Digitale BildungLandkreis Harz schließt Vertrag mit Opinsys aus Finnland: Digitales Medienkonzept Puavo wird an Schulen eingerichtet

Halberstadt - Laptops und Computer im Unterricht sind für Schüler in Finnland selbstverständlich. Jetzt sollen auch Schüler im Landkreis Harz von einem Medienkonzept profitieren, das seine Wurzeln an einer finnischen Schule hat: Puavo.
Eine dortige Lehrerin war unzufrieden mit der IT-Ausstattung ihrer Schule und erzählte davon ihrem Mann. Der Computerexperte nahm sich der Sache an und gründete im mittelfinnischen Jyväskylä die Firma Opinsys.
Mit diesem Unternehmen hat Landrat Thomas Balcerowski einen Rahmenvertrag unterzeichnet und damit „den Startschuss für einen innovativen Weg für die Digitalisierung an den Schulen des Landkreises gegeben“, sagt Kreissprecher Manuel Slawig.
Landkreis Harz erprobte über zwei Jahre mehrere Systeme
Die Kreisverwaltung, als Schulträger verantwortlich für 35 Sekundarschulen, Berufsschulen, Gymnasien und Förderschulen im Landkreis Harz, erprobt seit zwei Jahren verschiedene Lösungen als Gesamtkonzept zur Digitalisierung.
„Nach einer einjährigen Testphase am Halberstädter Gymnasium ‚Martineum‘, an der Sekundarschule ‚Freiherr Spiegel‘ Halberstadt sowie an der Sekundarschule ‚Thomas Mann‘ in Dardesheim mit anschließender Bewertung hat sich dabei ein klarer Favorit gezeigt“, so Slawig.
Puavo, das seit 2005 in finnischen Schulen genutzt und ständig weiter entwickelt wird, soll künftig im Landkreis eingesetzt werden. Es umfasst ein eigenes Nutzerkonto für alle Schüler und Lehrkräfte, ein Betriebssystem für die Schulserver und ein Betriebssystem für alle Computer in den Schulen.
Der Erfolg besteht in Puavos Flexibilität, was die technischen Geräte angeht: Es spielt keine Rolle, ob jemand iOS- oder Androidgeräte nutzt; Geräte mit MacOS oder Windows können mit dieser digitalen Identität kombiniert werden.
Ein großer Vorteil, betont der Kreissprecher: „Den Schulen im Landkreis bleibt die freie Wahl über die eingesetzten Endgeräte.“ Und Immo Kramer, Leiter des Amtes für Gebäude- und Schulverwaltung, macht deutlich:
Schulen im Kreis entscheiden allein über die eingesetzten Endgeräte
„Als Schulträger folgen wir dem Leitspruch: Technik folgt Pädagogik. Jede Schule hat andere Voraussetzungen und andere Ansprüche. Durch eine offene Lösung mit Open-Source können wir die individuellen Wünsche unserer Schulen erfüllen.“
„Das gesamte System steht vollständig unter Open-Source-Lizenz“, erklärt Manuel Slawig dessen Besonderheit. „Das bedeutet, jeder Interessierte kann den Quellcode einsehen und an seine Bedürfnisse anpassen.“
Alle Anwendungen auf Puavo sind kostenfrei verfügbar. „Schülerinnen und Schüler sind nicht gezwungen, teure Lizenzen zu kaufen, um die Hausaufgaben zu erledigen“, so Slawig.
Open-Source-Lösungen verursachen keine Lizenzkosten, allerdings fallen - wie bei geschlossener Software - Wartungs- und Betriebskosten an. Auch Entwickler werden für spezielle Anpassungen für den Landkreis Harz bezahlt, sagt Slawig.
„Diese Anpassungen kann dann aber wieder jeder kostenfrei nutzen. Ganz nach dem Prinzip: Wir arbeiten mit öffentlichen Mitteln, also soll das Ergebnis auch allen uneingeschränkt zur Verfügung stehen.“
Ein Vorteil: Software aus Finnland kommt mit weniger Hardware aus
Als einen zusätzlichen Bonus wertet die Kreisverwaltung die „deutlich geringeren Anforderungen“, die das Linux-basierte Betriebssystem im Gegensatz zu vergleichbaren kommerziellen Lösungen an die Hardware stellt.
„Ein Ansatz ist so der gezielte Einsatz von gebrauchten Business-Notebooks in den Schulen des Landkreises“, sagt Slawig. „So kommen sehr robuste Geräte in die Hände der Schüler und wertvolle Ressourcen werden gespart.“
Ebenso könnten in den Schulen schon vorhandene Geräte, die technisch in Ordnung sind, aber beispielsweise mit Windows 10 nicht mehr betrieben werden können, durch Puavo „weiterhin sicher und datenschutzkonform“ genutzt werden.
„Im Pilotversuch am Gymnasium Martineum hat Puavo seine Tauglichkeit für den Schulalltag unter Beweis gestellt. Überzeugt hat uns vor allem der geringe Wartungsaufwand für uns als Schule, da die spezielle Gesamtarchitektur des Systems immer für ein aktuelles Betriebssystem inklusive aller Anwendungsprogramme auf den Endgeräten sorgt“, sagt Schulleiter Stefan Pasderaski.
„Der Support unserer finnischen Partner ist hochprofessionell und schnell. Bei der Einbindung des Systems in unsere bestehende IT-Infrastruktur haben uns die Mitarbeiter der Firma Opinsys mit ihrer außergewöhnlichen fachlichen Kompetenz beeindruckt.“
Opinsys-Chef Jouni Korhonen ist voller Dankbarkeit
„Unser Unternehmen, Opinsys, hat sich schon seit 15 Jahren der Entwicklung der Informationstechnik für Schulen gewidmet. Seit dem Anfang steht die Benutzerfreundlichkeit der Technik im Mittelpunkt. Technik muss alltagstauglich sein und dafür sorgen, dass das Unterrichten und Lehren reibungslos funktioniert“, sagt Opinsys-Geschäftsführer Jouni Korhonen.
„Ich möchte hier unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, dass wir nach einer Erprobungsphase von mehreren Schul-IT-Gesamtkonzepten und nach einer europaweiten Ausschreibung die Zuschlagserteilung bekommen haben. Wir freuen uns auf die zukünftige Partnerschaft mit dem Schul-IT-Team vom Landkreis Harz.
Unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, unseren Partner in dem Umfeld von sich rasch entwickelnder Informationstechnik für Schulen zu unterstützen und stärken“, so Korhonen anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
Geplant ist, das neue System parallel zum Förderprogramm Digitalpakt Schule einzuführen. (mz)