Museum zeigt Exponate aus Weltrekord-Sammlung Museum zeigt Exponate aus Weltrekord-Sammlung: Indianer schlägt Tipis in Derenburg auf

Derenburg - Hobby-Indianer sind im Harz auf der Ranch bei Neudorf oder in der Hasselfelder Westernstadt zu entdecken. Doch der einzige echte Indianer, „Turned Apple“ genannt, lebt in Derenburg. Im Herbst 2015 öffnete er in einem alten Einkaufsmarkt ein Museum, das den Indianerkulturen von Südamerika bis zu den Inuit im eisigen Norden gewidmet ist.
Nach Besuchen der Indianer-Reservate in den USA schrieb sich Thomas Merbt, so sein bürgerlicher Name, schon vor Jahrzehnten auf die Fahnen, ihnen zu helfen. Den Indianer-Virus impfte ihm einst sein Großvater Paul Lindner ein, der noch den legendären Karl May erlebte.
In den 1950er Jahren ermöglichte er dem kleinen, in Leipzig geborenen Thomas den Zugang zu Indianern. Prägend waren Besuche im Grassi-Museum in Leipzig, als er erstmals historische Gegenstände der Indianer in die Hand nehmen konnte. „Mein Großvater brachte mir auch handwerkliche Fertigkeiten bei“, erinnert er sich. Das nutzt er, um manch markantes Indianergesicht für die Ausstellung selbst zu modellieren.
Eintrag im Guinness-Rekordbuch
Auch das Tauschen und Handeln habe er im Osten gelernt. Es bildet die Grundlage für seine Sammlung. 1997 zog sein Hobby als größte indianische Sammlung mit über 3.500 Exponaten ins Guinness-Rekordbuch ein. Vieles davon ist in Derenburg anzuschauen, manches sogar anzufassen.
Kinder können sich auch als Indianer verkleiden. Original-Birkenrindenkanu, Tipi-Zeltlager mit aufgespannten Bisonfellen und Wohnhütte mit altem Einbaum sind ebenso zu bestaunen wie etwas Grau-braunes. „Was es ist, erfahren die Gäste, wenn sie zu mir kommen“, schweigt Merbt dazu.
Einschneidend sollte Merbts erste Reise an die Ostküste der USA im Sommer 1963 werden - als Schiffsjunge auf einem Frachter. „Von den Ureinwohnern gab es wenig zu sehen“, stellte er fest. „Den ersten Indianer erlebte ich als betrunkenen Bettler.“ Seine Sympathie für die Geschichte der „Neuen Welt“ war geweckt, eine Gürtelschließe von 1860 und ein Buch über indianische Handarbeiten die ersten Besitztümer.
Gegen Nazischrott getauscht
Er suchte Kontakt zu im Westen stationierten US-Soldaten. „Sie interessieren sich für Nazischrott des Zweiten Weltkriegs, nicht aber ihre eigene Geschichte“, erzählt er. Dank des Wehrersatzdienstes als Rettungstaucher fand er in Flüssen und Seen günstig alte Orden, Dolche oder verrostete Pistolen, um sie gegen Exponate der Indianer oder Cowboys einzutauschen.
Seine Sammlung machte er erstmals 1992 in Süddeutschland öffentlich, er richtete ein Museum ein und echte Indianer aus den USA, Kanada, Mexico oder Peru kamen zu Besuch. Im Oktober 2014 kam das „Aus“ - der neue Besitzer wollte die Miete deutlich erhöhen.
Den neuen Standort fand er im Blankenburger Ortsteil Derenburg. „In der Nähe wohnen Familienangehörige“, nennt er einen Grund. Acht LKW-Ladungen benötigte der Umzug in den Harz. Seit September 2015 ist das Museum geöffnet, obwohl es noch nicht fertig ist.
Derzeit baut Merbt ein 150 Jahre altes Blockhaus mit kompletter Inneneinrichtung auf. Merbt: „Aktuell ist eine Schau mit Puppen zu sehen.“ Der Museumsgründer lädt vor allem Schulklassen und Kindergartengruppen ein: „Schon jetzt lohnt sich ein Besuch.“ (mz)