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Landwirtschaft Mais der Agrargenossenschaft Hedersleben vertrocknet auf Acker: Pläne der Landwirte geraten durcheinander

Von Rita Kunze 28.08.2019, 09:56
Die Agrargenossenschaft Hedersleben holt den vertrocknenden Mais von den Feldern. Er wird zu Silage verarbeitet.
Die Agrargenossenschaft Hedersleben holt den vertrocknenden Mais von den Feldern. Er wird zu Silage verarbeitet. Marco Junghans

Hedersleben - Robin Schmidt tastet sich am Rande eines Maisfeldes durch die gerade einmal mannshohen Pflanzen. Er sucht nach Maiskolben - und findet schließlich an einer Pflanze ein Exemplar, kaum größer als ein Finger. Es taugt noch dazu, sauer eingelegt zu werden. Mehr nicht.

Wegen der langen Trockenheit haben Pflanzen stellenweise gar keine Kolben ausgebildet. „Der Mais vertrocknet jeden Tag mehr“, sagt Robin Schmidt, stellvertretender Vorsitzender der Agrargenossenschaft Hedersleben. Deswegen werden die Pflanzen, von denen kaum eine keine vertrockneten Blätter hat, in diesen Tagen vom Feld geholt.

Dicht über dem Boden werden sie abgeschnitten, ein Feldhäcksler zerkleinert sie mit Stiel, Kolben und Blättern. Die Masse wird - ähnlich wie beim Mähdreschen - gleich auf einen nebenher fahrenden Lkw verladen, der sie zu den Silos der Agrargenossenschaft bringt, wo unter Sauerstoffabschluss die Gärung in Gang kommt. Der Silomais dient als Grundfutter für die Rinder, die in den Hederslebener Ställen stehen, und wird auch für die Biogasanlage genutzt.

„Wir müssen auf Niederschläge warten und hoffen“, sagt Schmidt

Auf 500 von insgesamt 4.500 Hektar Fläche hat die Agrargenossenschaft Mais angebaut. Das ist mehr als im vergangenen Jahr, denn wegen der Dürre 2018 hatte der Betrieb zu wenig Futter. „Die Entscheidung war goldrichtig“, sagt Schmidt, „die Dürre setzt sich fort, und wir sind wieder auf dem niedrigen Niveau wie 2018.“

Die Trockenheit bringt auch die Pläne der Landwirte für die Aussaat von Winterraps durcheinander. „Wir haben das in der vergangenen Woche abgebrochen, weil es zu trocken ist“, erklärt Schmidt.

Es fehlt der Wassernachschub. „Das sind einige hundert Hektar, die laut Anbauplan bewirtschaftet werden sollten. Wir müssen auf Niederschläge warten und hoffen.“ Würde die Aussaat jetzt fortgesetzt, würde dabei nur Schaden entstehen - viel Mühe und Geld wären umsonst investiert worden.

Neben der Trockenheit sehen sich die Landwirte noch einem anderen Problem gegenüber: Die Feldmäuse haben sich stark vermehrt. Für die Tiere sind die jungen Rapspflanzen schönes frisches Grün, aber „Raps wächst nicht nach“, erklärt Robin Schmidt. „Wenn er einmal abgebissen ist, ist er weg.“ Die Aussaat wäre also endgültig verloren.

Feldmäuse haben sich stark vermehrt, Greifvögel und Füchse schaffen es nicht

Es zeichne sich ab, dass sich eine Mäusepopulation aufbaut, die nur durch einen harten Winter eingedämmt werden könnte. „Wir setzen auf die Greifvögel und Füchse, aber die schaffen es nicht, weil es zu viele Mäuse sind.“ Das Ausmaß der Population lasse sich auch daran erkennen, dass es in den Hausgärten viele Mauselöcher gibt.

„Vielleicht fragen sich die Leute, warum wir staubtrockene Äcker grubbern: Damit die Mäusenester an die Oberfläche kommen. Dann kommen die Möwen, Störche und Greifvögel. Es hilft nicht zu 100 Prozent, aber es ist ein Baustein“, sagt Robin Schmidt über den Versuch, die Schäden zu begrenzen, die die Nager anrichten.

Gewürze wie Fenchel kommen mit der Hitze gut zurecht 

Trotz der vielen Probleme gibt es aber auch gute Nachrichten. In einem Feld voller Fenchel ist das Summen der vielen Insekten zu hören, die sich an den Dolden gütlich tun. „Der ist sehr gut“, sagt Schmidt. „Gewürze allgemein kommen mit der Hitze gut zurecht.“

Noch eine Woche sollen die Pflanzen die Wärme und Sonne genießen, dann wird voraussichtlich die Ernte beginnen. Der Fenchel wird zu Tee verarbeitet. „Er ist eines der meistkontrollierten Lebensmittel, die wir anbauen“, betont der Landwirt.

Doch nicht nur Tee lässt sich aus den aromatisch duftenden Pflanzen gewinnen. „Es gibt viele regionale Imker, die sich anmelden, um ihre Völker an den Kanten der Kulturen aufzustellen. Das ist ein Miteinander“, sagt Robin Schmidt. Zu ihnen gehört auch die Imkerei vom Kloster Hedersleben. Honig aus Fenchel gehört zu den Spezialitäten, und „viele Imker sind deswegen sehr daran interessiert“. Den Fencheltee aus eigener Produktion und den Fenchelhonig der Imker bietet die Agrargenossenschaft auch in ihrem Hofladen an. (mz)

Robin Schmidt begutachtet den Fenchel - und ist zufrieden.
Robin Schmidt begutachtet den Fenchel - und ist zufrieden.
Marco Junghans
Eine Folge der Dürre: Die Maispflanzen bilden nur kleine Kolben aus.
Eine Folge der Dürre: Die Maispflanzen bilden nur kleine Kolben aus.
Junghans