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Geschichte eines Denkmals Geschichte eines Denkmals: Jetzt wird Hand angelegt

Von Petra Korn 19.08.2016, 16:48
Klaus Wycisk, Angela Krug und Rolf Zogbaum (v.l.) schauen sich alte Fotos an aus der Zeit, als das  Denkmal eingeweiht wurde.
Klaus Wycisk, Angela Krug und Rolf Zogbaum (v.l.) schauen sich alte Fotos an aus der Zeit, als das  Denkmal eingeweiht wurde. Chris Wohlfeld

Reinstedt - Ecken und Teile der Betonsteine sind abgeplatzt, Fugen kaputt. Die Inschriften auf den Sandsteintafeln sind verwittert, die Namen, die unter den Jahreszahlen 1914 bis 1918 stehen, kaum noch erkennbar. Witterungseinflüsse haben deutliche Spuren hinterlassen an dem Denkmal, das neben der Kirche in Reinstedt steht und an die im Ersten Weltkrieg Gefallenen erinnert.

„Jedes Mal, wenn ich zum Friedhof gehe, habe ich diesen fortschreitenden Verfall vor Augen“, sagt Rolf Zogbaum, der in Reinstedt aufgewachsen ist und inzwischen seit vielen Jahren in Ermsleben wohnt. „Hier muss mal was passieren“, entschloss er sich schließlich, selbst die Initiative zu ergreifen.

Er setzte sich mit dem Reinstedter Ortsbürgermeister, dem Bürgermeister der Stadt Falkenstein/Harz, der Kirchengemeinde und der Denkmalschutzbehörde in Verbindung und nahm Kontakt zum Fernsehen auf. Mit seinem Ziel, das Denkmal für die Nachwelt zu erhalten, fand Rolf Zogbaum offene Ohren. „Es ist eine Stätte der Erinnerung. Die brauchen wir heutzutage nötiger als je zuvor“, sagt Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk. Hierzulande leben die Menschen seit mehr als 70 Jahren in Frieden - deutlich zu machen, dass das nicht immer so war, ist wichtig, so Wycisk.

Viel weiß man über das etwa 4,50 Meter hohe aus Beton- und Sandstein bestehende Denkmal nicht. „In der alten Chronik steht, dass Steine vom Friedhof zum Bau verwendet wurden“, sagt Rolf Zogbaum, der sich sehr für Heimatgeschichte interessiert. Vermutlich sind das die Sandsteinplatten.

Auf einer alten Postkarte ist notiert, dass das Denkmal 1919 errichtet und 1920 eingeweiht wurde. Wer die Initiatoren waren, ist unbekannt. Unter den auf dem Denkmal genanten Namen sind Mitglieder von Familien, die in Reinstedt bekannt und nicht arm waren, sagt Wolfgang Tiebe.

„Vielleicht haben einige Hinterbliebene die Initiative ergriffen.“ Beteiligt war wohl auch die Gemeinde; lautet doch eine der Inschriften: „Gewidmet ihren im Weltkrieg 1914 -1918 gefallenen Söhnen - die dankbare Gemeinde Reinstedt“.

Sich des Denkmals anzunehmen, „darüber haben wir schon vor 25 Jahren im Gemeinderat gesprochen“, sagt Wolfgang Tiebe. Gedacht war dabei daran, nicht nur an die Opfer des Ersten Weltkrieges zu erinnern, sondern ebenso an die des Zweiten Weltkrieges sowie Opfer jeglicher Gewalt. „Auch nach 1945 sind in Reinstedt Menschen abgeholt worden und nicht wiedergekommen“, sagt Tiebe. Doch letztlich nicht ausreichendes Interesse, neue Räte, das Hochwasser oder auch nicht bewilligte Fördermittel trugen dazu bei, dass alle Anläufe im Sand verliefern.

Hilfe auch von Firmen

Das soll nun anders werden. Bereits am Montag wird nun im Bereich des Denkmals Hand angelegt. In einem ersten Schritt soll gemeinsam mit den ortsansässigen Firmen Gerüstbau Lembke sowie Klug Metallbau - begleitet von einer MDR-Aktion - ein Dach auf vier Pfählen errichtet werden, das das Denkmal vor weiteren Witterungseinflüssen schützt. 9 Uhr geht es los, helfende Hände sind willkommen, sagt Rolf Zogbaum. „Und auch Leute, die sich interessieren“, ergänzt Angela Krug vom Gemeindekirchenrat.

Das Denkmal steht auf Grund und Boden, der der Kirche gehört, aber schon seit Jahrzehnten an die den Friedhof betreibende Gemeinde verpachtet ist. Dem Anliegen, das Denkmal zu restaurieren, „werden wir uns nicht verschließen“, sagt Angela Klug. Bis dahin bleibt aber noch einiges zu tun.

So soll jetzt eine Interessengemeinschaft gegründet werden, um das Denkmal als Stätte zur Erinnerung an alle Opfer von Gewalt für die Nachwelt zu erhalten. (mz)

Darstellung eines Feldgrauen
Darstellung eines Feldgrauen
Chris Wohlfeld
Das Denkmal aus der Zeit der Einweihung.
Das Denkmal aus der Zeit der Einweihung.
Chris Wohlfeld