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Lubig Silberhütte Lubig Silberhütte: 24 Jobs im Unterharz sind weg

Von Petra Korn 13.06.2016, 08:27
Auch wenn eine Kündigung während des Urlaubs eintrifft, ist die Zustellung wirksam, hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg entschieden.
Auch wenn eine Kündigung während des Urlaubs eintrifft, ist die Zustellung wirksam, hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg entschieden. Symbol/dpa

Silberhütte - Die Tore der Lubig Silberhütte GmbH und Co. KG sind in der vergangenen Woche für immer geschlossen worden. Damit haben 24 Mitarbeiter, die in Fertigung, Kontrolle und Büro tätig waren, ihre Arbeitsplätze verloren. Viele waren von Anfang an dabei und zuvor schon im Pyrotechnik-Werk tätig. „Die meisten sind über 50. Sie stehen jetzt vor dem Nichts“, hieß es aus den Reihen der Lubig-Belegschaft.

Grund für die Schließung sind laut Unternehmensführung wirtschaftliche Aspekte. „Die wirtschaftlichen Erwartungen haben sich nicht erfüllt“, sagte Sebastian Lubig, Prokurist bei der Lubig Silberhütte GmbH und Co. KG. Aus der Belegschaft hieß es dagegen: „Wir hatten immer genug zu tun und haben hier am Standort schwarze Zahlen geschrieben.“

Die Josef Lubig GmbH war 1949 in Bad Godesberg gegründet worden. Der Hauptstandort ist heute in Deuselbach bei Trier. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine Automatendreherei, einen metallverarbeitenden Betrieb. In Silberhütte wurden in Klein- und Mittelserien Teile für die Automobil-, aber auch die Rüstungsindustrie gefertigt.

Das Firmengelände im Selketal hatte Josef Lubig 1991 von der Pyrotechnik GmbH gekauft. Hintergrund waren „die allgemeinen wirtschaftlichen Erwartungen, die mein Großvater in der Wendezeit hatte wie viele andere Unternehmer auch“, sagte Sebastian Lubig. So sei angenommen worden, dass es in den neuen Bundesländern einen wirtschaftlichen Aufschwung gebe und man als Unternehmen daran teilhaben könne. Zudem habe es die Vorstellung gegeben, dass eine umfangreiche Zusammenarbeit mit dem pyrotechnischen Betrieb in Silberhütte stattfinde. „Beides ist aber ausgeblieben“, sagte Sebastian Lubig.

Wie er weiter erklärte, ist so das Lubig-Werk in Silberhütte zwar eigenständig, aber „abhängig von der Muttergesellschaft“ in Deuselbach gewesen. „Über die 25 Jahre gesehen hat der Standort Silberhütte 90 Prozent der Aufträge über die Muttergesellschaft erhalten“, sagte der Prokurist.

Moderne Maschinen und Personal fehlten

Da der Betrieb so nicht habe wachsen können, sei mit der Zeit der Maschinenpark überaltert; auch junge Fachkräfte hätten gefehlt. Für eine Fortführung des Standorts wären mehr eigene Aufträge erforderlich gewesen - „die Muttergesellschaft ist selbst eine Automatendreherei“. Zudem, so der Prokurist weiter, hätte der Maschinenpark modernisiert werden müssen. Dafür wäre eine sehr hohe Summe erforderlich gewesen.

Und es hätten dann junge Fachkräfte, qualifiziertes Personal für die modernen Maschinen, eingestellt werden müssen. Hier habe wegen des großen Fachkräftemangels die Frage gestanden, inwieweit es möglich wäre, solches Personal finden und einstellen zu können. „Das ist auch im Gesellschafterkreis diskutiert worden“, sagte Lubig. „Beides zusammen erschien uns unrealistisch.“ Letztendlich sei die Entscheidung gefallen, das Werk zu schließen. Darüber sei die Belegschaft einen Monat, bevor die Kündigungen mit siebenmonatiger Frist erfolgten, auf einer Versammlung informiert worden.

Die Schließung des Werkes „ist für viele Mitarbeiter ein sehr harter Schlag“, sagte Lubig. Ihnen eine neue Perspektive anzubieten, sei nicht möglich gewesen. Daher habe man mit dem Arbeitsamt Kontakt wegen eines Sammeltermins aufgenommen, schnell Zwischenzeugnisse erteilt und - wenn jemand vor dem 31. Mai einen Arbeitsplatz gefunden habe - Aufhebungsverträge geschlossen. „Darüber hinaus waren die Möglichkeiten in solch einem kleinen Betrieb für uns auch begrenzt“, sagte Lubig. Wie er weiter erklärte, haben „die Mitarbeiter auf freiwilliger Basis Abfindungen erhalten“.

Für die Belegschaft bleibt das Aus für das Werk unverständlich. Hier hieß es, dass auch durch das Lubig-Werk Silberhütte Aufträge akquiriert worden seien, die dann über den Hauptstandort bearbeitet worden seien. Und das Werk in Silberhütte, so hieß es weiter, sei zugunsten des Standorts in Deuselbach geschlossen worden, um dort auch jene Aufträge umzusetzen, die bisher im Unterharz abgearbeitet worden seien.

Enttäuschung und Frust vor Ort sind entsprechend groß: „Der Standort hier wurde einfach platt gemacht“, hieß es. (mz)