Gemeinschaft Freie Feldlage Gemeinschaft Freie Feldlage : Ein weiter Weg bis zur Realität

Harzgerode - Zeigen, dass es hier vorangehe, wollten sie, sagt Julia Pleintinger. Sie ist Teil der Gemeinschaft Freie Feldlage in Harzgerode; lebt mit einer Hand voll Gleichgesinnter auf dem Gelände der ehemaligen Kinderlungenheilstätte. Sie teilen dieselbe Vision - von einer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft für 50 bis 80 Menschen, denen das 21 Hektar große Areal irgendwann dauerhaft ein Zuhause sein soll.
Öffnen wollen sie ihr Haus, den großen Saal im Hauptgebäude für Veranstaltungen nutzbar machen, Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste schaffen, die Großküche wieder in Betrieb nehmen, ein Café einrichten, Bildungsangebote etablieren - so könnte ein Wald-Kindergarten auf dem weitläufigen Areal unterkommen. Doch wird es dauern, bis aus der Vision Realität wird.
Gemeinschaft Freie Feldlage: Es wird sich keinen Illusionen hingegeben
Der Wiederaufbau der unter Denkmalschutz stehenden Heilstätte, die 20 Jahre lang leer stand, hat mit einer Reihe von Notsicherungen begonnen. Tropfen auf den heißen Stein? Wichtige Schritte auf einem langen Weg, einem sehr langen Weg.
Tobias Michaelis, Ansprechpartner in allen Dingen rund um die Bauvorhaben, gibt sich keinen Illusionen hin; die Dimensionen des Vorhabens vermag er für sich selbst in einem Satz zusammenzufassen: „Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr erleben werde, dass hier alles saniert ist“, sagt er. Er ist 30.
Gemeinschaft Freie Feldlage: Wasser hat große Schäden angerichtet
Inzwischen ist der Verfall an vielen Stellen - erst mal - gestoppt. Das Torhaus ist vor Wassereinbruch geschützt, sein Dach repariert. Sieben von zehn Gauben konnten erhalten werden, die anderen waren zu verfallen. Dennoch ist es „weit davon entfernt, bewohnbar zu sein“. In der ehemaligen Isolierstation solle mit Trapezblechen - das sei mit der Denkmalbehörde abgestimmt - das Schlimmste verhindert werden, erklärt Michaelis. Eindringendes Wasser hat hier große Schäden angerichtet.
Abgedichtet wurde auch schon das Dach des Oberarzthauses - und viel Holz entfernt, der Hausschwamm machte den Bauherren zu schaffen. Und derzeit wird an der alten Gärtnerei gearbeitet. Die Schornsteine waren marode, einer wurde schon neu hochgemauert.
Größte Baustelle war und ist der Saal: Das Dach wurde erneuert - mit Bitumenbahnen. „Es begehbar zu machen, wäre zu teuer geworden“, sagt Pleintinger, die sich die Öffentlichkeitsarbeit auf die Fahnen geschrieben hat, wenngleich die Idee mit auf der langen Liste all jener Dinge steht, die sich umsetzen ließen, wenn denn genug Geld da wäre. Früher wurde das Dach genutzt. Er habe sogar ein Bild gefunden, sagt Michaelis, auf dem seien Musiker zu sehen, die aufspielten.
Gemeinschaft Freie Feldlage: Bestimmte Auflagen müssen erfüllt werden
Im Saal selbst wird seit dieser Woche gebaut: Die Stützen aus Stahlbeton werden saniert. Doch das allein reicht nicht, um ihn für Veranstaltungen, wie Kinoabende oder Geburtstagsfeiern, zu öffnen. Sanitäreinrichtungen - Komposttoiletten sollen entstehen - braucht es, und auch hinsichtlich des Brandschutzes müssen hierfür und für die Wiederaufnahme der Wohnnutzung bestimmte Auflagen erfüllt sein.
So muss im Südflügel noch eine Brandschutzwand eingezogen werden, die den Saal vom restlichen Flügel abtrennt, und ein Löschwasserteich angelegt werden.
Gemeinschaft Freie Feldlage: Fachlich wird absolutes Neuland betreten
Für die Arbeiten an den Dächern und im Saal bekam die Gemeinschaft, eine eingetragene Genossenschaft, eine Förderung in Höhe von 115.000 Euro. Den eigenen Anteil mit eingerechnet, werden am Ende 165.000 Euro investiert worden sein.
Fachlich betreten Michaelis und die anderen am Ortsrand von Harzgerode Neuland: Keiner sei aus dem Baugewerbe, sagt er, der sich plötzlich mit Bausubstanz, Denkmalpflege und Förderprogrammen auseinandersetzt. Dabei ist er, ist die Gemeinschaft aber nicht sich selbst überlassen. In Harzgerode und anderen Gemeinschaften, die ähnliche Ideen schon seit vielen Jahren leben, finden sie Unterstützung.
Gemeinschaft Freie Feldlage: Gemeinschaften sind miteinander vernetzt
„Es gibt viele Projekte dieser Art“, sagt Pleintinger; viele dieser Gemeinschaften, Ökosiedlungen, seien über das Global Ecovillage Network Europe, einer weltweit agierenden Organisation, miteinander vernetzt. Dazu gehört das seit 1997 bestehende Ökodorf Sieben Linden im Altmarkkreis Salzwedel mit 140 Bewohnern.
Seminare werden dort angeboten, biologischer Landbau betrieben; es gibt unter anderem einen Naturwaren-Laden und einen Wildkräuter-Versand samt Onlineshop, einen Waldkindergarten, Angebote rund ums Pferd.
Auch in Thüringen, im Schloss Tonndorf, arbeitet eine ähnliche Gemeinschaft seit 2005 an der Verwirklichung ihrer Vision, zu der die Sanierung und die Unterhaltung der Anlage gehört, auf der es inzwischen ebenfalls eine Kindertagesstätte gibt. Ein weiteres Angebot besteht in der integrativen Tagesbetreuung für Menschen mit psychischer Erkrankung und seelischer Behinderung. Auch einen vegetarischen Catering-Service mit regionalen Produkten, eine Schlossimkerei und ein Café gibt es.
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Weitere Informationen zur Freien Feldlage in Harzgerode gibt es im Netz: www.freiefeldlage.de. (mz)
