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Porträt Gabriel Schwarzloos  Porträt Gabriel Schwarzloos : Lieber Dorf- als Stadtfußball

Von Detlef Anders 17.03.2017, 14:01
Da war das Kreuzband noch heil: Neinstedts Kapitän Gabriel Schwarzloos spielt im November 2015 den Ball vor dem Blankenburger Toni Fischer.
Da war das Kreuzband noch heil: Neinstedts Kapitän Gabriel Schwarzloos spielt im November 2015 den Ball vor dem Blankenburger Toni Fischer. Archiv/Detlef Anders

Neinstedt - Wenn Gabriel Schwarzloos mit seinen alten Schulfreunden Jakob Ewald, Friedrich Reitzig, Sebastian Werner oder Karsten König bei Freizeitturnieren aufläuft, dann steht stets 1. FC Osterberg auf dem Spielformular.

Der Neinstedter Osterberg ist quasi ihre fußballerische Heimat. Und wie wichtig Heimat und Dorffußball für ihn sind, das merkte Schwarzloos, als er sechs Jahre in Hannover lebte.

Ende Mai letzten Jahres konnte der Kapitän des SV Germania Neinstedt aus den Händen von Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) den Pokal für die vorzeitig gesicherte Meisterschaft in der Harzliga-Staffel 2 und den Aufstieg in die Harzoberliga entgegen nehmen.

Glückwünsche auf Krücken

Schwarzloos humpelte auf Krücken, doch sein Freund Jakob Ewald ließ in auf seinen Schultern hochleben.

Mit Gabriel Schwarzloos und mit Chris Gensler habe Germania zwei intelligente Spieler, mit denen Neinstedt in der Landesklasse mithalten könnte, ist Trainer Mario Rollhaus überzeugt.

Doch wann der Kapitän aufs Feld zurückkehrt, das steht auch fast ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss noch in den Sternen.

Vor genau einem Jahr hatte sich der 30-Jährige beim Heimspiel gegen Reinstedt das Knie verdreht. Die Ärzte fanden zunächst nichts, und so wollte Schwarzloos nach einem Spiel Pause im Pokalspiel in Ströbeck zu Ostern seinem Team beim Weiterkommen helfen.

70 Minuten ging alles gut, dann warf ihn fast dieselbe Bewegung wie zwei Wochen zuvor aus der Bahn. Das MRT bestätigte einen Kreuzbandriss. Zuvor hatte er sich nur mal einen Zeh gebrochen. Nun wurde er operiert.

Noch nicht schmerzfrei

Doch nach der Physiotherapie und den ersten Läufen war er im Herbst noch immer nicht schmerzfrei. Ein erneutes MRT ließ Vernarbungen erkennen, die im Dezember bei der nächsten OP weggefräst wurden.

Seit Januar ist Schwarzloos wieder in der Physiotherapie und arbeitet sich zurück. Der Kapitän hofft, bald wieder an Bord kommen zu können und begleitet sein Team so oft es geht. Er betreut die Facebook-Seite und die Internetseite der Neinstedter mit journalistischer Qualität.

„Ich wollte Journalismus studieren“, erinnert er sich. Doch bei vier Geschwistern sei ein Studium für seine Mutter nicht finanzierbar gewesen.

Der gelernte Medienkaufmann

Schwarzloos folgte dem Rat bei der Berufsberatung und lernte in Hannover bei einem großen Verlag Medienkaufmann. Für die Ausbildung war er mit seiner damaligen Freundin, mit der er seit 2009 verheiratet ist, nach Hannover gegangen.

2010 kam das erste Kind und als die Familie das zweite Kind erwartete, kam der Wunsch auf, wieder in die Heimat zurückzukehren.

Da war im 14-Tage-Urlaub auf der einen Seite das Erlebnis einer Familienfeier mit der ganzen Familie unter der Woche. Diese hätten sie sonst nie miterleben können.

Und dann war eine Fahrt mit seinen Fußballfreunden aus Westerhausen, mit denen er vor dem Umzug schon zusammen gespielt hatte, zu einem Auswärtsspiel nach Atzendorf. „Das war so cool“, erinnert er sich.

In der Stadt sind keine Zuschauer

Stadtfußball in Hannover ist zwar nur mit zwei Minuten Straßenbahnfahrt zum nächsten Gegner verbunden gewesen. Doch Dorffußball sei eben viel emotionaler und individueller. „In der Stadt gibt es keine Derbys. Da sind keine Zuschauer da.“

Als Neinstedt vor 15 Jahren in der Landesklasse spielte und Schwarzloos an der Seitenlinie zuschaute, seien bei Heimspielen 150 Zuschauer gewesen. Und es sei eben viel emotionaler.

„Ich habe alles auf eine Karte gesetzt“, erinnert sich Schwarzloos an die Tage nach dem Urlaub. Er hatte Glück. Sein Chef, selbst Fußball-Fan, fand eine Möglichkeit, die es dem Fußballer erlaubte, zwei Tage von zu Hause aus zu arbeiten, um nur drei Tage in der Woche nach Hannover fahren zu müssen.

Rückkehr nach Westerhausen

Die Familie zog 2013 zunächst nach Halberstadt, Schwarzloos kam als Fußballer nach Westerhausen zurück. Da er nun zweifacher Vater war und nur einmal pro Woche trainieren wollte, spielte Schwarzloos zwar erst noch in der Landesklasse, dann aber doch meist in der Harzliga-Mannschaft.

Mit seinen Freunden wollte Gabriel Schwarzloos immer noch einmal in Neinstedt spielen.

Als Germania 2014 kurz vor der Abmeldung stand, fassten er und seine Freunde den Entschluss, wieder ins Bode-Stadion zurückzukehren, wo sie in der ersten Klasse unter Alfons Hartung und Günter Werner angefangen hatten.

Ihren Westerhäuser Co-Trainer Mario Rollhaus konnten sie und Abteilungsleiter Christian Miehlke als Coach gewinnen.

Nach dem Aufstieg in die Harzoberliga möchte Gabriel Schwarzloos auch noch einmal mit den Freunden in der Landesklasse spielen. Und wenn das in diesem Jahr nicht klappt - Germania ist gerade auf Platz drei abgerutscht - dann eben in der nächsten Saison.

Ein Kuriosum ist sicherlich, dass die inzwischen fünfköpfige Familie - die Kinder sind sechs, drei und fast zwei Jahre alt - nicht auf dem Osterberg, sondern auf dem Westerhäuser Mühlberg wohnt. Sohn Emil trainiert inzwischen fleißig in Westerhausen. Und wer weiß, vielleicht wird aus Gabriel Schwarzloos auch mal ein Trainer. (mz)