Luftfahrtmuseum Wernigerode Luftfahrtmuseum Wernigerode: Dieser Hubschrauber ist für James Bond im Einsatz

Wernigerode - Wilde Schießereien, rasante Verfolgungsjagden und hübsche Frauen - diese Zutaten sind seit jeher Pflicht in James-Bond-Filmen. Und fast in jedem Streifen haben auch Hubschrauber einen Auftritt.
Wer im nächsten Film in die Rolle des Geheimagenten schlüpft, steht zwar noch nicht fest, dass ein Helikopter zu sehen sein wird, indes schon. Denn die britische Produktionsfirma hat eine Bell UH-1D des Luftfahrtmuseums in Wernigerode gekauft.
Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart.
Am Montag wird das gute Stück abgeholt. „Und die Bell kommt auch nicht mehr zurück ins Museum“, verrät Marketingleiter Mario Schmidt. „Was damit passiert, wissen wir nicht“, erklärt er. Einzig, dass der Hubschrauber im neuen James-Bond-Streifen eine Rolle spielen soll, ist bekannt.
Platz für bis zu zwölf Personen
Und dieser Hubschrauber-Typ hat durchaus seine eigene Geschichte zu erzählen. „Das ist ein amerikanischer Truppentransporter“, so Schmidt weiter. Bis zu zwölf Personen - plus Pilot und Copilot - haben darin Platz. Die UH-1D wurde in Serie hergestellt und in vielen Ländern für militärische Zwecke eingesetzt.
Die Maschine in Wernigerode besteht aus den Teilen mehrerer „Teppichklopfer“, wie die Bells auch gern genannt werden. Schließlich ist der Hubschrauber bereits aus zehn Kilometern zu hören und durch Knallgeräusche, die von den Rotorblättern verursacht werden, gut zu erkennen. „Wir haben den Hubschrauber aus fünf anderen zusammengeschraubt“, erzählt Walter Tänzler vom Museumsteam.
Jeder einzelne habe seine eigene Vergangenheit, über die sie jedoch nur wenig wissen. Mindestens eine Maschine sei jedoch abgestürzt. Die gebrochenen Teile des Rotorkopfs wurden in der Museumswerkstatt wieder zusammengeflickt. Die Risse lassen erahnen, welche Kräfte hier walteten.
Gut ein Jahrzehnt dauerte es, bis die Maschine zusammengesetzt war.
Zelle stand seit 1999 im Museum
Die Zelle hatte das Museum bereits um 1999 gekauft. „Immer, wenn wir ein Teil bekommen haben, haben wir weitergebaut“, erzählt Tänzler, der früher als Baumaschinist tätig war und heute ehrenamtlich im Museum aushilft.
Gemeinsam mit Rolf Dümmler hat er die Maschine für den anstehenden Transport vorbereitet. Das nötige Wissen haben die beiden sich über die Jahre selbst angeeignet.
Denn vom Fach ist weder Tänzler noch Dümmler, der seine Brötchen als Handwerker verdiente. Ein bisschen stolz sind sie auf ihre Leistung deshalb schon. Schließlich haben sie lange daran getüftelt, aus vielen Einzelteilen eine fertige Bell zu zaubern - auch wenn diese nicht flugfähig ist. Aber: „Die Elektronik funktioniert“, so Dümmler.
Demontage vor dem Transport
Nun heißt es jedoch allmählich Abschied nehmen. Die beiden haben bereits den Rotorkopf samt Antriebswelle ausgebaut, und auch die Rotorblätter liegen bereits neben der Maschine. Am Montag wird die Bell auf einen Tieflader gehoben. Wohin die Reise dann geht, ist ungewiss. Vermissen muss den Hubschrauber aus den 1960er-Jahren aber niemand, auch wenn es sich um ein ganz besonderes Stück handelt. Eine Bell UH-1D, die tatsächlich noch flugtauglich ist, steht in einem der Hangars und ist für die Besucher des Luftfahrtmuseums zugänglich.
Für Marketingleiter Mario Schmidt ist die Zusammenarbeit mit Produktionsfirmen nichts neues. „Das Museum hat bereits bei mehreren Filmprojekten mitgewirkt.“ Zuletzt waren die Wernigeröder in dem Film „Bridge of Spies“ mit Tom Hanks vertreten, für den ein Cockpit gebaut wurde. Für viele andere Produktionen werden immer wieder auch kleinere Requisiten verliehen.
Was mit ihrer Bell in dem neuen James-Bond-Film passieren wird, darauf sind alle sehr gespannt. Abheben wird sie wohl nicht - zumindest nicht ohne digitale Hilfe. „Wir hoffen, dass er gut zur Geltung kommt“, wünscht sich Rolf Dümmler für den Helikopter. „Er soll lange genug zu sehen sein“, hofft Walter Tänzler, auf einen starken Auftritt des „Teppichklopfers“.