Dienst-Fahrräder Leasing für Dienstfahrräder: Trimet in Harzgerode kooperiert mit dem Anbieter Job-Rad

Rieder - Ein blau-schwarzes Elektro-Fahrrad hängt an einem Greifarm in Olaf Grossers Werkstatt. Er überprüft den modernen Drahtesel: Funktionieren die Bremsen, sind alle Teile intakt, unterstützt der Motor den Fahrer beim Treten? Der Inhaber des Fahrzeughauses Kilian an der Durchfahrtsstraße von Rieder nimmt sich Zeit für den Service.
Weil er diesen anbietet und nicht nur verkauft, ist er ein Premiumhändler von Job-Rad, einem Leasingsystem für Dienstfahrräder. Seit einiger Zeit findet das Konzept immer mehr Anhänger im ländlichen Raum wie dem Ostharz. Die monatliche Leasingrate wird vom Bruttogehalt abgezogen; nach drei Jahren kann der Arbeitnehmer das Rad übernehmen, indem er die Schlussrate bezahlt. „Man spart beinahe 40 Prozent“ im Vergleich zum Neukauf, berichtet Grosser.
Viele Angestellte greifen zum E-Bike statt zum Fahrrad
Das ist auch ein Grund, warum viele Arbeitnehmer sich dann gleich ein teureres Fahrrad mit Elektromotor (E-Bike) aussuchen. Das machen etwa acht von zehn Job-Rad-Kunden, schätzt Grosser. Ein Vorteil der Technik zur Tretunterstützung sei, dass die Fahrradfahrer entspannt und nicht verschwitzt an ihrem Arbeitsplatz ankommen. Es gebe, berichtet er, eine Gruppe, die morgens von Ballenstedt nach Harzgerode zur Arbeit radelt.
Zwang ist es jedoch nicht, das Dienstrad für die Strecke von zu Hause bis zum Arbeitsplatz zu nutzen. Es kann privat gefahren werden, und außerdem können pro Person zwei Fahrräder geleast werden. So käme es schon mal vor, dass Kinderräder dabei seien, bemerkt der Fahrradspezialist aus Rieder. Im Harz würden übrigens hauptsächlich Mountainbikes gekauft.
Anbieter spricht von Vorteil im Wettbewerb um Mitarbeiter
Auch die Arbeitgeber profitieren von der Job-Rad-Idee. Grosser verdeutlicht: Sie würden ihre Angestellten durch die Leasing-Laufzeit von drei Jahren ein Stück weit an das Unternehmen binden und vor allem die Jobs durch das zusätzliche Angebot attraktiver machen.
Tassilo Holz von der Job-Rad-GmbH aus Freiburg bestätigt: „Ein Dienstrad-Angebot kann in Regionen mit Fachkräftemangel ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter sein.“ Übrigens steige die Nachfrage gerade in ländlichen Gebieten.
Trimet in Harzgerode kooperiert mit der Firma Job-Rad
Deutschlandweit arbeitet Job-Rad mit mehr als 10.000 Unternehmen zusammen. Seit etwa einem Jahr gehört die Trimet Automotive Holding GmbH in Harzgerode dazu. „Es ist schön, dass wir das Angebot unseren Mitarbeitern zugutekommen lassen können“, sagt Sandra Thielecke-Siegmann, Personalleiterin des Automobilzulieferers.
Vor allem, weil es die Gesundheit der Angestellten durch Sport fördere. Die Nachfrage nach Job-Rädern sei groß: Jeder zehnte Mitarbeiter von den 800, die infrage kommen, nutzt Job-Rad bereits. Und etwa 58 Prozent davon haben sich für ein E-Bike entschieden, berichtet Sandra Thielecke-Siegmann.
Sicherlich gebe es durch das Leasing-Programm einen Verwaltungsaufwand, aber der Nutzen sei deutlich größer, findet die Personalleiterin. Zunächst hatte der Trimet-Hauptsitz in Essen mit Job-Rad begonnen.
Verschiedene Arbeitgeber setzen auf das zusätzliche Angebot, zum Beispiel der Öffentliche Dienst und Speditionsunternehmen. „Ein Kollege hat uns zum Job-Rad angesprochen. Wir haben uns dann zusammen mit einem Fahrradhändler Gedanken gemacht“, sagt Mario Kampe von der Spedition Kampe in Harzgerode. Deren Schlosser nutzt nun ein Dienstrad. „Es geht um die Zufriedenheit der Mitarbeiter.“
Olaf Grosser vom Fahrzeughaus Kilian berät Betriebe, wenn sie Fragen zu dem Thema haben. Er freut sich über den jüngsten Steuererlass für Diensträder (siehe Kasten): Nach der Abwrackprämie für Autos sei es „gut, dass auch mal an die Fahrrad-Branche gedacht wird“. Hersteller aus Deutschland hätten es schwer gegen die Discounter-Konkurrenz. Aber durch E-Bikes werde der Markt nun belebt. Diesen kennt das Unternehmen aus Rieder ganz genau, das 1969 in Harzgerode gegründet wurde und in diesem Jahr Jubiläum feiert. (mz)
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Die Finanzbehörden haben vergangene Woche entschieden, dass der Arbeitnehmer nur noch die Hälfte des Wertes seines Dienstrades für die Möglichkeit der privaten Nutzung zusätzlich versteuern muss. Und davon auch nur ein Prozent, was bei einem 3.000 Euro teuren Fahrrad 15 Euro pro Monat ergibt.