Open-Air-Konzert mit Stefanie Hertel Open-Air-Konzert mit Stefanie Hertel : "Ich mache keine Rockmusik"

Quedlinburg - Stefanie Hertel kommt in den Harz: Am 4. Mai wird die Sängerin beim Neinstedt Open-Air mit ihrer „DirndlRockBand“ ab 18 Uhr auf der Bühne stehen. Das Publikum kann sich auf zweieinhalb Stunden mit ihren Klassikern, ihren neuen Liedern und Coversongs aus Schlager, Rock und Pop freuen. Über ihre Musik, ihre Verbindung zum Harz und die Idee zu einem weiteren Buch sprach mit ihr Tina Schwarz für die Mitteldeutsche Zeitung.
Auf dem Veranstaltungsplakat tragen Sie ein Shirt mit einem Totenkopf. Sind Sie jetzt Rockmusikerin?
Stefanie Hertel: Nur weil ich darauf, in Bayern würde man sagen „krachert“, also fetziger, abgebildet bin, heißt das ja noch lange nicht, dass ich Rockmusik mache. Meine neueren Lieder haben sicherlich einen etwas anderen Sound als meine Lieder vor 20 Jahren. Die Zeit hat sich geändert, die Musik hat sich verändert, und ich habe mich einfach mit der Musik verändert, bin reifer geworden, und so haben sich auch meine Lieder weiterentwickelt. Das heißt aber nicht, dass ich ein Problem mit meinen Wurzeln habe. Mein Repertoire ist einfach mit der Zeit vielfältiger geworden.
Aber passt denn rockigere Musik mit der Evangelischen Stiftung Neinstedt überhaupt zusammen?
Also rockigere Musik und Kirche passen auf jeden Fall zusammen. Ich habe auch schon großartige Rockkonzerte in Kirchen erlebt. Es kommt auf die Aussage an, die man mit der Musik trifft. Der Stil, ist die musikalische Verpackung, mit dem man unterschiedliche Menschen ansprechen kann. Es gibt viele Rockmusiksongs mit Texten, die christliche Inhalte behandeln.
Die Stiftung ist für ihre Arbeit mit Behinderten bekannt. Haben Sie Erfahrungen mit behinderten Menschen?
Mein Großvater war evangelischer Diakon und hat verschiedene Heime geleitet. Die letzte Station führte ihn nach Oelsnitz, in meine Heimatstadt. Dort hat er das Marienstift geleitet, das auch ein Behindertenheim war. Dahin pflegte ich, als ich Kind war, auch immer noch die Verbindung, als meine Großeltern schon im Ruhestand waren. Ich habe dort viel Zeit mit geistig Behinderten verbracht. Sie haben uns auch Zuhause besucht, also ich habe da keinerlei Berührungsängste und auch positive Erfahrungen im Umgang mit diesen herzlichen Menschen gemacht.
Werden Sie bei dem Open-Air auch Klassiker oder nur neuere Lieder singen?
Sowohl als auch: Wir machen eine Zeitreise. Es wird auch verschiedene Lieder anderer Künstler, zum Beispiel meiner „DirndlRockBand“, geben. Das sind vier tolle Musikerinnen. Es soll nicht darum gehen, Klischees zu erfüllen, Schubladendenken gerecht zu werden oder eine bestimmte Altersgruppe anzusprechen; sondern dass wir alle gemeinsam generationsübergreifend einen tollen Abend erleben.
Und Ihr Ehemann muss dann das Haus hüten?
Nein, mein Mann Lanny wird mich begleiten. Er wird auch mit uns gemeinsam auf der Bühne stehen. Darauf freue ich mich schon.
Was läuft bei Ihnen zu Hause im Radio?
Das kommt auf die Stimmung an. Mir ist wichtig, dass Musik echt und handgemacht ist und eben auch ein Konzert live gespielt wird. Das liegt mir besonders am Herzen. Und das wird auch in Neinstedt so sein, da gibt es 100 Prozent Livemusik, da kommt nichts aus der Konserve.
Sie haben im März Ihr erstes Buch „Über jeden Bach führt eine Brücke“ veröffentlicht - ein autobiografisches Werk. Hatten Sie dabei Hilfe?
Ich hatte Unterstützung von zwei Autoren. Wir haben viele intensive Gespräche geführt, die in meinem Wortlaut niedergeschrieben wurden. Auf dieser Grundlage sind dann die einzelnen Kapitel erarbeitet und ausgearbeitet worden. Es ist ein Buch mit autobiografischen Geschichten entstanden, die mir etwas bedeuten und die ich spannend und interessant genug fand, um sie mit anderen Menschen teilen zu wollen.
Worum könnte es in Ihrem nächsten Buch gehen?
Die Ursprungsidee meines Buches war, ein Kräuterbuch zu schreiben, also ein Buch über meine Liebe zur Natur und meine Liebe zu meiner Großmutter, die außergewöhnlich naturverbunden war. Das ist auch ein ganz wichtiger Part meines Buchs. Aber es ist letztendlich dennoch ein bisschen anders geworden als ursprünglich geplant. Das hat sich einfach während der Arbeit daran so ergeben. Vielleicht wäre es eine Idee, irgendwann tatsächlich eine Art Kräuterbuch zu schreiben.
Was sind Sie lieber: Sängerin oder Autorin?
Für mich ist es wichtig, vielseitig interessiert und engagiert zu sein. Wenn ich jetzt nur noch Bücher schreiben würde, würde mich das nicht erfüllen. Und genauso würde es mich nicht erfüllen, den ganzen Tag von morgens bis abends nur zu singen. Die Vielfalt, die vielen unterschiedlichen Aufgaben, Anregungen und Herausforderungen Dinge, die mein Leben und mein Beruf mit sich bringen, machen mir Freude.
Waren Sie schon mal privat im Harz?
Ich war schon Hunderte Male im Harz, ich habe auch Verwandtschaft in Wernigerode. Und ich war natürlich auch mit meinen Tourneen und Programmen schon ganz oft hier zu Gast. (mz)