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Mehr Geld für Schmalspurbahn? HSB-Gesellschafter sollen höhere Zuschüsse zahlen: Harzgerode und Quedlinburg stellen Forderungen

Von Petra Korn und Susanne Thon 30.11.2019, 14:56
Ein Dampfzug der Brockenbahn fährt am 10. Dezember 2018 durch eine verschneite Winterlandschaft in Richtung Brocken.
Ein Dampfzug der Brockenbahn fährt am 10. Dezember 2018 durch eine verschneite Winterlandschaft in Richtung Brocken. ZB

Quedlinburg/Harzgerode - Es ist ein ganzer Batzen Geld, um den es geht: 1,54 Millionen Euro - und damit doppelt so viel wie bisher - sollen die neun Gesellschafter der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) künftig zuschießen. Insgesamt braucht die HSB - das hat die Analyse eines externen Unternehmens ergeben - einen noch größeren Batzen:

15,54 Millionen Euro jährlich. Die Gehälter sind bei der HSB unter dem Branchenniveau und müssten angehoben werden. Die Hauptuntersuchung einer Lok verschlingt eine Summe im oberen sechsstelligen Bereich. Und will man nur einen Kilometer Strecke erneuern, muss mit Kosten in Höhe von einer Million gerechnet werden.

Mehr Geld - Quedlinburg habe sich mit der Stadt Harzgerode sowie dem Landkreis Harz „im kleineren Freundeskreis“ der Selketal-Anrainer verständigt, dass das nachvollziehbar sei, erklärte Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU).

Ein höherer Zuschuss solle aber an die Erfüllung von Bedingungen geknüpft, ein wortgleicher Text durch die Gesellschafter beschlossen werden. Dass das Wirkung zeigen könne, macht Ruch auch daran fest, „dass wir bei Addition aller Gesellschafteranteile die Mehrheit haben“.

Es handele es sich im Wesentlichen um „die Punkte, die uns von Hotels und Gästen gespiegelt werden“, so Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU). In beiden Städten wird die Vorlage gerade in den Gremien diskutiert. Zwar habe die HSB für das kommende Jahr „eine Reihe an Themenzügen in der Pipeline - das ist auch positiv zu sehen“, sagte er. Die Forderungen gehen aber weit darüber hinaus. „Es kann so nicht weitergehen“, unterstrich Weise.

„Uns liegt natürlich die Entwicklung der Selketalbahn am Herzen“, sagt Quedlinburg OB Frank Ruch 

„Bei allem Verständnis, dass die Brockenbahn der finanzielle Hauptbringer ist, liegt uns natürlich die gedeihliche Entwicklung der Selketalbahn am Herzen“, sagte Ruch in der Sitzung des Hauptausschusses am Mittwoch.

Wenn man diesen „gewaltigen Happen“ genehmige, müsse auch ein Dampflokbetrieb gewährleistet und ausgeweitet werden, sagte Hardy Seidel (CDU). Er fügte mit Blick auf die häufig fahrenden kleinen Triebwagen hinzu: „Ein Ferkeltaxi, wie wir das nennen, ist kein Touristenmagnet.“

Susan Sziborra-Seidlitz (Grüne) begrüßte den Vorschlag der Verwaltung, die Zahlung nur unter Bedingungen zu leisten: „Ich finde es großartig, dass wir an die Erhöhung unseres finanziellen Einsatzes eine Aufforderung knüpfen, die dazu dient, die HSB zukunftsfähig zu machen“, sagte sie.

Sziborra-Seidlitz nannte hier die Themen Barrierefreiheit und eine Koordinierung der Fahrpläne mit denen anderer Anbieter für eine bessere Taktung und kürzere Warte- und Übergangszeiten. „Ich denke, das ist genau der richtige Weg“, sagte Sebastian Petrusch (CDU).

Susan Sziborra-Seidlitz plädiert für bessere Taktung  und damit kürzere Wartezeiten

Am Donnerstag stand das Thema auch im Haupt- und Finanzausschuss in Harzgerode auf der Tagesordnung. Man könne darüber geteilter Meinung sein, sagte Else Langer (Bürgerverein Unterharz), aber „wir hätten schlechte Karten, wenn wir sagen, wir steigen als Gesellschafter aus“.

„Gar keine Karten“, befand Wolfgang Maertens (CDU), auf Langer Bezug nehmend. „Wir sollten gucken, dass die Bedingungen eingehalten werden.“ Er wollte wissen, ob es eine Handhabe gebe, wenn sich die HSB nicht an die Bedingungen halte.

Entsprechende Möglichkeiten gäbe es, sagte Bürgermeister Marcus Weise (CDU), verwies aber auch darauf, dass die Gesellschafterversammlung noch beschließen müsse. Zudem „kann man nicht erwarten, dass die HSB bis zum 30. Juni alles erfüllt“. Bis zu diesem Tag solle jedoch eine konzeptionelle Grundlage vorliegen.

Wie es weitergeht, hängt auch ab von zwei Bundesländern als den größten Geldgebern

Wie es weitergeht, hängt auch von den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen ab; sie sind die größten Geldgeber. „Wenn das Geld vom Land nicht kommt, sind unsere Zahlungen Tropfen auf den heißen Stein“, so Weise. Sie signalisierten, ihre Beiträge erhöhen zu wollen, wenn die Gesellschafter mitmachen.

„Wir wollen Wege erschließen, den Tourismus fördern, da sollten wir den Beitrag leisten und den Tourismusunternehmen damit das Zeichen geben, dass wir bei ihnen sind“, sagte Peter Strube (CDU).

In Harzgerode fiel das Votum einstimmig aus: Sowohl der Haupt- und Finanzausschuss als auch der Stadt- und Entwicklungsausschuss sprachen sich dafür aus, unter den Bedingungen zuzustimmen.

Kosten in Höhe von knapp 83.000 Euro kommen damit auf die Stadt zu. Der Hauptausschuss in Quedlinburg befürwortete mit sieben Ja- und einer Neinstimme mehrheitlich, mit rund 92.000 Euro künftig doppelt so viel zu zahlen wie bisher. Und auch die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt und Kreisentwicklung stimmten bereits zu. Der Landkreis hat dann Kosten in Höhe von 644.000 Euro zu tragen.

(mz)

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Die Gesellschafter fordern, dass die HSB einen Verkehrsvertrag mit dem Land schließt; in so einem Abkommen sind zu erbringende Leistungen definiert. Zudem sprechen sie sich für den ganzjährigen Einsatz von Dampfloks und die grundsätzliche Ausstattung mit einem Packwagen sowie barrierefreie Zugänge zu den Zügen aus. Die Fahrpläne sollten mit anderen Anbietern abgestimmt werden, Veranstaltungen etabliert und leerstehende Bahnhöfe und das Bahndepot Gernrode wiederbelebt werden. Auch eine Abstimmung mit den Touristikern über Tarife sollte frühzeitig erfolgen. (mz)