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Premiere  Premiere in Warnstedt: Knusperfeuer statt Weihnachtsmarkt

Von Bianca Müller 16.01.2017, 11:03
Anfangs mussten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Warnstedt noch etwas nachhelfen, damit die Weihnachtsbäume  brannten.
Anfangs mussten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Warnstedt noch etwas nachhelfen, damit die Weihnachtsbäume  brannten. urheber: chris wohlfeld

Warnstedt - Mitte Januar. Zeit, die Weihnachtsdekoration wieder für ein paar Monate einzumotten und dem kommenden Frühling seinen Platz einzuräumen.

Während die Schweden aus diesem Anlass das Knut-Fest feiern, hat die Freiwillige Feuerwehr Warnstedt für ihre Bürger etwas anderes auf die Beine gestellt: Kämpfen sie sonst das ganze Jahr gegen die Flammen – allein 2016 rückten die Kameraden 14 Mal aus – haben sie am Samstag den Spieß umgedreht und erstmals zur Weihnachtsbaum-Verbrennung eingeladen.

Kurz vor 17 Uhr ist Markus Kammerer noch sichtlich nervös, ob der Platz vor der Kegelhalle sich überhaupt füllt. Immerhin hat der stellvertretende Ortswehrleiter die Idee angeschubst. Wenig später lösen sich seine Zweifel in Wohlgefallen und zahlreiche Besucher auf.

Es fehlt an Nachwuchs

Zwei Lkw-Ladungen mit ausgedienten Weihnachtsbäumen sammelten die Feuerwehrleute vormittags an den Ablagestellen ein. Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit verwandeln sich die rund 150 bis 200 ausrangierten Tannenbäume nach und nach in ein knisterndes Feuer.

„Sowas habe ich zum Beispiel schon in Stecklenberg und auch andernorts gesehen“, sagt Kammerer. „Das Potenzial hinter einer solchen Idee wollen und können wir uns nicht entgehen lassen.“

Er spielt damit auf die Nachwuchsprobleme an, die man nicht nur in anderen Wehren, sondern auch in Warnstedt kennt. An diesem Abend mangelt es nicht an Nachwuchs. Etliche Kinder tummeln sich um die kleinen Schwedenfeuer, die die lodernden Weihnachtsbäume weiträumig einkreisen.

Die Feuerwehr lockt mit Stockbrot. Da lässt sich das „Knusperfeuer“, wie es die fünfjährige Larissa nennt, gleich viel besser betrachten. Auch Emil, Anton und Paul Schwarzloos aus Westerhausen „verabschieden“ hier mit ihren Eltern Andrea und Gabriel den familieneigenen Weihnachtsbaum und machen sich im Anschluss über die begehrten Stöcker her.

Die Fans der gemütlichen Atmosphäre angelockt

Familie Franken ist zwar vergangene Weihnachten nicht auf die Tanne gekommen, freut sich aber immer, „wenn etwas los ist“ und verbringt mit Familie Podack aus Quedlinburg einen gemütlichen Abend. Gisela Podack ist vor allem ein Fan der „gemütlichen Atmosphäre hier“.

So schön der Advent in den Höfen in ihrer Heimatstadt auch sei – die vielen Menschenmassen seien ein Wermutstropfen, der sie dort von Besuchen weitestgehend abhalte.

Glühwein, Bier und Herzhaftes vom Grill sorgen dafür, dass wirklich jeder auf seine Kosten kommt. Überall auf dem Platz tummeln sich Grüppchen. Manche sind mit dem Hund da, andere mit der ganzen Familie.

Es hat wirklich etwas von einem ruhigen, nachträglichen Weihnachtsmarkt, den die Warnstedter an diesem Abend veranstalten - das zischende Knistern der verbrennenden Tannennadeln tut sein Übriges. Nur, dass statt Weihnachten hier der Winter gefeiert wird.

Um das Interesse der zahlreichen Besucher gleichzeitig auf die Arbeit der Warnstedter Feuerwehr zu lenken und vielleicht den einen oder anderen neuen Kameraden zu gewinnen, ist auch eine Tragkraftspritze vor Ort. Gerade die Kinder scharen sich immer wieder um das Fahrzeug, klettern neugierig darin herum, lassen sich Fragen beantworten.

Große Freude über so viel Trubel

Kammerer freut es: „Soviel Trubel habe ich nicht erwartet!“ Vor allem im Hinblick auf ihr 120-jähriges Bestehen, das die Kameraden am 9. September 2017 groß feiern, ist man gewillt, die Kameradschaft von aktuell 13 Mitgliedern wieder wachsen zu lassen.

Darunter ist auch ein Jugendlicher, der „in einer Arbeitsgemeinschaft unserer Jugendfeuerwehr mit den Wehren aus Westerhausen und Börnecke aktiv ist“, so Markus Kammerer, der selbst schon mit zehn Jahren zur Feuerwehr stieß – 1995, die Warnstedter Jugendfeuerwehr befand sich damals gerade in den Kinderschuhen.

Nach einem gemütlichen Abend zieht der stellvertretende Wehrleiter ein rundum positives Fazit: „Sehr gut, das hätten wir niemals erwartet“, freut er sich und wirft einen dankbaren Blick in Richtung seiner Mitglieder, die die Premiere der Weihnachtsbaumaktion so tatkräftig unterstützt haben. „Dass es dann auch noch anfängt zu schneien, ist wirklich das i-Tüpfelchen!“

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Wer unverbindlich in die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Warnstedt, die zur Feuerwehr Thale gehört, reinschnuppern möchte, ist eingeladen jeweils dienstags um 19 Uhr den Dienstabend am Warnstedter Depot zu besuchen. Die Kameraden geben dort gern Auskunft über die Ausbildung und Pflichten sowie Einblick in ihren Alltag. (mz)