Hilfe für Behinderte Hilfe für Behinderte: "Das sind unsere Helden aus der Kaserne"

Schielo - „Das sind unsere Helden aus der Kaserne“, schreibt Karin Steinberg, Geschäftsführerin im „Haus Einetal“, zu dem Foto, das sie gerade per WhatsApp geschickt hat. Das Bild zeigt vier junge Soldaten aus der Elb-Havel-Kaserne in Havelberg im Feldanzug und mit Maske und ein weiteres zwei von ihnen bei der Essensausgabe. Sie gehören zu den rund 10.000 Bundeswehrangehörigen, die derzeit im Kampf gegen die Pandemie helfen.
Die Männer auf den Bildern tun seit Anfang der Woche ihren Dienst in dem Wohn- und Pflegeheim in Schielo. Untergebracht sind sie in einer ehemaligen Auszubildendenwohnung auf dem Gelände.
Wegen Zimmerquarantäne bekommen die Bewohner das Essen aufs Zimmer
Zwei bleiben für drei Wochen; sie kümmern sich um die täglichen Tests der Mitarbeiter und die damit verbundenen Schreibarbeiten. Die Tests der Bewohner ist dem Personal vorbehalten. Die anderen beiden sind eine Woche da. Sie unterstützen die Pflegekräfte, unter anderem bei der Ausgabe von Speisen und Getränken. Da Zimmerquarantäne angeordnet ist, bekommen die Bewohner das Essen aufs Zimmer.
Es sind Laufarbeiten, die sie dem Personal abnehmen - und damit auch zwölf Kilometer - pro Schicht. Da komme schon was zusammen, „unsere Flure sind lang“, sagt Steinberg, die wegen eines Ermüdungsbruches selbst gerade nicht so gut zu Fuß ist.
Seit Januar drei Dutzend Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet
Schonen wäre angesagt, aber schonen ist schon seit Wochen nicht. In der Einrichtung, in der 150 geistig behinderte, seelisch- und suchterkrankte Menschen leben, wurden seit Januar drei Dutzend Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet. Die Einrichtung verzeichnete einen Todesfall, ein Bewohner liegt noch im Krankenhaus. Auch vier Mitarbeiter haben sich angesteckt.
Und weil sich darüber hinaus etliche weitere im Krankenstand befanden - und befinden - und das verbliebene Personal an seine Leistungsgrenzen stieß, auch da der Alltag im Heim nach dem Corona-Ausbruch mit so viel Mehrarbeit verbunden ist, bat Steinberg sowohl die Behörden als auch öffentlich um Hilfe. Ein Ruf, der auch beim Harzgeröder Bürgermeister Marcus Weise (CDU) ankam. „Er hat sich sehr für uns eingesetzt, damit wir Verstärkung bekommen“, sagt sie.
Bundeswehrsoldaten in insgesamt fünf Einrichtungen eingesetzt
Das Haus Einetal ist nach Informationen der Kreisverwaltung eine von fünf Einrichtungen im Landkreis, in denen Bundeswehrsoldaten als zusätzliches Testpersonal im Einsatz sind und derzeit die einzige, in der weitere Soldaten die Pflegekräfte unterstützen.
„Die im Einsatz befindlichen Soldaten haben durch das Landesrettungszentrum in Magdeburg eine Schulung im Antigen-Testverfahren erhalten“, informiert Manuel Slawig. Nach den drei Wochen, die sie blieben, erklärt er, sei vorgesehen, die Soldaten durch ziviles Testpersonal zu ersetzen, das von der Bundesagentur für Arbeit akquiriert werde.
„Sollte bis dahin keines zur Verfügung stehen, besteht die Möglichkeit, den Einsatz durch die Bundeswehr zu verlängern“, so der Landkreissprecher.
Noch bis Ende des Monats werden Mitarbeiter wie Bewohner täglich getestet. Seit einer Woche habe es keinen positiven Antigen-Test mehr gegeben, sagt Steinberg, und in acht Tagen ende die Isolation. Stand jetzt. Ab übernächster Woche, sagt sie, wolle man daher wieder langsam den Therapiebetrieb aufnehmen, in Kleinstgruppen. Und für Anfang März steht ihr zufolge dann auch der erste Impftermin in Aussicht. (mz)
