1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Kegeln: Kegeln: Sportverein kauft die Kegelbahn

Kegeln Kegeln: Sportverein kauft die Kegelbahn

Von Detlef Anders 29.12.2011, 17:37

Ballenstedt/MZ. - Der Sportverein Hydraulik Ballenstedt ist seit ein paar Tagen Eigentümer der Kegelbahn am Brauberg. Am Donnerstag konnte Vereinschef Günter Goyke im Rahmen des Ferientrainings der Kinder und Jugendlichen den symbolischen Scheck des wichtigsten Förderers dieses Kaufes in Empfang nehmen und Goyke bedankte sich symbolisch mit einem Kegel bei Steffi Rienäcker, Vertriebschefin der Harzsparkasse.

Für den 124 Mitglieder zählenden Sportverein war der kurzfristige Kauf eine schwere Entscheidung. Zwar hatte der Verein einen bis 2020 geltenden Pachtvertrag mit der Stadt, der ihm eine kostenlose Nutzung sicherte. Doch die Stadt wollte das große Grundstück mit dem benachbarten Gebäude und den Höhlen verkaufen. Auf eine kostenlose Nutzung vertraute der Verein nicht. In der Nachbarschaft hatte sich schon eine Kegelgruppe nach dem Verkauf ihrer Anlage aufgrund einer starken Erhöhung der Beiträge aufgelöst.

Der Vorstand einigte sich mit der Stadt auf das Herausmessen der Kegelbahn und den Kauf zu einem moderaten Preis. Schließlich hatten viele der Vereinsmitglieder schon beim Bau der Anlage von 1970 bis 1973 oder dem Anbau der vierten Bahn 1984 selbst mit Hand angelegt. "Wir haben soviel Zeit hier geopfert. Es hängt ganz viel Herzblut dran", gesteht Goyke (72), der als Investbauleiter des damaligen VEB Hydraulik immer wieder Material für die Kegelbahn abgezweigt hatte. "Erst wollten sie uns ins Gefängnis stecken, dann haben sie uns vom FDBG ausgezeichnet."

Nach der Wende kam die einst gute Jugendarbeit fast zum Erliegen. Doch mit viel Engagement wurde nicht nur die Bahn ständig auf den modernsten Stand gebracht oder das Dach vom Wellasbest befreit und neu gedeckt, sondern auch die Jugendgruppe wieder aufgebaut. Zwischenzeitlich kegelten 30 Jugendliche. Nach arbeits- und ausbildungsbedingten Abgängen sind es wieder 20 Kinder und Jugendliche, die im Verein erfolgreich kegeln. Die Ballenstedter stellen nicht nur regelmäßig Harz- und Landesmeister, sondern immer wieder auch mal Deutsche Meister. Zuletzt waren Katherine Ventur und Niklas Trenkel beim Drei-Bahnen-Kegeln im Team des Deutschen Meisters. Immer wieder ernten Goyke und sein Nachwuchstrainer Dirk Buchholz verwunderte Blicke, weil sie es schaffen, so viele Kinder für das Bohlekegeln zu begeistern. "Das ist in Sachsen-Anhalt nicht normal."

Für Steffi Rienäcker war dies auch der Grund, dem Verein zu helfen. "Wir sehen, dass hier eine ganze Reihe von Kindern in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigt werden, sich sportlichem Ehrgeiz aussetzen und dabei Erfolg und Spaß haben und teamfähig werden." Es sei Ziel der Stiftung, gerade solche Projekte zu unterstützen. "Dank der Harzsparkasse müssen wir bei den Kindern und Jugendlichen keine Abstriche machen", sagte Goyke und verweis auf Monatsbeiträge von drei Euro.

Es war nicht das erste Mal, dass die Stiftung den Hydraulikern half. Als im Frühjahr der Frost aus dem Mauerwerk kam, brach die Treppe zusammen. "Die Stadt hatte kein Geld für eine Reparatur und so haben wir eine Nottreppe gebaut", erinnert Goyke. Der Verein sammelte Gelder und auch die Stiftung der früheren Quedlinburger Kreissparkasse unterstützte die 15 500 Euro teure Investition. Nun half sie erneut - bei der ersten 20 000-Euro-Rate für den Kauf der Bahn. Die genauen Stiftungssummen wollte Rienäcker jedoch nicht nennen. In den nächsten beiden Jahren muss der Verein zwei weitere Raten an die Stadt in geringerer Höhe zahlen und Goyke hofft, auch diesmal ohne private Darlehen der Mitglieder auszukommen. Seines Wissens nach ist die Ballenstedter Anlage damit die zweite vereinseigene in Sachsen-Anhalt. Den Mitgliedern soll es damit auch weiter für wenig Geld möglich sein, Sport zu treiben. Das soll auch ein Argument für die Harzer sein, in der Region zu bleiben, findet Rienäcker.