Großeinsatz über dem Bodetal Großeinsatz über dem Bodetal: Harter Kampf gegen meterhohe Flammen

Thale - Immer wieder sind am Dienstag in Thale die Geräusche von herannahenden Helikoptern zu hören. Die Hubschrauber mit den darunter baumelnden Wassertanks rücken einem Brand zu Leibe, den Feuerwehrleute am Boden zuvor vergeblich zu löschen versuchten.
In der Nacht zu Montag war das Feuer in den Bäumen am Hang der Rosstrappe ausgebrochen. Am Dienstagnachmittag rechnete die Feuerwehr damit, dass der Brand bis Mittwochabend gelöscht sein könnte.
Vom Brand war anfangs noch nichts zu sehen
Der erste Alarm zu einem Feuer an der Rosstrappe erreichte die Harzer Wehren am Sonntag gegen 23.20 Uhr. Zu sehen sei von den Bränden am Hang zu dem Zeitpunkt jedoch noch nichts gewesen, schildert Markus Kammerer, Pressewart der Freiwilligen Feuerwehr Thale. „Aber man hat deutlich gerochen, dass es hier irgendwo brennt.“
Um 16.02 Uhr am Montag ging der Pieper erneut - und wenig später, berichtete Wehrleiter Rainer Braune, schlugen die Flammen auf rund 150 Quadratmetern bis zu vier Meter hoch.
„Das Feuer breitet sich sehr aggressiv aus“, sagte er Montagabend. Seitdem sind die Brandschützer und weitere Helfer ununterbrochen vor Ort. Das Polizeirevier Harz sprach in einer Mitteilung Dienstagmittag von 7.000 Quadratmetern, über die sich der Brand, dessen Ursache noch unbekannt ist, erstreckte.
Hydrant baut zu wenig Wasserdruck auf
Dass die Löschversuche mit Strahlrohren am Boden gescheitert seien, begründet Kammerer mit dem unwegsamen Gelände an der Felsformation. Zudem hätten die Kameraden mit dem geringen Wasserdruck des Anschlusses auf der Rosstrappe zu kämpfen gehabt.
Eine zwischen Brandort und Hydrant aufgebaute Pumpe schaffte etwas Abhilfe, das schien aber nicht auszureichen: Die ungefähr 25 Schläuche, die auf dem halben Kilometer zwischen Berghotel und Hufabdruck hintereinandergeschaltet waren, lagen oft flach auf dem Fels, statt prall mit Wasser gefüllt zu sein.
So blieb den Kameraden nur die Hoffnung, dass sie am Dienstag aus der Luft unterstützt würden - rund 90 von ihnen, von den Ortswehren Thale, Neinstedt, Stecklenberg, Warnstedt, Weddersleben, Gernrode und Blankenburg, waren zwischenzeitlich im Einsatz, außerdem die Bergwacht und die Schnell-Einsatz-Gruppe des Arbeiter-Samariter-Bunds.
Gasthaus Königsruhe musste geräumt werden
Gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk bereiteten sie in der Nacht zum Dienstag eine nicht alltägliche Rettungsaktion vor. In der Absicht, Menschen zu schützen, räumten die Feuerwehrleute am selben Abend das Gasthaus Königsruhe und sperrten einen Abschnitt des Harzer Hexenstiegs, da der Brand bis auf 40 Meter an den Wanderweg herangekommen war.
Unzählige Male zehn Kilometer-Strecke zum Löschen abgeflogen
Tatsächlich trafen am frühen Dienstagmorgen zwei Löschhubschrauber der Bundespolizei und der Polizei Magdeburg im Harz ein. Sie tankten gegen 7 Uhr auf dem Flugplatz Ballenstedt Kraftstoff - und wenig später an der Rappbodetalsperre Wasser. Anschließend überquerten sie die rund zehn Kilometer zwischen dem Stausee und dem Thalenser Granitfels ungezählte Male, um den Brand zu bekämpfen.
Wie Kammerer erläuterte, haben die Wassertanks beider Helikopter zusammen ein Fassungsvermögen von rund 2.800 Litern.
Die vielen Glutnester sind kaum zugänglich
Im Lauf des Dienstags warfen die Helikopter also viele Tausend Liter Wasser auf die Rosstrappe. Dennoch musste Markus Kammerer bilanzieren: „Es kommt vereinzelt zu neuen Brandstellen mit einer starken Rauchentwicklung.“
Am Nachmittag teilten die Feuerwehrleute die Einsatzstelle neu auf: Während die Hubschrauber weiter versuchten, die oberen Bereiche zu löschen - dort war der Brand nach aktuellem Erkenntnisstand ausgebrochen -, kümmerten sich die Kameraden um vereinzelte Glutnester im Bodetal.
„An den Hängen finden wir brennende und glimmende Baumstämme“, beschrieb der Pressewart. Die Glutnester, die sie erreichten, griffen die Brandschützer mit Löschrucksäcken an. Anschließend sollte der Berg geflutet werden, um zu verhindern, dass sich neue Brandherde bilden. Dabei helfen der Feuerwehr ortsansässige Landwirte, die Wasser in eigenen Behältern auf die Rosstrappe fahren.
Als begünstigend für das Feuer machte Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU), der sich am Montag vor Ort ein Bild von der Lage machte, die Trockenheit der vergangenen Wochen aus. „Dass den ganzen Tag die Sonne geschienen hat, macht es nicht besser“, betonte er. Davor, dass im Harz Waldbrände aufgrund von Dürre auch an entlegenen Stellen ausbrechen können, warnen Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse und andere Feuerwehrchefs seit geraumer Zeit. (mz)