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Leichtathletik Leichtathletik: Inneren Schweinehund beim Abendlauf besiegt

Von Detlef Anders 24.06.2012, 14:59

Friedrichsbrunn/MZ. - Die tief stehende Abendsonne taucht den Friedrichsbrunner Kurpark in warmes Licht. Peter Wolff blinzelt, als er sich für den 22. Friedrichsbrunner Abendlauf warm macht. 26 000 Kilometer hat der Ballenstedter Fortuna-Läufer in den letzten 26 Jahren geschafft. Heute sollen noch mal fünf dazu kommen.

"Es wird langsam schwer. Der innere Schweinhund muss jedes Mal überwunden werden", gesteht er. Mit 74 Jahren ist er der älteste Starter und da er zudem an Parkinson leidet, werde er nie wieder fit werden. "Da muss man kämpfen, um Sport zu treiben", betont er.

165 Läufer im Alter von drei bis 74 Jahren konnte der Wintersportverein Friedrichsbrunn am Sonnabend zu seinem Traditionslauf begrüßen. Und wie in jedem Jahr mussten sie sich beim Start die Ohren zuhalten, weil es die Friedrichsbrunner mit dem Startschuss allzu wörtlich nehmen: Gleich vier Schützen des örtlichen Schützenvereins traten zum Synchronböllern neben den Läufern an.

Der zahlenmäßig stärkste Lauf war der Zwei-Kilometer-Lauf, bei dem Deaken Holland und Tabea Maldit vom WSV Benneckenstein mit fünf Jahren die Jüngsten waren. Stolz zeigte sich Friedrichsbrunns WSV-Chef Henry Harder auf seine 16 Kinder aus der Kindergartenlaufgruppe, die er trainiert und die hier mit durchliefen. Aber auch die jungen Bewohner aus dem DRK-Kinderheim des Ortes traten mit an. "Die Kleinen sind alle super gelaufen. Ich bin ganz fasziniert, wie die durchhalten", zeigte sich Heimleiterin Anke Käßler begeistert. Sie bedauerte nur, dass manche Eltern ihre Kinder animierten, sich mit Ellenbogenhilfe an anderen vorbei zu schieben und ein Kind deshalb zu Fall kam.

Henry Harder freute sich vor allem darüber, dass so viele Kinder zum Lauf kamen. Gute Kontakte zu den Skilanglauftrainern anderer Harzer Sportvereine sind wohl der Grund dafür, dass starken Läufergruppen aus Hasselfelde, Benneckenstein, Wernigerode oder Wippra kamen. Das anschließende Eis, das entspannte Liegen auf der Wiese oder ein Gang durch den Teich des Parks hinterlassen stets einen positiven Eindruck bei den jungen Läufern. "Für uns ist nicht die Masse entscheidend. Die Läufer, die zu uns kommen, fühlen sich wohl. Das Ambiente stimmt und das ist für uns entscheidend", weiß Harder, der den Lauf deshalb mit seinen Mitstreitern wieder gut vorbereitete. Die Natur und die Stimmung hier lobte auch Christiane Koch von der TSG GutsMuths Quedlinburg, die in diesem Jahr aber nicht selbst lief.

Den Sieg über den Hauptlauf über zehn Kilometer holte sich der mit 20 Jahren Jüngste der hier 40 Athleten, Thomas Kühlmann vom NSV Wernigerode, gefolgt von Teamkamerad Matthias Göbel. Den Fünf-Kilometer-Lauf gewann Vincent Eckert (SFS Wippra) vor Marcel Gerlach (HGL Wernigerode) und Andreas Günnel (Schierke). Über zwei Kilometer hatte Melanie Schomburg (Hasselfelde) die Nase vorn vor Jannis Gimmecke (NSV Wernigerode).

Während einige locker ins Ziel kamen, schnaufte Liane Schröter aus Quedlinburg wie eine Dampflok. "Ich bin das erste Mal im Leben fünf Kilometer gelaufen", gestand die Mittvierzigerin, die eigentlich nur zwei Kilometer rennen wollte, aber kurzfristig umstieg. "33 Minuten - ich dachte, ich brauche eine Stunde", meinte sie dann lachend und stolz auf sich. Sie gehörte zum Team der Quedlinburger Teppich-Rampe, einer Mannschaft, die mit sechs Firmenangehörigen und sechs Freunden gut gemischt am Start war. "Das ist unser inoffizieller Firmenlauf", erklärte Firmenchef Christoph Fitschen, der das vierte Mal in Friedrichsbrunn die zehn Kilometer in Angriff nahm. "Das ist ein schöner Lauf und wenn das Wetter mitspielt, passt es."

Unter den Teilnehmern war auch der Wachser der Deutschen Skilanglauf-Nationalmannschaft, Heiko Vieth. "Bei dem Wetter ist das ein schönes Gefühl, zu Hause zu starten", sagte der Friedrichsbrunner, der mal eine zehnjährige Pause eingelegt hatte, aber sonst immer mit dabei ist. Das erste Mal lief dagegen Sarah Paasche bei den fünf Kilometern mit. Die 14-Jährige aus den Kinderheim trainiert bei Henry Harder und so hielt sie wie ihre Freundin Saskia Sielaff, die schon den dritten Abendlauf bestritt, durch, auch wenn sie im Ziel natürlich etwas außer Atem war. "Na Opa, wie es gelaufen", fragte sie kurz darauf im Ziel Peter Wolff. "Einigermaßen", gestand der vor allem darüber froh, den inneren Schweinehund besiegt zu haben.