Lungenklinik Ballenstedt Harzklinikum: Wie Patienten in der Lungenklinik Ballenstedt das Atmen neu lernen

Ballenstedt - Mit seinen Reformplänen für die Pflege schwerkranker Menschen, die künstlich beatmet werden müssen, stößt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Protest: Während Spahn höhere Qualitätsstandards verankern und dafür die Intensivpflege in der eigenen Wohnung zur Ausnahme machen will, mahnen Gegner dieser Reformpläne, die Selbstbestimmungsrechte pflegebedürftiger Menschen zu achten.
In der Lungenklinik Ballenstedt wird Spahns Initiative „prinzipiell begrüßt“, sagt Oberarzt Oliver Hauf, Leiter der Intensiv- und der Weaning-Station. Die Einrichtung hat sich auf die schrittweise Entwöhnung von der Langzeitbeatmung - das Weaning - spezialisiert. Seit 2010 werden dort Patienten von der Beatmung entwöhnt, seit 2012 verfügt die Klinik über eine eigene Weaning-Station mit acht Behandlungsplätzen. Sie ist eines von nur zwei zertifizierten Weaning-Zentren in Sachsen-Anhalt.
Lungenklinik Ballenstedt: Pflege rund um die Uhr
Beatmungspatienten müssen rund um die Uhr gepflegt werden. In den eigenen vier Wänden würde dies eine 1:1-Betreuung bedeuten, während sich in der Klinik eine 1:2-Betreuung bewährt habe, sagt der Oberarzt.
„Weaning ist Ganzkörperarbeit“, erklärt der Oberarzt, weil viele Faktoren eine Rolle spielten. Patienten nach einer Herzoperation bräuchten aufgrund der Schwere des Eingriffs zunächst die Abnahme der Herz-Kreislauf-Arbeit durch künstliche Beatmung - dadurch werde aber das Zwerchfell schwächer, das dann trainiert werden müsse. Oder ein Patient sei bei einer Lungenentzündung so geschwächt, dass der Körper die Sauerstoffversorgung von allein nicht schaffe.
Klinikum Ballenstedt: Bis zu 100 Patienten jährlich werden von der künstlichen Beatmung entwöhnt
Die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung erfordere daher ein komplexes Vorgehen - angefangen von der Betreuung durch qualifiziertes Pflegepersonal über Atmungs- und Physiotherapie und Logopädie bis hin zur richtigen Ernährung. Ob und wann jemand wieder vollständig allein atmen kann, hänge von seiner Vorerkrankung ab. Das könne wenige Wochen oder mehrere Monate dauern.
Bis zu 100 Patienten jährlich werden in Ballenstedt von der künstlichen Beatmung entwöhnt. Der Einzugsbereich erstreckt sich von Magdeburg über Leipzig bis nach Göttingen.
Mit der AOK hat die Klinik jetzt ein Pilotprojekt gestartet, sagt Andreas Sokoll, Verwaltungsdirektor der Lungenklinik. Die Versorgung auf der Weaning-Station werde als Krankenhausleistung ohne Eigenleistung für Versicherte angeboten. (mz)