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Hilfspolizisten im Harz Hilfspolizisten im Harz: Helfer mit Blaulicht

Von Jessica Hanack 22.09.2016, 09:06
Ingo Kuhfuß, Elisabeth Weber und  Mario Kostka (v.r.) sind drei von vier Hilfspolizisten, die momentan im Revier Halberstadt vorwiegend für Tempokontrollen eingesetzt werden.
Ingo Kuhfuß, Elisabeth Weber und  Mario Kostka (v.r.) sind drei von vier Hilfspolizisten, die momentan im Revier Halberstadt vorwiegend für Tempokontrollen eingesetzt werden. Chris Wohlfeld

Halberstadt - Eine Lehramtsstudentin, ein Tischlermeister, ein Feuerwehrmann. Betrachtet man die bisherige berufliche Laufbahn von Elisabeth Weber, Ingo Kuhfuß und Mario Kostka, haben die drei nicht viel gemeinsam. Zumindest, wenn man auf die Zeit vor dem 1. Mai dieses Jahres guckt. An diesem Tag haben sie gemeinsam mit 17 weiteren Männern und Frauen ihre Ausbildung als Hilfspolizisten begonnen.

Drei Monate Ausbildung

Drei Monate lang wurden sie bei der Landesbereitschaftspolizei und im Technischen Polizeiamt in Magdeburg ausgebildet. Im theoretischen Unterricht wurden die Männer und Frauen im Schnelldurchlauf in verschiedenen Rechtsgebieten geschult, wie dem Strafprozessrecht, dem Polizei- oder dem Verkehrsrecht.

„Es war schon mächtig viel Stoff“, sagt Mario Kostka. Seine Kollegin Elisabeth Weber ergänzt: „Aber wir müssen ja auch wissen: Darf ich das oder darf ich das nicht, wenn ich auf der Straße unterwegs bin?“ Im praktischen Teil folgte eine technische Einweisung, ein Praktikum im Polizeirevier Magdeburg und ein Erste-Hilfe-Kurs.

„Für eine Übung haben sie Autos dazugenommen, und andere Polizisten haben die Verletzten gespielt. Sie waren sogar geschminkt, das sah richtig echt aus“, berichtet Weber und lacht. Am Ende der Ausbildung stand eine Abschlussprüfung, danach begannen die Hilfspolizisten ihren Dienst. Für vier von ihnen ging es zum Polizeirevier Harz, darunter die 26-jährige Elisabeth Weber.

Zwei Berufswünsche

Neben der Arbeit schreibt sie zurzeit noch ihre Masterarbeit für ihr Lehramtsstudium. „Ich hatte immer zwei Berufswünsche. Der erste war Polizistin, der zweite Lehrerin.“ Weil sie zuerst die Zusage für das Studium erhielt, entschied sie sich dafür. Im Hinterkopf blieb dennoch der Gedanke an eine Karriere bei der Polizei.

Als sie die Stellenausschreibung für die Hilfspolizisten fand, nutzte sie kurz vor dem Referendariat die Gelegenheit. „Mein großes Ziel ist jetzt der Polizeivollzugsdienst. Als Hilfspolizistin kann ich schon einmal einen Einblick in die Arbeit bekommen.“

Auch Mario Kostka und Ingo Kuhfuß betrachten den Job als Hilfspolizist als Chance. Vor allem, weil die Perspektiven in ihren alten Berufen eher schlecht aussahen. Kostka war als Feuerwehrmann am Flughafen Cochstedt beschäftigt, der Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet hat. Kuhfuß war 20 Jahre lang für einen Bank- und Kasseneinrichter tätig, der im vergangenen Jahr ebenfalls insolvent gegangen ist.

Eine normale Polizeiausbildung an der Fachhochschule in Ascherleben wäre für beide aufgrund ihres Alters nicht mehr möglich gewesen - Mario Kostka ist 45 Jahre alt, Ingo Kuhfuß 50. Das Höchstalter für Bewerber der Fachhochschule ist 34.

Vorher nicht viel gewusst

Was genau sie als Hilfspolizist erwartet, das hat vor Beginn der Ausbildung keiner der drei gewusst. In der Stellenausschreibung sei von drei Hauptaufgaben die Rede gewesen: vom Objektschutz, dem Begleiten von Schwerlasttransporten und der Verkehrsüberwachung. Zurzeit beschränkt sich die Arbeit vor allem auf Letzteres. Fünf bis sechs Stunden sind die vier Harzer Hilfspolizisten pro Schicht auf der Suche nach Temposündern unterwegs.

In Zweier-Teams fahren sie mit dem Messwagen zu Kitas, Schulen oder anderen Gefahrenpunkten in der Region. Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz, kündigt jedoch an: „Es werden nach und nach Lehrgänge in anderen Bereichen folgen.“ Gleichzeitig betont er, dass die Arbeit der vier Hilfspolizisten eine große Entlastung für die Kollegen sei. „Sie können sich jetzt wieder stärker den originären Aufgaben der Polizei widmen, wie dem Streifendienst oder der Anzeigenaufnahme“, so Becker.

Kaum ein Unterschied

Dennoch war die öffentliche Kritik insbesondere zu Beginn der Ausbildung groß – etwa weil sich die Uniformen der Hilfspolizisten kaum von denen der Beamten unterscheiden. „Ich habe die Kommentare bei Facebook gelesen“, sagt Kostka, „aber die nehme ich mir nicht zu Herzen.“ „Das hängt ja auch oft mit Unwissenheit zusammen“, vermutet Elisabeth Weber.

Bislang sind sich die drei jedenfalls einig: Sich als Hilfspolizist zu bewerben, war die richtige Entscheidung. „Das Endresümee wird sich nach den zwei Jahren zeigen“, sagt Elisabeth Weber. Auf diesen Zeitraum sind die Verträge der Hilfspolizisten befristet, wie es danach weitergeht, ist noch nicht sicher. „Da spekulieren wir selbst“, sagt die junge Frau. Die Hoffnung, dass nach den zwei Jahren nicht Schluss ist, ist bei allen groß. (mz)

Äußerlich sind Hilfspolizisten kaum von ihren Kollegen zu unterscheiden. Nur das hellblaue Schulterstück deutet darauf hin.
Äußerlich sind Hilfspolizisten kaum von ihren Kollegen zu unterscheiden. Nur das hellblaue Schulterstück deutet darauf hin.
Chris Wohlfeld