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Neue Strommasten im Harz Neue Strommasten im Harz: Arbeiten in 60 Metern Höhe

Von Jessica Hanack 10.08.2016, 09:44
Die neuen Strommasten sind bis zu 60 Meter hoch. Die Arbeiter, die ähnlich wie in einem Kletterpark gesichert sind, stehen oft lange Zeit dort oben, nur  auf den schmalen Diagonalen.
Die neuen Strommasten sind bis zu 60 Meter hoch. Die Arbeiter, die ähnlich wie in einem Kletterpark gesichert sind, stehen oft lange Zeit dort oben, nur  auf den schmalen Diagonalen. Urheber: Chris Wohlfeld

Halberstadt - Es passierte am Abend des 7. Juli 2015: Ein Tornado zog über den Süden Sachsen-Anhalts. 14 Strommasten bei Eisleben knickten um, drei weitere wurden im Saalekreis stark beschädigt. Glück im Unglück: Die betroffenen Masten standen auf Feldern, sodass bei ihren Umstürzen kein weiterer Schaden entstanden ist.

„Die Strommasten waren aus den 70er Jahren; damals gab es solche Wetterereignisse nicht“, sagt Marius Libberoth vom Netzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH, zu dessen Übertragungsnetz die Stromleitung mit den umgeknickten Masten gehört.

Damit es in Zukunft nicht zu weiteren Umbrücken mit möglicherweise schlimmeren Folgeschäden kommt, werden auf der Stromleitung zwischen Bad Lauchstädt und Wolmirstedt nun insgesamt 48 Strommasten verstärkt. Zwölf von ihnen befinden sich im Harz. „Es sind Strommasten, die sich an Bundesstraßen, Bahnstrecken, Wohn- oder Gewerbegebieten befinden“, erklärt Andreas Mötzing, Leiter des Regionalzentrums West von 50Hertz.

Marius Libberoth koordiniert die Arbeiten an einem großen Teil der Masten. Dazu gehört es, zum Anfang mit den Landwirten zu reden, auf dessen Feldern sich die betroffenen Strommasten befinden, und sich mit ihnen über den Bautermin und eine Entschädigung zu einigen.

„Wir können uns nicht nach jeder Feldfrucht richten, aber wir versuchen, einen Kompromiss zu finden“, so Libberoth. Jetzt, während die Arbeiten laufen, fährt er zu den verschiedenen Standorten und kontrolliert unter anderem, ob die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Dafür ist er viel unterwegs; im Durchschnitt überprüft er an einem Tag den Baufortschritt an sieben Masten. „Ich fahre täglich etwa 200 bis 300 Kilometer mit dem Auto“, erzählt er.

Enormer Zeitdruck

An diesem Tag besichtigt er den Maststandort an der Bundesstraße 81 kurz vor Halberstadt. Gerade hebt ein Kran die Traverse des alten Mastes ab. Das tonnenschwere Teil schwebt durch die Luft, bevor es langsam auf dem Boden abgesetzt wird. Währenddessen stehen sechs Arbeiter in schwindelerregender Höhe auf dem Mast, lösen Schrauben und Muttern, damit das nächste Element abgehoben werden kann. „Es ist kein einfacher Job“, sagt Libberoth. „Sie stehen den ganzen Tag dort oben.“

Auf den Arbeitern, die zum Teil aus Luxemburg oder Österreich kommen, lastet ein enormer Zeitdruck. Bis zum 7. Oktober ist die Stromleitung zwischen den Umspannwerken in Klostermansfeld und Wolmirstedt abgeschaltet; schon drei Tage später sollen Instandhaltungsarbeiten an einer anderen Leitung beginnen. Das bedeutet: Einen Spielraum für Verzögerungen gibt es nicht. Bei Wind und Regen werden die Arbeiten daher fortgesetzt, nur bei Gewittern muss zwangsläufig eine Pause eingelegt werden.

Auch deshalb bietet die Technik, die 50Hertz hier zum ersten Mal einsetzt, einen entscheidenden Vorteil: Sie spart Zeit. Statt den alten Mast zuerst abzubauen, werden die Teile des neuen Strommastes wie eine Art Mantel um den alten herumgesetzt. Erst nachdem ein großer Teil der neuen Konstruktion steht, beginnt der Rückbau des alten Mastes mithilfe eines Krans. Weil die einzelnen Elemente des neuen Mastes bereits vormontiert wurden, kann der reine Strommastwechsel so in etwa drei Tagen geschafft werden.

Kosten in Millionenhöhe

Für 50Hertz bedeutet die Mastverstärkung eine Investition in Höhe von mehreren Millionen Euro. Ein neuer Strommast kostet in etwa so viel wie ein Einfamilienhaus. Dementsprechend wird eine lange Haltbarkeit erwartet. „Wir gehen von rund 80 Jahren aus“, so Andreas Mötzing. Die ersten neuen Strommasten stehen bereits. Dann kommt Marius Libberoth erneut zum Einsatz: Er klettert auf die 60 Meter hohen Masten hinauf und kontrolliert stichprobenartig, ob alle Schrauben fest sind oder an einer Stelle Farbe abgeplatzt ist. Die Höhe sei eine Gewohnheitssache, sagt Libberoth. „Aber als ich das erste Mal dort oben gestanden habe, habe ich gedacht: Was machst du hier eigentlich?“, sagt er und lacht. (mz)

Die  Segmente werden vormontiert, bevor ein Kran sie  nach oben transportiert
Die  Segmente werden vormontiert, bevor ein Kran sie  nach oben transportiert
Chris Wohlfeld