Jagd auf Raser Jagd auf Raser: Tarnkappen-Blitzer in Sachsen-Anhalt

Halberstadt - Viele Autofahrer dachten sich wohl nichts dabei, als sie an dem seltsam futuristisch aussehenden Anhänger in Halberstadt vorbeifuhren. Einige staunten vielleicht - bis ein roter Blitz in Bruchteilen einer Sekunde sie aus ihren Gedanken riss und das Gerät mit der Anmutung eines Tarnkappenbombers entlarvte.
418 Autofahrer blitzte der „PoliScan Speed Enforcement Trailer“ bei seinem jüngsten Einsatz innerhalb von fünf Tagen. Und genau darin soll der Nutzen des eigentlich recht auffälligen Anhängers liegen. „Das Gerät ist 24 Stunden rund um die Uhr einsetzbar. Der Messbeamte muss nicht ständig anwesend sein, sondern das Gerät lediglich einrichten“, erklärt Ute Huch, Sprecherin der Stadt Halberstadt.
Stadt Halberstadt zur Blitz-Aktion: „Sie soll dazu beitragen, die Verkehrsteilnehmer zum verkehrssicheren Fahren zu erziehen“
Das Ziel der Blitz-Aktion ist klar: „Sie soll dazu beitragen, die Verkehrsteilnehmer zum verkehrssicheren Fahren zu erziehen“, so Huch. Dafür hat die Stadt den Trailer bei der Firma Vetro Wismar GmbH angemietet. Das Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern hat sich auf Dienstleistungen im Bereich der Verkehrsüberwachung spezialisiert. Das Besondere des Blitz-Anhängers: Bei anderen Geräten, etwa bei der Geschwindigkeitsmessung aus einem stehenden Fahrzeug heraus, muss ständig jemand vor Ort sein. Der Hänger aber kann mehrere Tage autonom blitzen, verfügt über eine gepanzerte Außenhülle und ein Alarmsystem, die Diebstahl und Vandalismus verhindern sollen. Außerdem wird er durch Hochleistungs-Akkus mit Energie versorgt, die bis zu fünf Tage halten sollen. „Das Gerät wird sporadisch eingesetzt und soll eine sinnvolle Ergänzung zum mobilen Blitzer sein“, erklärt Ute Huch.
Nach der jüngsten Messung mit dem Trailer in Halberstadt bekommen nun 418 Autofahrer, die zu schnell waren, Post. Wer stadteinwärts mit mehr als den erlaubten 50 Kilometern pro Stunde unterwegs war, wird zur Kasse gebeten. 18 der geblitzten Autofahrer erhalten darüber hinaus auch ein Schreiben der Zentralen Bußgeldstelle. Die Auswertung der Daten ergab darüber hinaus, dass vier Fahrer gegen das Handyverbot am Steuer verstoßen haben. Sie bekommen Post vom Technischen Polizeiamt Magdeburg, das auch alle Verkehrssünder kontaktiert, die mehr als 21 Kilometer pro Stunde zu schnell waren.
Fürstlich verdient die Stadt an der Aktion angeblich nicht: „Die Einnahmen decken die Ausgaben für das Gerät“, so Huch, die allerdings keine konkrete Summe nennen wollte. Der Tarnkappen-Blitzer soll dennoch in Zukunft wieder zum Einsatz kommen. „Es wird weiterhin kontinuierliche Verkehrsüberwachungen durch mobile Blitzer und sporadisch in Ergänzung des Trailers geben.“
Halberstadt gehört zu den Städten mit mindestens 20 000 Einwohnern, die - neben Polizei und Landkreis - innerorts die Geschwindigkeit auf den Straßen kontrollieren dürfen - und davon auch Gebrauch machen. Und die Polizei? Der Einsatz eines Trailers „ist bei uns im Moment kein Thema. Wir haben Großmess- und Handmessgeräte, die wir regelmäßig für Kontrollen an Schwerpunkten wie in der Nähe von Schulen oder an strak frequentierten Straßen einsetzen“, sagt Ute Brachmann vom Polizeirevier Harz. (mz)