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Laufsport Laufsport: Harzer gewinnen beim 8. Ottonenlauf

Von Detlef Anders 04.08.2014, 11:47
Thomas Altmann von der TSG GutsMuths kommt als Sieger ins Ziel.
Thomas Altmann von der TSG GutsMuths kommt als Sieger ins Ziel. Detlef Anders Lizenz

Quedlinburg/MZ - „Eigentlich haben wir heute Hochzeitstag. Ich hätte mir was besseres vorgestellt.“ Ulrike Walther aus Bad Belzig steht allein gelassen am Bahnhof von Stiege und schwatzt mit Elmarie Fischer aus Bad Suderode. „Aber wenn die Männer sich einmal was in den Kopf gesetzt haben - er will sehen, ob er so eine lange Strecke in einem steten Tempo durchhält“, erklärt Ulrike Walther. Gerade sind die Ehemänner der beiden Frauen das erste Mal in ihrem Leben zu einem Super-Marathon aufgebrochen. 69 Kilometer auf dem Selketal-Stieg von Stiege bis nach Quedlinburg - eine Herausforderung, die es in sich hat, auch wenn das Streckenprofil auf den ersten Blick mit stetem Gefälle einen leichteren Ultra-Marathon in Aussicht stellt.

Skiebe lobt Alleinstellungsmerkmal

Einer, der den Hut vor solchen Männern und Frauen zieht, ist der Harzer Landrat Martin Skiebe, der pünktlich kurz vor 7 Uhr in Stiege auftaucht, um den Organisatoren dafür zu danken, dass sie mit ihrem inzwischen 8. Ottonenlauf ein Alleinstellungsmerkmal für den erst vor einigen Jahren markierten Selketal-Stieg geschaffen haben. 73 Läufer sind es, die die 69 Kilometer am Ende durchstehen.

Einer der Stammgäste des Super-Marathons ist der Thalenser Klaus Digmann (59), der seit seinem Studium läuft und sich die Ultras im Harz gern mal zum Ziel setzt. Bestzeiten interessieren den Ingenieur nicht. Er sei immer „unter ferner liefen“, als einer der letzten im Ziel, erzählt er. „Warmes Wasser ist dann meist aus, und das Essen ist auch meistens alle. Aber es gibt schlimmeres“, findet er.

Ein Stieger gewinnt den Ultra

Sieger des Super-Marathons wurde mit Yves König erstmals ein Harzer Läufer. Mit 5:43:58 Stunden ist er acht Minuten schneller als die beiden Zweitplatzierten Jan Prohaska und Michael Vanicek von der Laufgruppe Nord. Und er ist gleich 52 Minuten schneller, als bei seiner Ultra-Premiere vor zwei Jahren. Damals hatte König eigentlich nie wieder einen Ultra laufen wollen. „Mittlerweile bin ich der Meinung, dass ich doch lieber längere Strecken in Angriff nehme.“ Intensiv hatte er im letzten Jahr trainiert und ist auch Marathons gelaufen. Ein Training, dass sich nun auszahlt. „Ich bin jetzt erst mal glücklich“, sagt er im Ziel freudestrahlend.

„Ich bin absolut nach Puls gelaufen“, erzählt der Sportler, der ohne Trainer arbeitet und sich nur in Fachzeitschriften beliest. Tiefen gab es aber trotzdem: Der steile Anstieg zum Heckert-Heim und der Lauf ins Hagental bei Gernrode brachten den ersten Tiefpunkt, die letzten drei Kilometer ins Ziel den zweiten. „Das war ganz schön heftig.“ Nächste Ziele sind der Berlin-Marathon im September, wo er nicht nur einen Startplatz, sondern auch das Startgeld gewonnen hat, und der Braunschweig-Marathon im Oktober, für den er sich schon länger angemeldet hatte.

TSG stellt Marathon-Sieger

Als Marathon-Sieger kam für ihn selbst überraschend Thomas Altmann (51) von der TSG GutsMuths Quedlinburg ins Ziel. „Ich hatte es das letzte Jahr nicht aufs Treppchen geschafft, nur in der Altersklasse gewonnen“, sagte Altmann verwundert. Dabei hatte er seine Vorjahreszeit um 14 Minuten verbessert (3:42,33 h). „Ich habe den ganzen Winter über trainiert.“ Mit neuem Streckenrekord (4:01:02 h) kam hinter ihm die beste Frau, Nadine Noack aus Wernigerode, als Zweite ins Ziel.

Die Streckenrekorde purzelten aber auch im Halbmarathon über die 26,1 Kilometer ab Alexisbad. Thomas Kühmann (23) vom NSV Wernigerode pulverisierte seine eigene Bestmarke vom Vorjahr. Mit 1:28:16 Stunden war er eine Minute schneller und machte für den Rekord die um rund 300 Meter kürzere Strecke verantwortlich - der Stadioneinlauf am Moorberg erfolgte nicht über den Haupteingang sondern über den Nebenplatz. Luisa Merkel (26, NSV Wernigerode) hatte im Vorjahr mit der Hitze zu kämpfen. Sie verbesserte sich (1:46:16 h) um fast 19 Minuten und verdrängte Seriensiegerin Ina Schöler aus Atzendorf auf den zweiten Platz (2:09:21 h).

„Ich bin sehr zufrieden“, sagte Cheforganisator Hans-Jürgen Sandt vom Selketalstieg-Laufverein, der sich zwar über Nachmelder freute, aber durch die zum Teil der hohe Zahl Zeitverzug und höheren Aufwand beklagte.

„Die Strecke ist superschön“, lobte Timo Arndt aus Dresden, der eigentlich aus Langenstein stammt und Sechster wurde. „Wir sind grandios versorgt worden“, fand Reiner Fitschen vom Team Teppichrampe Quedlinburg angesichts der vielen Helfer am Streckenrand. „Vor dem Heckert-Heim sogar von Privatleuten aus den Gärten.“ Teamkamerad Lynn Ohrdorff sah weniger Zuschauer am Streckenrand. „Das hatte ich schon besser in Erinnerung.“ Mit 228 war die Teilnehmerzahl nach 294 im Vorjahr rückläufig. „Vielleicht schreckt die Hitze im August ab“, vermutete Halbmarathon-Läufer Fitschen, der in Gernrode nahe der Strecke wohnt und schon ans Aussteigen dachte, dann aber durchhielt. Im Internet loben die Läufer die Veranstalter: „Ich war das erste Mal bei eurem Ultra-Marathon dabei und bin restlos begeistert: Die Strecke ist anspruchsvoll und wunderschön, die Organisation hervorragend. Besonders loben möchte ich die vielen Helfer an den Getränkestationen, die immer ein paar nette Worte für die Läufer übrig hatten und die uns durch ihre Hilfe sehr unterstützt haben“, schreibt ein Reiner aus dem Norden.

So sehen Sieger aus: Luisa Merkel gewann den Halbmarathon und Yves König den Supermarathon. Frank Reinecke wurde Zweiter im Halbmarathon (v.l.).
So sehen Sieger aus: Luisa Merkel gewann den Halbmarathon und Yves König den Supermarathon. Frank Reinecke wurde Zweiter im Halbmarathon (v.l.).
Detlef Anders Lizenz
Auf dem Pokal mit der Burg Falkenstein werden die Sieger verewigt.
Auf dem Pokal mit der Burg Falkenstein werden die Sieger verewigt.
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