1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. 96 statt 3450 Euro: Harzer Schmalspurbahnen: Urlauber-Familie ärgert sich über Preiserhöhung für Dreitagesticket

96 statt 3450 Euro Harzer Schmalspurbahnen: Urlauber-Familie ärgert sich über Preiserhöhung für Dreitagesticket

Von Felix Fahnert 04.12.2018, 07:57
Ein Dreitagesticket für die Schmalspurbahn ist deutlich teurer geworden.
Ein Dreitagesticket für die Schmalspurbahn ist deutlich teurer geworden. dpa

Quedlinburg - Der Unmut über Preiserhöhungen gehört für Eisenbahnunternehmen ja gewissermaßen zum Alltag dazu. Wenn etwa die Deutsche Bahn zum jährlichen Fahrplanwechsel ihre Tarife um rund ein Prozent erhöht, ist die Empörung über diese „Preisanpassung“ in Kombination mit den häufigen Verspätungen stets groß.

Eine Verdreifachung des Ticketpreises ist dann aber doch etwas Besonderes - und etwas, das Ärger hervorruft. „Ich zweifle, ob wir unsere Tradition der jährlichen Harzurlaube aufrecht erhalten“, schreibt eine verärgerte Leserin der MZ.

Dreitagesticket für Familien mit Kindern

Konkret geht es hierbei um ein Dreitagesticket für Familien bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Bis zum Mai dieses Jahres war hierfür die „HarzTourCard“ gedacht, mit der eine Familie zu einem Preis von 34,50 Euro an drei Tagen die Nahverkehrsangebote der Region einschließlich der HSB (mit Ausnahme der Strecke Schierke - Brocken) unbegrenzt nutzen konnte.

Nach einer Tarifanpassung zum 1. Mai kostet ein Ticket mit vergleichbaren Konditionen ein Vielfaches mehr: Die Leserin zahlt mit ihren zwei Kindern für das neu eingeführte und ebenfalls drei Tage gültige „Kurzurlaubsticket“ nun insgesamt 96 Euro.

Wenn man so will, eine Preissteigerung um satte 270 Prozent. Und das, obwohl das Kurzurlaubsticket nicht für weitere Nahverkehrsangebote, sondern ausschließlich für die Harzer Schmalspurbahnen gültig ist.

Harzer Schmalspurbahnen verrechnen nur noch 54 Euro

Zwar wird auch seit der Preisumstellung im Mai noch die „HarzTourCard“ angeboten, allerdings zu stark veränderten Konditionen: Zum einen kostet sie statt 34,50 jetzt 56 Euro - „bitter, aber erträglich“, wie die Leserin befindet -, vor allem aber lässt sich damit seither bei den Harzer Schmalspurbahnen nur ein Fahrkartengegenwert von 54 Euro abfahren.

Danach kann die „HarzTourCard“ nicht mehr auf den HSB-Strecken genutzt werden. Da dies bei drei Personen im besten Fall für eine einzige Hin- und Rückfahrt ausreicht, ist das Ticket in der Praxis für drei Tage unbrauchbar.

Die Harzer Schmalspurbahnen verteidigen die Tarifanpassungen indes. „Im konkreten Fall ist das natürlich ein großer Sprung“, sagt Sprecherin Heide Baumgärtner. Allerdings seien 96 Euro für drei Personen an drei Tagen durchaus gerechtfertigt. Zuvor wären die Konditionen der „HarzTourCard“ rund 20 Jahre unangetastet geblieben.

HSB: Konditionen der „HarzTourCard“ wurden 20 Jahre nicht verändert

In Ergänzung zum Hatix-Ticket, das Urlauber im Harz bei Übernachtung kostenlos erhalten und das für Busse und Bahnen gültig ist, werde das neue Kurzurlaubsticket der HSB seit der Einführung sehr gut genutzt. „Die Bahn fährt eben nicht von allein“, erklärt Baumgärtner die Preiserhöhung.

„Wir setzen historische Dampflokomotiven ein, unterhalten eine mehr als 140 Kilometer lange Eisenbahninfrastruktur und beschäftigen 260 Mitarbeiter.“ Die Tickets müssten dazu beitragen, dass der aufwendige Betrieb und damit der einzigartige Charme der Harzer Schmalspurbahnen erhalten bleiben kann.

Darüber hinaus sei man etwa 15 bis 20 Prozent unter den Löhnen vergleichbarer Eisenbahnunternehmen. „Wir haben große Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu halten“, sagt Baumgärtner.

Landtag genehmigte 1,5 Millionen Euro weiteren Zuschuss

Um diese Tariflücke zumindest zu verringern, hatte sich der Verkehrsausschuss des Landtags zuletzt auf eine zusätzliche Bezuschussung der HSB in Höhe von 1,5 Millionen Euro geeinigt. Die Finanzspritze muss jedoch noch vom Landtag abgesegnet werden. Mitte Dezember steht dafür der Beschluss des Haushalts an.

Bis Ende Februar bleiben die Preise bei der HSB konstant. „Da wird es definitiv keine Erhöhung geben“, so die Sprecherin. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn: Die erhöht zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember die Preise. Mit entsprechenden Reaktionen. (mz)