Hofstaat wirbt fürs Theater in Ballenstedt Jetzt kommt das „Fernsehen des Biedermeiers“
Mit einer Papiertheater-Inszenierung soll auf das Theater aufmerksam gemacht werden. Das Stück ist angelehnt an eine historische Begebenheit.

Ballenstedt - Das Theater im Kleinen soll Werbung machen für sein großes Vorbild: Um das Ballenstedter Schlosstheater noch bekannter zu machen, haben sich in der Stadt mehrere Akteure zusammengefunden, um ein kleines Theaterstück zu inszenieren. „Noch wird geprobt, wie bei einem richtigen Theaterstück, doch schon bald sind die Filmaufnahmen auf der Ballenstedter Internetseite und bei YouTube zu sehen“, sagt die Ballenstedter Autorin Bettina Fügemann, die zugleich im Stück Herzog Alexander Carl von Anhalt-Bernburg ihre Stimme leiht.
„Ich habe es so geschrieben, dass es aufs Heute übertragbar wäre“
Das „Fernsehen des Biedermeiers“, wie sie es nennt, lehnt sich hier an eine reale Begebenheit des 19. Jahrhunderts an - und nimmt das Ganze auch ein bisschen auf die Schippe. Ballenstedt, 1835: Am Hoftheater wird eine neue Intendanz bestellt und dabei genauestens protokolliert, was der Theaterchef zu tun und zu lassen hat. Die Dokumente haben die Zeit überdauert, und Bettina Fügemann hat sie zur Grundlage ihres Stückes „Verwirrung bei Hofe“ gemacht. „Ich habe es so geschrieben, dass es aufs Heute übertragbar wäre“, sagt sie. „Wie Menschen miteinander umgehen“, setzt sie hinzu.
Und so sind da der Hofrat Mühldorfer und der Kammerherr von Vogt, die als neue Theaterintendanten dem Herzog den nüchternen Vertragstext näherbringen wollen, aber der Herzog hat ganz andere Sachen im Kopf. Auch der Hofmaler Wilhelm von Kügelgen (gespielt von Rita Gluth) und seine Frau Julie reden mit, ebenso Herzogin Friedrike Caroline von Anhalt-Bernburg (Ursula Szobries), die sich zunächst über Staub, Spinnen und Fliegen im Theater beschwert.
Für das Stück habe man „alles genutzt, was Ballenstedt zu bieten hat“, sagt Bettina Fügemann, und dazu gehört auch die Musik, die vom Hoforganisten und Hofkapellmeister Carl Christian Agthe (1762-1797) komponiert wurde.
Historische Vorbilder - innen wie außen
„Das Papiertheater samt seinen charmanten Figuren wurde im Übrigen vom Ballenstedter Grafikstudio Sign Graphics Christel und Ludwig Müller zum Theater-Jubiläum 2007 geschaffen.“ Die kleine Bühne zeigt das originale Vorbild, innen wie außen. Die Gesichter der historischen Persönlichkeiten, die vor dieser Kulisse agieren, stammen von Porträts von Wilhelm von Kügelgen.
Für den richtigen Ton und die Geräuschkulisse sorgte Uwe Severin, der für die Technik verantwortlich ist. Schüler des Media-Teams Schloss Ballenstedt um Detlef Heydecke haben die Aufnahmen begleitet.
„Verwirrung bei Hofe“ ist nicht das erste Stück fürs Papiertheater, das Bettina Fügemann geschrieben hat. Zum Theaterjubiläum 2007 hatte sie Aufzeichnungen von Wilhelm von Kügelgen genutzt, um ein Stück Ballenstedter Geschichte zu erzählen. Durch die lange, coronabedingte Schließung des Schlosstheaters habe sie gemeinsam mit Uwe Severin und Amtsleiter Christian Mühldorfer-Vogt überlegt, wie man das Theater wieder beleben kann. So sei die Idee entstanden.
Zugleich habe sie im Rahmen des Projekts „Zwischen Erbe und Kult. Unesco-Welterbestätten im Spiegel literarischer Erkundungen“ des Fördervereins der Schriftsteller gemeinsam mit Lars Johansen und Clemens Esser ein Stück für Papiertheater geschrieben, „aber da gibt es nur Tiere.“
Projekt zieht weite Kreise
Inzwischen zieht das Projekt weitere Kreise, sei eine Anfrage vom Stadtmuseum Aschersleben gekommen, sagt Bettina Fügemann. Für das Haus wolle sie nun ein Stück über den Ascherslebener Fabrikanten Heinrich Christian Bestehorn (1831-1907) schreiben - ein Kaufmannslehrling, der nicht länger Tüten kleben wollte und aus dem ein einflussreicher Papierwarenhersteller wurde, dessen Bauten das Stadtbild prägen. „Ich werde die Figuren umarbeiten und mit Lokalkolorit färben“, sagt Bettina Fügemann. „Das ist mir wichtig.“ (mz)