Neues PC-Spiel Neues PC-Spiel : Mit dem Zug virtuell durch den Harz

Quedlinburg/Burkhardtsdorf - Einmal eine Dampflok durch den Harz steuern oder als Heizer auf der Fahrt ins Schwitzen geraten - ohne den Schreibtisch zu verlassen. In diesem Jahr erscheint ein Spiel, das die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) als virtuelles Modell erlebbar macht.
Christoph Köhler aus Burkhardtsdorf im Erzgebirge befindet sich in den letzten Zügen des Projektes „HSB for MSTS“, das ihn schon lange begleitet.
Neues PC-Spiel: Als Kind viel im Harz gewesen
„Des Pudels Kern liegt in meiner Kindheit“, erzählt der 31-Jährige. Denn seine Großeltern - sie wohnen in Wernigerode - bemühten sich, wann immer er sie besuchte, ihm einiges zu bieten.
„Die Harzer Schmalspurbahn war immer ein fester Bestandteil“, erinnert er sich. „Ich habe auch den Harz liebgewonnen - die Natur- und Kulturlandschaft“, fügt er an.
Neues PC-Spiel: MSTS von Microsoft war Vorläufer
2001 veröffentlichte Microsoft das Eisenbahn-Simulations-Programm „Train Simulator“ (im Internet häufig mit MSTS abgekürzt), das „damals bahnbrechend war“.
Denn die Software ermöglicht es den Nutzern, eigene Ideen und Inhalte einzubringen. „Man kann es unendlich erweitern - das ist ein tolles Konzept“, meint Köhler.
Schon damals sei ihm die Idee gekommen, das Netz der Harzer Schmalspurbahnen GmbH nachzubauen; 2003 habe er einen ersten Versuch gestartet.
Neues PC-Spiel: Ursprungsprogramm hatte seine Grenzen
Doch das Programm hatte seine Grenzen, angefangen beim Meterspur-Netz der HSB, das noch nicht verfügbar war.
Über die Jahre entstanden jedoch viele Zusatzprogrammierungen durch Privatpersonen, die online zur Verfügung gestellt wurden.
„Es sind viele Zuarbeiten nötig, um den nächsten Schritt machen zu können“, erklärt Köhler die große Zeitspanne der Entstehung.
Neues PC-Spiel: Nasa-Satellitendaten importiert
„Die jetzige Version ist erst seit 2014 konkret in der Entstehung“, erzählt Köhler. Sie sei deutlich faktenbasierter. So ließen sich inzwischen Nasa-Satellitendaten importieren. „So konnte ich eins zu eins das Terrain importieren, wie es im Harz vorhanden ist.“
Inzwischen gibt es auch das Gleis-System der HSB in digitaler Form. „Es ist trotzdem bei weitem nicht eins zu eins umzusetzen.“
Das sei schlicht nicht realisierbar - nicht zuletzt, weil sich das Spiel nicht in einem konkreten Jahr bewege - sich also nicht alle Bereiche auf dem gleichen Stand befinden. „Es gibt nicht genügend Quellen aus einem Jahr“, begründet Köhler.
Als Beispiel nennt er Hausfassaden in Wernigerode, die bei einer Zugfahrt passiert und aufwendig aufgebaut werden. „Dann deckt im nächsten Jahr einer sein Dach ...“
Neues PC-Spiel: Perfektion ist nicht der Anspruch
Perfektion sei aber auch nicht der Anspruch des Spiels. „Ziel ist es, den Harz erlebbar zu machen“, so Köhler.
Der Spieler folgt dabei einer Geschichte, lernt gleichzeitig aber auch Interessantes zu technischen und betrieblichen Hintergründen der HSB. „Da wird spielerisch die Lücke geschlossen“, so Köhler.
Neues PC-Spiel: Interessantes Rollenspiel
Zur Wahl stehen dabei die Rolle des Lokführers, des Heizers - er muss auf der Fahrt von Wernigerode auf den Brocken eine ganze Tonne Steinkohle in die Feuerbüchse schippen -, des Passagiers oder Betriebsleiters.
„Das sind alles Punkte, die für den Spieler interessant sind.“
Die Landschaften und Städte, die die Bahnen durchqueren, zu gestalten, sind die zeitaufwendigsten Aufgaben.
Vor allem Quedlinburg sei eine große Herausforderung, die Gestaltung des Schlosses sehr komplex gewesen.
Neues PC-Spiel: Alles sind komplexe Codes
„Es wird auch nicht jedes Haus nachgebildet“, verrät er. Aber jene, die herausstechen und einen Wiedererkennungswert haben, schon. „Im Spiel wirkt es trotzdem sehr authentisch.“
Letztlich handele es sich aber noch immer um die Programmierung eines Computerspiels. „Man hat es mit komplexen Codes zu tun“, betont Köhler.
Er sei kein gelernter Programmierer und habe sich alles selbst beigebracht. Darüber hinaus kommen viele Beiträge anderer Autoren dazu.
So sei der Fuhrpark von vielen Helfern erstellt worden und umfasse mittlerweile alle 25 Dampfloks der HSB.
Neues PC-Spiel: Große Spendenbereitschaft
Die finale Fertigstellung des Projektes ist für Sommer geplant, und soll dann als zusätzliches Modul der Originalsoftware zur Verfügung stehen.
Inzwischen gibt es mehrere Demo-Videos, die einen Vorgeschmack geben, wie das Spiel einmal aussehen wird.
Das erste sollte zeigen, ob überhaupt Interesse an einer Veröffentlichung des Spiels bestehe. Der Zuspruch motiviere darüber hinaus, dranzubleiben. Denn: „Es gibt Tage wo es Spaß macht, und dann gibt es Tage, wo Bäume gepflanzt werden müssen - und da gibt es im Harz einige.“
Neues PC-Spiel: Große Crowdfunding-Aktion
Ausschlaggebend für die geplante Veröffentlichung sei aber eine Crowdfunding-Aktion gewesen. Lange Zeit zahlte Christoph Köhler alles aus eigener Tasche - angekauftes Kartenmaterial, DVDs für die originalgetreue Visualisierung und mehr.
Etwa 1.800 Euro waren für die Finanzierung nötig. Die Hälfte sollte über Spenden abgedeckt werden. Das Ziel wurde im Oktober erreicht und ermöglicht, „dass das Spiel kostenlos zur Verfügung stehen wird.“
Aktuell befinde sich es noch in der Ausgestaltung. Etwa 92 Prozent seien fertiggestellt - „wenn man es nach Kilometern rechnet“. Derzeit fehle noch das Bahnnetz um Nordhausen und Ilfeld, für das die Vorarbeiten laufen.
Das fertige Spiel sei für ihn eine Hommage an ein Kindheitsparadies im Harz. „Es hat auch einen sentimentalen Wert“, so der 31-Jährige. (mz)

