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Philip Zablinski von 1890 Westerhausen  Philip Zablinski von 1890 Westerhausen : 38 Zentimeter Titan im Bein

Von Hannes Wendorff und Detlef Anders 17.03.2016, 12:38
Philip Zablinski zeigt den 38 Zentimeter langen Titan-Nagel, der ihm gerade aus dem Bein entfernt wurde.
Philip Zablinski zeigt den 38 Zentimeter langen Titan-Nagel, der ihm gerade aus dem Bein entfernt wurde. Hannes Wendorf

Westerhausen - Wer noch nie mit einem Ober- oder Unterschenkelbruch zu tun hatte, der wird wohl über den 38 Zentimeter langen Nagel staunen, den Philip Zablinski da lächelnd zeigt. Was für ein Anblick. Die Länge des Nagels erinnert an die Zimmermannsnägel, die bei Richtfesten gern verwendet werden, um Hausherren zu Höchstleistungen anzuspornen. Doch hier handelt es sich nicht um einen Zimmermannsnagel, der nach heftigem Hämmern mit einem „Bello“ - Vorschlaghammer etwas krumm geworden ist, sondern um einen sogenannten Marknagel aus Titan, der Philip Zablinski nach einem Fußballspiel in das gebrochene Schienbein implantiert wurde, um eine optimale Heilung zu ermöglichen.

Verhängnisvoller Pressschlag

Das für den Landesklasse-Kicker aus Westerhausen denkwürdige Fußballspiel fand vor fast genau einem Jahr, am 21. März 2015, in Atzendorf statt. 348 Tage danach konnte er sich den Nagel nun endlich wieder entfernen lassen.

Der Innenverteidiger zog sich die Verletzung zu, als er in der sechsten Spielminute zu einem Pressschlag ging. Als Pressschlag oder Pressball bezeichnet man im Fußball laut Wikipedia das gleichzeitige Treten des Balles durch zwei Spieler aus unterschiedlichen Bewegungsrichtungen. „Pressschläge kommen beispielsweise dann zustande, wenn die angreifende Mannschaft durch einen Offensivspieler an den Ball kommt, dieser gerade schießen oder flanken möchte und ein Abwehrspieler der verteidigenden Mannschaft die Schussbewegung des Offensivspielers mit der gleichen Bewegung zu blocken versucht. Wenn beim Pressschlag beide Spieler nur den Ball treffen, ist das regelkonform und stellt kein Foul dar“, heißt es dort. Bei Pressschlägen entstehen oft Sprunggelenksverletzungen, bei dem Westerhäuser waren ein Schien- und Wadenbeinbruch die Folge. Schuld war keiner der beiden Spieler, beide gingen zum Ball und es war kein Foul. Es war einfach eine unglückliche Situation.

Happige OP

Vom Atzendorfer Sportplatz aus war er damals ins Klinikum nach Quedlinburg gebracht worden. „Das Einsetzen hatte damals drei Stunden gedauert“, berichtet der junge Fußballer, dessen Schienbeinknochen damals dafür aufgebohrt werden musste.

Marknägel sind meist Implantate aus Titan oder Edelstahl. Sie werden über nur zwei bis drei Zentimeter große Schnitte im Gewebe in den Knochen geklopft. Die Bruchfragmente sind dann fest miteinander verbunden, der Knochen gleichsam von innen geschient, ist bei Wikipedia zu erfahren. Die OP zum Entfernen dauerte übrigens noch einmal 1,5 Stunden.

Unterstützung von allen

Kurz vor dem Entfernen des Nagels kam Zablinski, der ausgebildeter Elektroniker ist, am 20. Februar in der zweiten Mannschaft wieder zum Einsatz und feierte sein Comeback.

Doch nach der Operation zum Entfernen des Nagels wird Philip Zablinski in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. Sein Ziel ist, das Laufprogramm schnellstmöglich wieder aufzunehmen, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten und dann wieder anzugreifen.

„Ein riesengroßes Dankeschön“ richtet der Kicker an den kompletten Verein: „An die Mannschaft, die in der schweren Zeit zu mir gehalten hat, sich um mich gekümmert hat, und und und - ich bin mehr als stolz darauf, eine so große Unterstützung gehabt zu haben. Auch ein Dank an alle Freunde, Vereine etc. die mir die besten Genesungswünsche geschickt haben.“ Zablinski dankte genauso seiner Familie, „und erst recht meiner Freundin, die immer für mich da waren. Es hat mich unheimlich glücklich gemacht, solch eine Unterstützung von allen zu erhalten.“ (mz)