Ins 30. Jahr mit 27 Autos Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Mit einem Wartburg-Taxi hat alles angefangen

Harzgerode - Es passt ganz gut: Am 3.3. begeht die Spedition Kampe ihren 30. Geburtstag. „Gefeiert wird hier aber erst am 13. Juni mit unseren Mitarbeitern, deren Familien und unseren Geschäftspartnern“, erzählt Jeannine Kampe, die quasi zur zweiten Generation der Speditionsfamilie zählt.
Ihr Vater Martin, der einst Maschinenbau studierte und jungen Leuten den Produktionsalltag näherbrachte, hat seine Speditionskarriere mit einem Wartburg-Taxi, das später einen Anhänger erhielt, begonnen. „Der hat 1,3 Millionen Kilometer durchgehalten.“ Der agile Senior-Chef der Spedition zieht Parallelen zum menschlichen Leben. „Mit dem Alter muss einfach die Pflege einen größeren Stellenwert einnehmen.“
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: LPG-Grundstück platzte schnell aus allen Nähten
Zum Zweitakter-Wartburg gesellte sich ein Kleinbus, 1992 rollte der erste Lkw aufs Betriebsgelände. Das befand sich damals auf einem alten LPG-Grundstück in Straßberg, wo die gesamte Technik stand. Jahre später merkte Martin Kampe, alles platzt aus den Nähten, und das Areal passt auch umwelttechnisch nicht mehr ins neue Jahrtausend.
Ein Kundenbesuch im Harzgeröder Gewerbegebiet läutete die neue Kampe-Ära ein. Das benachbarte Gebäude mit Umfeld stand ungenutzt da. Dort zog es die Spedition 2003 hin. Längst zählten da zum Unternehmen neben Jeannines Mutter Christine und dem gelernten Werkzeugmacher Mario Kampe zahlreiche zuverlässige Mitarbeiter zur Crew.
Manche seien bereits 20 bis 25 Jahre mit dabei und so etwas wie Familienmitglieder. „Als gelernte Bürokauffrau stieß ich dann 2008 dazu. Mit meinem Bruder zusammen habe ich disponiert. Viele Dinge haben wir uns Schritt für Schritt angenommen.“
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Eine tolle Logistik-Mannschaft, und jeder saß schon mal im Führerhaus
Martin Kampe wird nicht müde zu betonen, dass seine Leute Kapital und Aushängeschild des Speditionsunternehmens sind. „Das fängt bei unserer tollen Logistik-Mannschaft an. Da saß schon jeder mal im Führerhaus unserer Lkw. Die wissen, wo man stehen muss, wie die Kunden so drauf sind oder wo ein guter Rastplatz für die Fahrer ist. Für jede Ladung holen die eine Rückladung ran. Das ist der Unterschied zu vielen anderen Firmen.“
Auch, dass alle Mitarbeiter mehr oder minder eng um den Kirchturm von Harzgerode leben und wissen, dass ihr Chef sehr genau darauf achtet, dass sie nicht nur irgendwelche Ware bringen, sondern professionell im Umgang mit den Kunden agieren. „Wie man in den Wald ruft, so schallt es auch heraus. Das kann bei der Auslieferung schon wertvolle Stunden sparen.“
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Alles wirkt handverlesen
Selbst nach einer Stunde Gespräch und Betriebsrundgang hat bei Martin Kampe weder Telefon noch Handy geklingelt. „Wir tun alles, damit es hier stressfrei abgeht, jeder seiner Verantwortung gerecht wird, die er hier übernimmt.“
32 Mitarbeiter hat die Firma. Alles wirkt vom Azubi bis zum Schlosser und Hausmeister handverlesen. „Ich habe immer noch eine Bewerbung im Schreibtisch“, sagt Martin Kampe. Das weiß auch die Branche. Kampes Philosophie verwundert manche Mitbewerber. „Ich bin keineswegs der ewige Ausschreibungssieger.“
Selbstbewusst fügt er an: „Wir fahren das hinterher, was andere vergessen. Etwas von A nach B bringen, das kann jeder. Wir sind die, die sich den Herausforderungen stellen. Firmen vertrauen unserer Logistik, wenn eine Sache zu 100 Prozent klappen muss, wenn jemand die Kastanien aus dem Feuer holen soll.“ Kampe sagt klar: Qualität hat ihren Preis. Seine Mannschaft wird gut bezahlt, lebt aber auch die Maxime „Wer gut bekommt, der soll auch gut geben“.
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Ein Azubi ist wieder herzlich willkommen
Jeannine Kampe gesteht offen, dass sie 2020 durchaus wieder einen Auszubildenden gebrauchen können. „Berufsnachwuchs ist auch bei uns ein Thema.“ Um Berufskraftfahrer zu werden, ist eine dreijährige anspruchsvolle Ausbildung nötig. In der Klasse ihres derzeitigen Auszubildenden hat ein großer Teil bereits kurz nach dem Start das Handtuch geschmissen. Martin Kampe dagegen weiß schon heute, dass sein Azubi Jahresbester werden wird.
Ausbilder Marcel Hohmann kümmert sich intensiv um ihn. „Der ist im Gegensatz zu seinen Mitlehrlingen noch nie bei einem Lkw-Fahrer mit auf Tour gewesen. So nach dem Motto: „Nur weg vom Hof.“
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Alle müssen auf dem neuesten Stand sein
Martin Kampe besteht darauf. „Hier wird von der Pike auf gelernt. Die Arbeitsabläufe müssen erst mal begriffen werden. Da lernt man, wie man sich selbst behelfen kann; das Rad wechseln, Ölservice oder mal eine Batterie abklemmen. Oder wenigstens rauszubekommen, an welchem Strang was nicht hinhaut, und das professionell zu artikulieren.“
Doch nicht nur der Berufsnachwuchs muss stets auf dem neuesten Stand sein. Im zertifizierten Schulungsraum des IHK-Ausbildungsbetriebs finden alle Schulungen und Lehrgänge statt, die die Berufskraftfahrer alle fünf Jahre nachweisen müssen.
Ins 30. Jahr mit 27 Autos: Firma fährt Baustoff und Stroh
Das Logistikunternehmen fährt „alles, was unter die Plane passt“. Das gehe von Maschinen bis zu Strohballen. In der Hauptsache sind es Baustoffe und Zulieferungen für die Automobilbranche. Dafür lassen sich die Auflieger durchaus über die 2,5 Meter verbreitern, um Transportwünsche der Kunden zu erfüllen.
Doch als Logistiker aus dem Harz drehen sich bei der Spedition Kampe nicht nur die Räder. „Wir verfügen über 10.000 Quadratmeter Lagerfläche in Quedlinburg und Harzgerode, so dass wir mit Ein- und Zwischenlagerungen bis hin zum Langzeitlager Kundenwünsche erfüllen können“, fügt Jeannine Kampe an, deren Mutter sich nicht nur wegen ihres Enkels für den Nachwuchsfußball engagiert und dafür sorgt, dass das Kampe-Hallenfußballturnier fast 50 Mannschaften anzieht. (mz)