahß, die Pressesprecherin der Stadt. „Die ganze Schule ist eine Baustelle.“ Die Turnhalle werde als Lagerfläche für die Ausstattung der Schule, von Möbeln bis Schultafeln benötigt und erhält auch einen entsprechenden Bodenschutz. Benötigt würden auch Umkleide- und Aufenthaltsräume für die Schüler, die auf den Schülertransport zum Ausweichobjekt in der Wipertistraße warten und auch dort betreut werden sollen.
Eine frühere Information sei nicht möglich gewesen. „Der Stadtratsbeschluss ist erst am 11. Juli erfolgt, so dass es recht zügig gehen musste.“ Es sei eine Ausnahmesituation, da müsse man aufeinander zugehen, warb sie um Verständnis. Erste Lösungen für das Training gebe es mit Hallenzeiten in der Weststraße für die Jugend und in der Turnhalle Bosseschule für die Freizeitgruppe. Die Sportgruppen des SV Medizin könnten montags und mittwochs in der Turnstraße weitermachen. „Es ist sicher nicht optimal, aber wir sind alle bemüht.“