1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Laufsport: Laufsport: Lieber Ultra als Marathon

Laufsport Laufsport: Lieber Ultra als Marathon

Von Detlef Anders 07.08.2013, 08:31
Verwirrung beim Halbmarathon-Start: Ein Teil der Läufer kürzte rechts ab, die anderen laufen richtig.
Verwirrung beim Halbmarathon-Start: Ein Teil der Läufer kürzte rechts ab, die anderen laufen richtig. Detlef Anders Lizenz

Quedlinburg/MZ - „Jungs nehmt euch ein Beispiel“, fordert Elke Moll und zeigt im Schlosspark des Parkhotels Schloss Meisdorf auf Willi Christmann, der sich gerade die Laufschuhe zum 25 Kilometer langen Halbmarathon des 7. Ottonenlaufes schnürt. Der Hettstedter wird in diesem Jahr 78. Statt der 72 Kilometer von Stiege wie in den Vorjahren mehrfach, soll es bei 30 Grad im Schatten nur der kurze Lauf sein. „Ich habe Trainingsschwierigkeiten“, gesteht Christmann, dass er eigentlich lieber die längere Strecke genommen hätte. Im Mai lief er noch den Supermarathon des Rennsteiglaufes. Das beeindruckt nicht nur die Wolfsburger Laufgruppe, sondern auch den mit 66 noch jungen Karl-Heinz Buchholz aus Bad Suderode, der bislang jeden Ottonenlauf mitgemacht hat und die zehn voll machen will. „Meine Frau hat gesagt, du bist verrückt, bleib zu Haus“, gesteht der. Doch einmal angemeldet, will er auch dabei sein.

93 Läufer und 15 Wanderer sind es letztlich, die von Meisdorf aus nach Quedlinburg aufbrechen. Der Moorberg wird Zielort von insgesamt 294 Sportlern, die von Stiege aus (97), Alexisbad (59) und Gernrode (30) die Strecken zwischen zehn und 72 Kilometern in Angriff nehmen. Die Veranstalter vom Selketal-Stieg-Lauf-Verein hatten nach 340 im Vorjahr auf einen neuen Rekord gehofft, doch etliche der Vor-anmelder verzichteten aufgrund der angekündigten 36 Grad.

„Das war zu warm, einfach brutal“, gesteht Christian Fischer aus Bad Suderode im Ziel. Viele genießen das Abspritzen mit dem Wasser, manch einer muss sich erst mal im Schatten hinlegen. Zwei Läufer hat Thomas Trautmann in Mägdesprung abgeholt, weil sie aufgaben. Diejenigen, die es schaffen, sind überglücklich.

„Das war deine Super-Strecke, super ausgeschildert, super Versorgung und ich habe mich nicht verlaufen“, schwärmt Bärbel Lemme (49), die nach 72 Kilometern einen Streckenrekord aufgestellt hat und nur vier Männer vor sich hatte. Sie kam erstmals aus der Nähe von Schwerin, weil sie sich auf einen Transalpin-Lauf in der Schweiz vorbereitet. „Das ist ruhiger, als wenn man Marathon läuft. Es macht Spaß hier zu laufen, die Landschaft, Bäume Blumen und Vögel zu sehen.“ Dass das Stück von Bad Suderode nach Quedlinburg am schlimmsten war, teilt auch sie.

Ultra-Sieger Frank Kleinsorg, der die extreme Brockenchallenge von Göttingen aus im Februar organsiert, hatte sich 5:10 Stunden vorgenommen, war aber mit den 5:28:35 Stunden auch zufrieden. „Für die Hitze ist das ein gutes Ergebnis.“ Es habe Spaß gemacht und nach der Quälerei sei man stolz wie Oskar. „Das motiviert.“ Sieben Minuten nach ihm kommt Steffen Burhardt (Altenburg) mit blutenden Füßen an. „Das sieht schlimmer aus, als es ist“, sagte er und beklagt die verkehrten Schuhe.

Über einen starken dritten Platz im Marathon freute sich der Quedlinburger TSG-Läufer Peter Teutloff, dem man im Ziel die Anstrengung kaum ansah. „Ich wollte in diesem Jahr den Marathon unter drei Stunden laufen, das hat in Hannover geklappt“, sagt er 20 Minuten hinter Uwe Laenger (1. FC Union Berlin) im Ziel. Der hatte im letzten Jahr den Ultra in Streckenrekordzeit bewältigt. Thomas Kühlmann (NSV Wernigerode) unterbot nach über die 26 Kilometern den Rekord von Mike Poch um 150 Sekunden. Im Vorjahr sei er noch vier Minuten langsamer gewesen, schildert er stolz zu seiner guten Form.

Motocrosser Uwe Spilker aus Ballenstedt brauchte eine Stunde länger. „Ziel war, bei dem Wetter einfach durchzukommen.“ Ina Schöler (Atzendorf) gewann die Distanz bei den Frauen. „Der Ottonenlauf 2007 war mein erster Wettkampf überhaupt“, erinnert sich die 42-Jährige, die ihr Ziel, unter zwei Stunden zu bleiben, erreichte.

Viele wollen auch 2014 am ersten August-Samstag wieder in den Harz kommen. „Die Resonanz war Top“, so Hans-Jürgen Sandt vom Org-Team. „Andere Läufe kosten mehr Geld, haben mehr Publicity, aber eine schlechte Organisation“, weiß Maren Mielenhausen (Bielefeld), der es im Harz gefiel. „Ich wollte meine Freunde wiedersehen“, nennt Peter Gieser aus Giersleben (72), der als Vorletzter des Halbmarathon ist Ziel kommt, seine Hauptmotivation. „Ich habe es durchgestanden“, sagt Willi Christmann am Ende.

Auch wenn es drei Stunden gedauert hat: Jessica Welk, Silke Wierzbowski und Nadine Kaiser aus Braunschweig sind strahlend nach 26 Kilometern im Ziel.
Auch wenn es drei Stunden gedauert hat: Jessica Welk, Silke Wierzbowski und Nadine Kaiser aus Braunschweig sind strahlend nach 26 Kilometern im Ziel.
Detlef Anders Lizenz
Thomas Altmann (TSG) genießt die Abkühlung aus dem Schlauch.
Thomas Altmann (TSG) genießt die Abkühlung aus dem Schlauch.
Detlef Anders Lizenz